Astronaut schwerelos im All© Georgethefourth / iStock / Getty Images Plus
Schwerelosigkeit beeinträchtigt das Immunsystem deutlich.

Raumfahrt | Krankheitserreger

IMMUNSCHWACHE ASTRONAUTEN

Schweben ist ungesund. Wir wissen schon lange, dass Astronauten im All an Muskelmasse verlieren. Neu ist: Ein Aufenthalt in der Schwerelosigkeit schwächt auch das Immunsystem der Raumfahrer. Woran das liegt, zeigt eine Studie.

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Es war schon bekannt, dass die Befreiung vom Effekt der Erdanziehung den Astronauten nicht guttut. Dieser unnatürliche Zustand kann zu Gesundheitsproblemen führen: Herzrhythmusstörungen, Blutdruckabfall, Dehydrierung und Knochenschwund. Schwerelosigkeit stört die menschliche Physiologie und beeinträchtigt das Immunsystem deutlich. Schon die Apollo-Missionen zwischen 1961 und 1972 zeigten: Mehr als die Hälfte der zurückgekehrten Astronauten fingen sich innerhalb einer Woche Infektionen ein. Bei einigen reaktivierten sich sogar im Körper ruhende Viren. Eine neue Studie liefert nun Hinweise darauf, was dahintersteckt.

Der Versuch

In simulierter Schwerelosigkeit (Mikrogravitation) wurde bereits erforscht, was das Immunsystem offensichtlich schwächt. Diesem Thema widmete sich auch ein Forscherteam, das von der bereits verstorbenen Millie Hughes-Fulford von der University of California in San Francisco (UCSF) geleitet wurde. Sie und ihr Team fanden bereits in früheren Untersuchungen Hinweise darauf, dass Weltraumaufenthalte die Reaktion von T-Lymphozyten schwächen.

Die Wissenschaftler*innen haben nun die Reaktionen verschiedener Vertreter der menschlichen Immunzellen auf schwache Schwerkraft untersucht. Dazu setzten sie mit motorgetriebener Rotation Zellen veränderten Schwerkraft-Effekten aus. Danach untersuchten die Forscher*innen die Immunzellen, um Rückschlüsse auf Veränderungen ihrer Aktivität zu ermöglichen. Daraufhin wurden diese mit Zellen verglichen, die normaler Erdbeschleunigung ausgesetzt waren.
 

Das Ergebnis

Die Studie bestätigte, dass die Aktivität von T-Lymphozyten bei schwachen Schwerkraftbedingungen zurückgeht. Doch die Analyseergebnisse zeigen noch mehr: Das geschwächte Immunsystem von Astronauten ist nämlich auch auf eine abnormale Aktivierung der regulatorischen T-Zellen zurückzuführen.

Diese sogenannten Suppressor-T-Zellen verhindern im „normalen“ Zustand durch Signalwirkungen die Entstehung von Autoimmunerkrankungen und „beruhigen“ das Immunsystem. Normalerweise aktivieren sich die regulatorischen T-Zellen, wenn keine Infektion mehr zu befürchten ist und die Immunantwort somit heruntergefahren werden kann. Der Mikrogravitation ausgesetzt, treten die Zellen allerdings schon in Aktion, bevor das Immunsystem herausgefordert wird.

Außerdem fanden die Forschenden Hinweise darauf, dass die Zellen bei unnatürlich schwacher Schwerkraft eine normale Immunantwort unterdrücken. Co-Autor Brice Gaudilliere von der Stanford University fasst zusammen:

„Es zeichnet sich ein Doppelschlag für das Immunsystem ab. Es kommt offenbar zu einer     Dämpfung der Aktivität der T-Lymphozyten und gleichzeitig zu einer Intensivierung der     immunsuppressiven Antwort durch die regulatorischen T-Zellen.“

Die Hoffnung

Die Forscher hoffen, dmit ihren Ergebnissen Strategien entwickeln zu  können. Mit dem Ziel, die gesundheitlichen Belastungen von Raumfahrern zu reduzieren. Dies werde immer wichtiger, so die Forscher. Denn, wie Erstautor Jordan Spatz von der UCSF erklärt: „Früher waren die meisten Astronauten jung und topfit – aber das hat sich geändert: Es wird nun zunehmend ältere und weniger gesunde Personen geben, die einer Mikrogravitation ausgesetzt sind. Vor diesem Hintergrund hoffen wir, dass es möglich wird, einige der negativen Auswirkungen dieses Zustands bei Weltraumaufenthalten abzuschwächen.“

Quelle: www.wissenschaft.de
 

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