Für Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, ist die Prävention mit niedrigdosiertem ASS obligat – aber wirkt sie immer? © stevanovicigor / iStock / Getty Images Plus

Herzinfarkt | Blutgerinnungshemmung

NUR NORMALGEWICHTIGE HABEN PROPHYLAXE-SCHUTZ DURCH ASS

Risiko-Patienten erhalten zur Prävention von Herzinfarkt und Schlaganfall in der Regel eine tägliche Dosis von 75 bis 100 mg Acetylsalicylsäure (ASS). Forscher diskutieren nun die Sinnhaftigkeit dieser Gabe bei adipösen Personen.

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Über sogenanntes Low-dose-ASS wird sowieso schon länger diskutiert. Zum Beispiel, ob eine Primärprophylaxe mit niedrigdosiertem ASS immer sinnvoll ist. Immerhin stehen die potenziellen, wenn auch mit einem geringen Risiko behafteten Nebenwirkungen, wie zum Beispiel einem erhöhten Blutungsrisiko oder Magenschleimhaut-Schädigungen, der ASS-Gabe an prinzipiell gesunde Menschen einer nicht abschätzbaren präventiven Wirkung gegenüber. In der Sekundärprophylaxe, also wenn ein Schlaganfall oder Herzinfarkt bereits erlitten wurde, ist es zur Standardmedikation geworden. Obwohl auch hier immer wieder berichtet wird, dass die Thrombozytenaggregation bei vielen Menschen nur unzureichend gehemmt wird. Neben einer Nichteinnahme könnten auch ein vermehrter Abbau des Wirkstoffes oder eine überdurchschnittlich hohe Produktion an Thrombozyten schuld sein – oder eben auch ein höheres Gewicht oder eine Adipositas.

Peter Rothwell und sein Team von der Universität Oxford haben nun den Einfluss des Körpergewichts auf die Thrombozytenaggregationshemmung durch ASS in einer Meta-Analyse untersucht. Dafür wurden neun Studien zur kardiovaskulären Primärprävention mit rund 103 000 Patienten und vier Studien zur Sekundärprophylaxe mit etwa 13 000 Probanden ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass eine tägliche Dosis von 75 bis 100 mg ASS nur bei Personen mit einem Körpergewicht unter 70 kg das Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis senkt. Für die Probandengruppe über 70 kg wurde mit der Low-Dose-ASS-Gabe sogar ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen festgestellt. Erst ab einer täglichen Dosis von mindestens 325 mg ASS konnte eine nachweisbare Prävention erreicht werden.

Die Studie deutet also darauf hin, bei Personen über 70 kg eine höhere Dosis ASS anzusetzen, um wirklich eine kardiovaskuläre Protektion zu erreichen. Dies müsse allerdings noch durch weitere Kontroll-Studien überprüft werden. Schließlich steht auch hier der Nutzen wieder dem Risiko gegenüber – das Risiko für unerwünschte Wirkungen wie intestinale Blutungen erhöht sich dadurch nämlich auch.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Ärzteblatt

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