Kinderkrankheiten
NOCH IMMER NICHT AUSGEROTTET
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Die Infektion verläuft in den meisten Fällen äußerst mild. Wenn überhaupt eine Erkrankung auftritt, liegt die Inkubationszeit zwischen 4 und 35 Tagen. Nur bei etwa fünf Prozent der Patienten treten grippeähnliche Symptome wie Fieber, Übelkeit, Hals-, Kopf- und Muskelschmerzen auf.
Man bezeichnet dieses Stadium als abortive Poliomyelitis. Die unspezifische, fieberhafte Erkrankung dauert zwei bis drei Tage und weist keine zentralnervösen Erscheinungen auf. Eine zweite Patientengruppe entwickelt zusätzlich eine aseptische Meningitis. Die Genesung verläuft rasch und die Krankheit ist innerhalb weniger Tage vollständig überstanden.
Schwerwiegende Verläufe möglich Bei der paralytischen Poliomyelitis erreichen die Erreger die motorischen Nervenzellen im Rückenmark, welche für die Kontrolle der Muskulatur zuständig sind. Daher kann es im Rahmen der Erkrankung unter Umständen zu Lähmungen verschiedener Körperbereiche kommen. Nach einigen beschwerdefreien Tagen zeigen sich erneut Krankheitsanzeichen wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen oder allgemeine Muskelschwäche.
Im paralytischen Stadium treten Lähmungen der Extremitäten auf, die sich im schlimmsten Fall auf die Zwerchfell- und Atemmuskulatur ausbreiten und zum Tode führen können. Bei Kindern unter fünf Jahren ist die Lähmung eines Beins die häufigste Folgeerscheinung. Die meisten Lähmungen gehen im Laufe der Zeit jedoch wieder von alleine zurück, jedoch verbleiben in einigen Fällen Spätfolgen wie Wachstumsstörungen oder Gelenksteife.
IMPFERFOLGE
Es gibt sie bereits in Indien: Das Epidemiologische Bulletin berichtete erst im Januar, dass Indien nach einer massiven Kampagne nun poliofrei ist. Indien galt als Land, indem die Ausrottung des Virus sehr schwierig sei. Daher zeigt das Ergebnis, dass auch in solchen Ländern mit ungünstigen Bedingungen eine Bekämpfung nicht unmöglich ist.
Bei manchen Patienten beobachtet man noch Jahrzehnte nach der Infektion das Postpoliomyelitissyndrom. Die Beschwerden reichen von leichten bis mäßigen Beeinträchtigungen bis hin zu neurologischen Problemen. In einigen Fällen stabilisieren sich die Symptome, anderenfalls führen sie zu einer progressiven Muskelatrophie.
Impfen schützt Es existiert keine ursächliche Behandlung gegen Polio, lediglich die Impfung schützt vor Infektionen. Eine vollständige Immunisierung setzt sich aus fünf Impfungen (in der Regel mit Kombinationsimpfstoffen) im Säuglings- und Jugendalter zusammen. Nach einer überstandenen Erkrankung besteht eine lebenslange Immunität.
Mitte Oktober 2013 wurden in der Provinz Deir Al Zour in Syrien Fälle der Poliomyelitis identifiziert, obwohl die Erkrankung eigentlich als eradiziert galt. Betroffen waren kleine, ungeimpfte Kinder unter zwei Jahren. Die Ursache für die Ausbrüche dürfte vermutlich in der stark verminderten Durchimpfungsrate gelegen haben, denn bevor der Konflikt vor mehr als zwei Jahren ausbrach, waren in Syrien nahezu alle Kinder gegen Polio immunisiert.
Die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut hat aufgrund des Polioausbruchs in Syrien zu der Impfsituation Stellung genommen und rät Eltern hier zu Lande, den Status ihrer Kinder zu überprüfen und gegebenenfalls fehlende Impfungen nachzuholen. Aufgrund der Flüchtlingsbewegungen aus Syrien besteht die Gefahr einer Einschleppung der Viren nach Deutschland. Das Risiko einer Übertragung existiert insbesondere dort, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben und gleichzeitig die Möglichkeit einer Viruseinschleppung vorliegt (Flüchtlingsunterkünfte aus Gebieten mit Poliorisiko).
Den Artikel Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 04/14 ab Seite 76.
Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)