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Gesundheitsberufe

PSYCHOTHERAPEUT

Depressionen, Ängste, Zwangserkrankungen – der Psychotherapeut diagnostiziert und behandelt seelische Erkrankungen. Um diese verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen zu können, hat er einen wahren Ausbildungsmarathon hinter sich.

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Psychotherapeut, Psychologe, Psychiater – diese Begriffe werden häufig synonym verwendet oder verwechselt. Fakt ist jedoch, dass es sich dabei um recht unterschiedliche Ausbildungen und Berufe handelt. Die Gemeinsamkeit: Alle beschäftigen sich mit der menschlichen „Seele“, der Psyche. Die wichtigsten Unterschiede: Ein Psychologe ist ein Hochschulabsolvent, der Psychologie studiert hat.

Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums hat der Psychologe die Möglichkeit, eine mindestens dreijährige psychotherapeutische Ausbildung zu absolvieren und sich so zum psychologischen Psychotherapeuten zu qualifizieren. Ähnlich wie ein Arzt oder Apotheker braucht der psychologische Psychotherapeut eine staatliche Zulassung. Die Approbation ist Voraussetzung, um als Psychotherapeut praktizieren, sprich seelische Erkrankungen diagnostizieren und behandeln zu dürfen.

Haben psychologische Psychotherapeuten eine Kassenzulassung, können sie anerkannte Behandlungsverfahren mit den Krankenkassen abrechnen. Für den Patienten ist die Therapie dann kostenlos. Bei einem Psychotherapeuten kann es sich nicht nur um einen entsprechend qualifizierten Psychologen handeln, sondern auch um einen Arzt mit der erforderlichen Zusatzausbildung.

So ausgebildete Mediziner werden als ärztliche Psychotherapeuten bezeichnet. Ein Psychiater ist ein Facharzt für Psychiatrie. Er beschäftigt sich mit der medizinischen Diagnose, Behandlung und Erforschung von psychischen Störungen. Eine wichtige Aufgabe des Psychiaters ist die Verordnung geeigneter Medikamente (Psychopharmaka). In neueren Facharztausbildungen für Psychiatrie ist die Psychotherapie bereits Teil der Ausbildung. Die Berufsbezeichnung lautet dann: Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Mit der Behandlung psychischer Störungen im Kindes- und Jugendalter beschäftigt sich der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut.

Wenn die Seele leidet Die Aufgabe des Psychotherapeuten besteht darin, seelische Erkrankungen und psychische Störungen mit Methoden der Psychotherapie zu diagnostizieren und zu behandeln. Patienten mit unterschiedlichen Erkrankungen können die Hilfe des Psychotherapeuten in Anspruch nehmen. Zum Behandlungsspektrum gehören zum Beispiel Depressionen, Ängste wie Phobien oder Panikattacken, Zwangserkrankungen, Essstörungen, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen.

Begleitend können psychotherapeutische Behandlungen auch bei körperlichen Erkrankungen eingesetzt werden, etwa bei starken Schmerzzuständen, neurologischen Störungen oder schwerwiegenden Krankheiten wie Krebs. So finden Krebspatienten beispielsweise Hilfe in psychotherapeutischen Praxen mit psychoonkologischem Schwerpunkt.

Verlernen lernen Die Psychotherapie kennt viele Behandlungsmethoden. Zu den bekanntesten gehört die Verhaltenstherapie, die unter anderem bei Depressionen, Ängsten und Zwangserkrankungen erfolgreich eingesetzt wird. Im Gegensatz zur – ebenfalls etablierten – Psychoanalyse setzt die Verhaltenstherapie nicht in der Vergangenheit, also in der Kindheit an, sondern ist darauf ausgerichtet, das gegenwärtige Verhalten des Patienten zu untersuchen und zu korrigieren.

Kerngedanke der Verhaltenstherapie: Problematische Verhalten wurden erlernt und können deshalb auch wieder „verlernt“ und durch angemessene Verhaltensmuster ersetzt werden. Bekannte Verfahren der Verhaltenstherapie, die der Psychotherapeut einsetzen kann, sind die Konfrontationsund die kognitive Verhaltenstherapie. Welches Therapiekonzept im Einzelfall sinnvoll und erfolgversprechend ist, hängt von Art und Ausmaß der Erkrankung ab, aber auch von individuellen Faktoren.

Chemie muss stimmen Wichtig zu wissen: Eine Behandlung beim Psychotherapeuten „wirkt“ nicht von heute auf morgen. Vielmehr ist sie in der Regel längerfristig angelegt. Viele Patienten suchen ihren Therapeuten über viele Monate oder sogar Jahre hinweg auf, um ihre seelische Krankheit zu überwinden oder zu lernen, besser mit ihr zu leben. In der Praxis finden die psychotherapeutischen Sitzungen oft wöchentlich statt und dauern etwa fünfzig Minuten.

Sehr wichtig ist es für den Behandlungserfolg, dass der Psychotherapeut neben Fachkompetenz auch Fingerspitzengefühl und viel Empathie besitzt. Und: Natürlich muss die Chemie zwischen Patient und Therapeut stimmen, damit sich das für die Therapie erforderliche Vertrauensverhältnis aufbauen kann. Um herauszufinden, ob man „zusammen passt“, sind meist mehrere Gespräche erforderlich.

Diese Erstgespräche werden als probatorische Sitzungen bezeichnet. Während der Psychotherapeut bei vielen behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankungen direkt mit der Krankenkasse abrechnet, gibt es auch Behandlungsangebote, die Patienten selbst bezahlen müssen. Dazu gehören zum Beispiel Ehe- und Lebensberatung bei einem Psychotherapeuten.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 10/16 ab Seite 110.

Andrea Neuen-Biesold, Freie Journalistin

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