Eine schwangere Frau cremt ihren Bauch ein
In der Schwangerschaft cremen viele Frauen verstärkt Bauch, Oberschenkel und Brust ein, um Dehnungsstreifen vorzubeugen. © Srisakorn / iStock / Getty Images Plus

Konservierungsmittel | Schwangerschaft

PARABENE KÖNNEN BEI KINDERN ZU ÜBERGEWICHT FÜHREN

Derivate von 4-Hydroxybenzoesäure (Parabene) werden seit längerem als „gefährliche Zusatzstoffe“ in Kosmetika diskutiert. Einige sind in der EU schon nicht mehr zugelassen. Daten der Mutter-Kind-Studie LINA lassen jetzt auf epigenetische Veränderungen von Kindern schließen, deren Mütter in der Schwangerschaft Paraben-haltige Kosmetika verwendet haben.

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Parabene wie Methyl-, Butyl- oder Propylparaben sind gängige Konservierungsmittel, nicht nur in Kosmetika, sondern auch in einigen Lebensmitteln. Ihr Zusatz wird aber zunehmend kritisch beurteilt, da man ihnen (teilweise) eine hormonähnliche Wirkung zuschreibt. 2004 sorgte beispielsweise eine Studie für Aufsehen, die Parabene in Verbindung mit Brustkrebs brachte. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt in seiner Untersuchung zu dem Ergebnis, dass beispielsweise Methyl- und Ethylparaben in einer Konzentration von bis zu 0,4 Prozent als sicher für alle Bevölkerungsgruppen anzusehen sind – was den Grenzen der EU-Kosmetikverordnung entspricht. Propyl- und Butylparaben können, nach Meinung des BfR, nicht abschließend bewertet werden, weshalb ihre Höchstemenge geringer ausfällt. Isopropyl-, Isobutyl-, Pentyl-, Benzyl- und Phenylparaben sind seit 2004 verboten. Ein generelles Verbot hält das BfR aber für nicht sinnvoll, da andere Konservierungsmittel deutlich höhere allergene Potenziale aufweisen.

So der Stand der Dinge. WissenschaftlerInnen vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sagen nun gemeinsam mit KollegInnen der Universität Leipzig sowie der Charité und dem Berlin Institute of Health (BIH) aber folgendes: Nehmen Schwangere Parabene über die Haut auf, kann dies negative Folgen für die spätere Gewichtsentwicklung des Kindes haben. Die durch Parabene hervorgerufenen epigenetischen Veränderungen an der DNA des Kindes sollen dazu führen, dass die natürliche Regulation des Sättigungsgefühls im Gehirn gestört wird. Als Indiz diente den Forschern die Langzeit-Kohortenstudie LINA, in der die Bedeutung von Umweltbelastungen auf die Entwicklung des Kindes untersucht wurden – zum Beispiel hinsichtlich des Allergierisikos, des Gewichts oder des Auftretens von Atemwegserkrankungen.

„Zunächst wollten wir wissen, ob die im Urin von Schwangeren aus der Mutter-Kind-Kohorte gefundenen Parabene einen Einfluss auf die Gewichtsentwicklung ihrer Kinder haben“, erklärt die ehemalige UFZ-Forscherin Prof. Irina Lehmann, heute am Berlin Institute of Health (BIH) und an der Charité – Universitätsmedizin Berlin tätig. „Wir entdeckten dabei einen positiven Zusammenhang zwischen den Konzentrationen von Butylparaben im Urin der Mütter und einem erhöhten Body-Mass-Index der Kinder – insbesondere der Töchter – bis hin zum achten Lebensjahr.“ Aus den Fragebögen ging hervor, dass die aufgenommenen Parabene aus Kosmetika stammen, die lange Zeit auf der Haut verbleiben, etwa Lotionen oder Körpercremes. Zunächst gingen die Forscher von einer Stimulation der Fettzellendifferenzierung durch Parabene aus – diese These ließ sich im Zellversuch jedoch selbst bei hohen Butylparabenkonzentrationen nicht belegen.

Also setzten sie die Haut von Mäusen dem Konservierungsmittel aus und beobachteten, dass deren weibliche Nachkommen ein höheres Gewicht entwickelten und auch mehr fraßen, als die Nachkommen der Kontrollgruppe. Daraufhin schauten sie sich Gene der Hungerregulation im Gehirn der Kinder-Mäuse an – genauer gesagt das Proopiomelanocortin (POMC)-Gen, das maßgeblich an der Entstehung des Sättigungsgefühls beteiligt ist. Es zeigte sich, dass dies bei den jungen Mäusen deutlich herunterreguliert war. Eine epigentische Veränderung verhinderte das Ablesen des entsprechenden Genabschnittes. „Bei der Gewichtsentwicklung spielen natürlich noch weitere Faktoren eine wichtige Rolle, wie etwa eine hyperkalorische Ernährung sowie mangelnde Bewegung. Dennoch scheinen Parabene in der Schwangerschaft ein Risikofaktor für die Entstehung von Übergewicht darzustellen“, erklärten die ForscherInnen.

Welche Dauer diese Veränderungen haben, können die WissenschaftlerInnen noch nicht sagen, doch eine Empfehlung aussprechen können sie: „Werdende Mütter sollten während der sensiblen Phasen von Schwangerschaft und Stillzeit mit Blick auf die künftige Gesundheit ihres Kindes unbedingt auf parabenfreie Produkte zurückgreifen.“

Farina Haase,
Apothekerin/Online-Redaktion

Quellen:
https://www.deutschesgesundheitsportal.de/2020/02/12/uebergewicht-durch-kosmetik-nutzen-schwangere-parabenhaltige-cremes-kann-das-folgen-haben/?indication=
https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/parabene-kosmetik-konservierungsstoffe-umweltkommissar-100.html 

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