Zu einer guten Zahnpflege gehören neben dem regelmäßigen Putzen auch ein halbjährlicher Besuch beim Zahnarzt und eine professionelle Zahnreinigung alle sechs Monate. © artisteer / iStock / Getty Images Plus

Interview

„ANGSTPATIENTEN SOLLTEN VERSUCHEN, SICH NICHT ZU STARK AUF DIE ANSTEHENDE BEHANDLUNG ZU FOKUSSIEREN"

Dr. Lutz Spanka ist Master of Science für Implantologie und Dentalchirurgie sowie Kieferorthopädie im ZahnZentrum Dr. Spanka & Kollegen in Hude. Wir haben uns mit ihm über sein Berufsfeld, Angstpatienten und Prophylaxe Maßnahmen unterhalten.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE: Warum sind Sie Zahnarzt geworden?

Dr. Lutz Spanka: Im Alter von zehn Jahren stürzte ich beim Spielen, hatte einen verletzten Zahn, aus dem eine große Schwellung resultierte, und wurde in die Uni-Zahnklinik Hamburg gebracht. Der Klinikaufenthalt hat mich sehr beeindruckt und von dem Moment an wollte ich auch den Beruf des Zahnarztes ergreifen.

Was fasziniert Sie an diesem Beruf?

Es ist die ideale Kombination aus intellektueller und handwerklicher Tätigkeit, bei der man sichtbare Erfolge erzielen und Menschen wirksam helfen kann.

Was raten Sie Menschen mit großer Angst vorm Zahnarzt?

Angstpatienten sollten versuchen, sich nicht zu stark auf die anstehende Behandlung zu fokussieren, sondern auf das angestrebte Ergebnis, also schöne und gesunde Zähne. Leiden Patienten unter sehr starker Zahnarztangst, können sie ihre Behandlung bei uns auch unter Narkose durchführen lassen. Neben der Vollnarkose, bei der Patienten den gefürchteten Eingriff komplett verschlafen, erfreut sich auch der Dämmerschlaf großer Beliebtheit. Dabei bleiben die Patienten zwar ansprechbar, fühlen sich allerdings unbeschwert, schläfrig und können sich im Nachhinein kaum an die Behandlung erinnern.

Bei Zahnfleischbluten, Aphthen oder kleinen Entzündungen ist die Apotheke oftmals die erste Anlaufstelle. Was sind Ihre Erfahrungen mit diesen Beschwerden? Was empfehlen Sie in Ihrer Praxis?

Betroffene sollten solche Beschwerden nicht unterschätzen, denn Zahnfleischbluten kann auf entzündetes Zahnfleisch hinweisen. Auch kleine Infektionen entwickeln sich unbehandelt eventuell zu einem großen Problem – bis hin zu Zahnausfall. Treten die Beschwerden häufiger auf, sollten Betroffene unbedingt einen Zahnarzt aufsuchen. Dieser stellt mithilfe des sogenannten PSI-Tests (‚Parodontal Screening Index‘-Tests) fest, ob eine Entzündung vorliegt. Bei Zahnfleischbluten empfehle ich desinfizierende Mundspülungen. Aphthen stellen hingegen oftmals harmlose Verletzungen der Mundschleimhaut dar, die selbstständig wieder abheilen. Häufig gehen sie allerdings mit leichten Schmerzen einher, die durch Gels, Mundsprays oder Salben mit Wirkstoffen wie Lidocain, Polidocanol oder Benzydamin behandelt werden können.

Wie oft sollte man zum Zahnarzt gehen und worauf sollte immer geachtet werden?

Zu einer guten Zahnpflege gehören neben dem regelmäßigen Putzen auch halbjährliche Besuche beim Zahnarzt. Außerdem empfehle ich alle sechs Monate eine professionelle Zahnreinigung vornehmen zu lassen, um Bakterien im Mundraum zu beseitigen.

Wie stehen Sie zu dem immer wieder kritisch diskutierten Zusatz von Fluorid in Zahnpasta und Co.?

Entgegen der weitverbreiteten Annahme schaden Fluoride nicht der Gesundheit. Tatsächlich kommen sie in jeder guten Zahnpasta vor. Zahlreiche Studien zeigen, dass der Stoff den Schmelz stärkt und dadurch das Kariesrisiko verringert. Bei Babys und Kleinkindern sollten Eltern allerdings Kinderzahnpasten verwenden. Diese enthalten eine geringere Dosis Fluorid von 500 Milligramm pro Kilogramm (ppm). Bei Zahnpasta für Erwachsene liegt der Fluoridgehalt in der Regel bei 1.500 ppm. Eine Überdosierung kann bei den frei verkäuflichen Zahnpasten nicht eintreten und hoch dosierte Präparate gibt es nur auf Verordnung.

Gilt das auch für die Gabe von Fluorid-Tabletten für Kleinkinder?

Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind zu viel Fluorid zu sich nimmt und eine Zahnfluorose, zu erkennen an weißen Flecken auf den Zähnen, bekommt. Diese Angst ist allerdings unbegründet. Alternativ zu den Tabletten reicht allerdings das Putzen der Zähne mit fluoridierter Kinderzahnpasta aus.

Welche Zahnerkrankungen lassen sich durch eine gute Prophylaxe verhindern?

Alle Krankheiten, die durch Plaque, also Bakterienbeläge, verursacht werden können. Dazu gehören zum Beispiel Karies oder Parodontitis. Bei Letzterer handelt es sich um eine Erkrankung des Zahnhalteapparats, ausgelöst durch eine bakterielle Infektion. Aufgrund der Infektion geht das entzündete Zahnfleisch zurück, der Zahn lockert sich und fällt im schlimmsten Fall raus. Um Zähne ein Leben lang zu erhalten, gilt es bakterielle Ablagerungen zu vermeiden und individuelle Prophylaxemaßnahmen einzuleiten.

Welche Beschwerden begegnen Ihnen besonders häufig?

In den letzten Jahren haben Zahnfleischentzündungen aller Art wie Parodontitis oder Gingivitis stark zugenommen. Laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie aus dem Jahr 2016 weist inzwischen jeder zweite Erwachsene eine Parodontitis auf. Die Hauptursache liegt in der höheren Lebenserwartung. Bei jüngeren Menschen gehen die Parodontitis-Erkrankungen allerdings zurück. Auch die Behandlung von Karies begegnet uns im Zahnarzt- Alltag regelmäßig. Hier lässt sich jedoch festhalten, dass die Zahl der an Karies erkrankten Menschen aufgrund guter Prophylaxe in den letzten Jahren ebenfalls stetig sinkt.

Bürste, Munddusche, Zahnseide – was braucht es wirklich für die tägliche Mundhygiene?

Neben dem regelmäßigen Zähneputzen – mindestens zweimal am Tag – helfen Zahnzwischenraumbürsten, Zungenreiniger und Mundspülungen dabei, gefährliche Bakterien dort zu beseitigen, wo die Zahnbürste nicht rankommt. Um besonders fest sitzende Beläge zu entfernen, empfiehlt sich zweimal jährlich eine professionelle Zahnreinigung. Viele Krankenkassen bezuschussen diese Leistung.

Das Gespräch für DIE PTA IN DER APOTHEKE führte Nadine Hofmann


Weitere Informationen finden Sie unter www.zzhu.de

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