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Kolumne | Holger Schulze

PFLEGE IN GUTEN HÄNDEN?

Unsere Gesellschaft wird immer älter, längst kann der Pflegebedarf mit den vorhandenen Pflegekräften nicht mehr gedeckt werden. Sind intelligente Pflegeroboter denkbar?

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Kennen Sie das auch? Ein älterer Mensch in Ihrem privaten Umfeld, vielleicht ein Elternteil, wird plötzlich zum Pflegefall und Sie werden erstmal mit den damit verbundenen praktischen Problemen konfrontiert: Kann man noch zu Hause pflegen oder falls nicht, wie findet man schnell einen Pflegeplatz? Welche Einrichtung bietet die möglicherweise notwendige Spezialisierung, etwa bei Demenz? Und wer zahlt das Ganze?

Fragen Sie sich nicht auch manchmal, ob Sie selbst irgendwann in eine solche Situation kommen werden und ob dann noch jemand da sein wird, der Sie pflegt und den Sie auch bezahlen könnten? Die naheliegende Lösung, mehr Pflegekräfte auszubilden und zusätzliche Pflegeheime zu bauen, scheint bereits heute an ihre Grenzen gestoßen zu sein: Zu hoch ist der Bedarf an Pflegeplätzen, zu schlecht bezahlt ist das Personal. Wer also soll meine Generation pflegen, wenn es soweit ist?

Können Roboter einst den Pflegenotstand lösen?

Da es ganz sicher nicht zeitnah gelingen wird, alle altersbedingten Gesundheitsprobleme, die zu Pflegebedarf führen können, zu lösen, sind neue, kreative Denkansätze gefragt, und hier steht der Vorschlag des Einsatzes von Pflegerobotern im Raum: Wäre es denkbar, zumindest einen Teil der Pflege von Maschinen durchführen zu lassen, etwa körperlich schwere Leistungen wie Lagern, Körperpflege, Hilfe beim Toilettengang, vielleicht sogar physiotherapeutische Maßnahmen wie Gangübungen? Für viele mag die Vorstellung, von einem Roboter gewaschen zu werden, inakzeptabel sein: Wo bliebe der menschliche Kontakt, der persönliche Zuspruch, die Empathie der Pflegenden?

Solche und andere ethische Fragen wären sicherlich zu klären. Auf der anderen Seite basiert die spontane Ablehnung der Idee des pflegenden Roboters bei vielen aber wohl auf der Vorstellung, dass eine Maschine kalt und dumm ist und nur mechanisch stereotype Arbeitsschritte abarbeiten könne. Man käme sich praktisch vor wie ein Werkstück auf einem Fließband. Wäre das mit der Würde des Menschen vereinbar? Sicherlich nicht, es sei denn, wir erlebten eine völlig neue Generation intelligenter Maschinen.

Die aktuelle, rasante Entwicklung auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz (KI) lässt es realistisch erscheinen, dass es so etwas binnen einer Generation geben könnte: Roboter, die nicht nur humanoid aussehen, sondern sich auch so verhalten und kommunizieren können. So hat Google unlängst ein KI-System vorgestellt (Google Duplex), das angeblich natürlich kommunizieren und selbständig Telefonanrufe tätigen kann, ohne dass der Angerufene merkt, dass er mit einer KI spricht – Turing-Test also bestanden!

Auch wenn Google bislang nicht jeden von Duplex‘ Leistungsfähigkeit überzeugen konnte, es scheint außer Frage, dass wir solche Systeme in naher Zukunft sehen werden. Wenn man also von einer Maschine gepflegt werden könnte, die nie müde wird und keine Fehler macht, und der man noch nicht einmal mehr anmerkt, dass es sich nicht um einen echten Menschen handelt, wäre das doch besser, als gar nicht gepflegt zu werden, finden Sie nicht auch?

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/18 auf Seite 12.

Zur Person

Prof. Dr. Schulze Hirnforscher
Holger.Schulze@uk-erlangen.de 

Prof. Dr. Schulze ist Leiter des Forschungslabors der HNO-Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg sowie auswärtiges wissenschaft- liches MItglied des Leibniz-Instituts für Neurobiologie in Magdeburg. Seine Untersuchungen zielen auf ein Verständnis der Neurobiologie des Lernens und Hörens.
www.schulze-holger.de

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