WhatsAppitis oder WhatsApp Disease wird die Erkrankung wird die neue Erkrankung genannt, die entsteht, wenn man über einen längeren Zeitraum mit den Daumen auf dem Handy herumtippt. © zorandimzr / iStock / Getty Images Plus

Smartphone | Krankheit

SCHMERZEN IM DAUMEN DANK HANDY

Man sieht es in der Bahn, im Restaurant oder an der Bushaltestelle – Menschen, die die ganze Zeit auf ihrem Smartphone herumtippen, vor allem mit dem Daumen. Das dadurch jetzt aber auch eine neue orthopädische Zivilisationskrankheit entstanden ist, ist neu.

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WhatsAppitis oder WhatsApp Disease wird die Erkrankung in englischsprachigen Ländern genannt. Professor Dr. Stefan Langner, Handchirurg am Universitätsklinikum Leipzig warnt vor dem sogenannten Handy-Daumen: „Beim einhändigen Bedienen des Smartphones wird der Daumen überbeansprucht“. Die Größe des Handy-Displays sowie die Ausdauer, mit der die Menschen auf ihrem Handy herumtippen und in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, verstärkt das Problem zusätzlich.

Was aber macht der Daumen eigentlich? Zunächst einmal soll der Daumen das greifen der Hand unterstützen. Der Faustschluss im Anschluss ist demnach eine typische Bewegung für den stärksten Finger der menschlichen Hand. Was aber definitiv nicht zu seinen Aufgaben gehört ist eine dauerhafte Dehn- oder Abspreizbewegung. Die Konsequenz ist dann eine Überbelastung, die Schmerzen im daumenseitigen Handgelenk auslöst, erklärt der Handchirurg. „Der typische Patient ist heute 15 bis 25 Jahre, eigentlich kerngesund und total vernetzt. Früher war der typische Patient eine 65-jährige Frau, die ihr ganzes Leben gearbeitet hat. Sie litt unter Verschleißerkrankungen, zu denen auch eine klassische Sehnenscheidenentzündung im Daumenbereich gehörte“, so Langer.

Aufgrund dieser Unterschiede sind natürlich auch die Therapieoptionen eingeschränkt. Wie der Handchirurg erklärt, ist es nicht sinnvoll, dem jungen Smartphone-User Corticoide zu spritzen und eine Operation ist auch nicht wirklich sinnvoll. Zudem solle man in der Diagnostik Ruhe bewahren und nicht gleich zur Röntgenaufnahme, CT oder MRT greifen. „Eine Ultraschallaufnahme macht meist die geschwollene Sehne sichtbar“, so Langer. Er hat auch gleich einen Rat im Gepäck: „Handy weglassen – mit etwas Geduld lassen die Schmerzen nach einer Woche nach“.

Norina Weisenbilder vom Universitätsklinikum weiß, dass auch manuelle Therapien sinnvoll sind und helfen können. Mittels Ergo- und Physiotherapie können somit Faszien, Bindegewebe und Muskeln gelockert und gelöst werden. Ein Kinesio-Tape, dass sowohl am Daumensattelgelenk, als auch an der Daumenseite des Unterarms angebracht wird, könnte den langen Daumenbeuger stabilisieren. Als Prophylaxe-Maßnahme einfach beide Daumen einsetzen: „Dann müssen die Daumen keine großen Entfernungen auf dem Display zurücklegen und werden nicht überdehnt“, so die Ergotherapeutin.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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