Um das körpereigene Protein FHR1 ranken sich Hoffnungen: Es könnte die Antwort auf ein Medikament sein, das Entzündungsreaktionen zurückfährt. © gan chaonan / iStock / Getty Images Plus

Medikamentenforschung | FHR1

PROTEIN IDENTIFIZIERT, DAS ENTZÜNDUNGSREAKTIONEN GEGEN DEN KÖRPER RICHTET

Ein Eiweiß ist schuld: Ein Protein, das unser Körper selbst herstellt, löst autoinflammatorische Entzündungsreaktionen aus. Was eigentlich Teil des Heilungsprozesses sein soll, verschlimmert die Lage bei Patienten mit chronischen Gefäßentzündungen noch.

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Forscher aus Jena fanden heraus, dass ein Protein mit Namen FHR1 dieses unheilvollen Prozess in Gang setzt. Eigentlich sind Entzündungen ja sinnvolle Begleiterscheinungen bei Krankheiten: Besonders bei Infektionen durch Bakterien, Viren oder Pilze dienen sie dazu, die Vermehrung der Erreger durch eine Temperaturerhöhung zu bremsen und Bestandteile des Immunsystems zu aktivieren, die den Heilungsprozess unterstützen. Bei chronischen autoinflammatorischen Erkrankungen wie Vaskulitiden beispielswiese tritt die Entzündungsreaktion jedoch nicht in den Heilungsprozess über. Körpereigene Zellen geraten dann aus dem Gleichgewicht und die Krankheit wird verstärkt. Ihr Verlauf ist dann chronisch oder tritt schubweise auf und verursacht Beschwerden wie Fieber, Schmerzen und Müdigkeit.

Die Jenaer Forscher machten FHR1 für diesen biologischen Mechanismus verantwortlich. Das Protein bindet an absterbende Zellen, die bei verschiedenen Krankheiten im Menschen entstehen. Dabei setzt es eine Kettenreaktion in Gang, die die Krankheit noch verstärkt. Bestimmte chronische Krankheiten verursachen dabei durch den „Zellmüll“ Beläge in den Gefäßen, die die Blutzirkulation behindern. Davon sind besonders die Nieren betroffen, deren Filtrationsleistung dadurch sinkt.

Im Umkehrschluss decken die Ergebnisse der Studie sich mit der Beobachtung, dass ein Mangel an FHR1 vor bestimmten Krankheiten schützt. Das Protein könnte damit ein erfolgversprechendes Ziel für Medikamente sein, um Entzündungsreaktionen im Körper zurückzufahren. Antikörper, die FHR1 unterdrücken, wurden bereits erfolgreich in vitro getestet.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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