Teströhrchen © jarun011 / iStock / Thinkstock
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Geschlechtskrankheiten

NICHT UNTERSCHÄTZEN!

In Deutschland erkranken jedes Jahr ungefähr 300 000 Menschen an einer Chlamydieninfektion, vor allem junge Erwachsene bis 25 Jahre. Unbehandelt kann die Infektion zu Unfruchtbarkeit führen.

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Die Infektion mit Chlamydien (Chlamydia trachomatis) gehört zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten. Davon betroffen sind insbesondere sexuell aktive junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren, wobei sich Frauen häufiger infizieren als Männer. Hierbei reicht bereits ein einmaliger ungeschützter vaginaler oder analer Geschlechtsverkehr für eine Ansteckung aus.

Gleiches gilt für die gemeinsame Nutzung von Sexspielzeug, wenn dieses mit infizierter Schleimhaut oder infektiösen Flüssigkeiten wie Vaginalsekret oder Lusttropfen in Kontakt gekommen ist. Hingegen ist eine Übertragung durch Küssen oder das gemeinsame Benutzen von Handtüchern oder Bettwäsche nicht möglich. Werden die Erreger oral aufgenommen, können sie die Rachenschleimhaut befallen, jedoch wird dadurch meist keine Erkrankung ausgelöst.

Häufig ohne Beschwerden Erste Symptome der Erkrankung können sich etwa ein bis drei Wochen nach der Infektion zeigen. Sie umfassen wässrigen oder eitrigen Ausfluss (auch aus dem After, wenn die Analschleimhaut infiziert wurde), Juckreiz, Schmerzen beim Wasserlassen und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Bei Frauen kann es zudem zu Zwischenblutungen kommen. Die Symptome können auch ohne Behandlung recht schnell wieder vergehen.

Die Infektion hingegen bleibt, sodass die Betroffenen weitere Sexualpartner anstecken können. Das wirklich Tückische an einer Chlamydien-Infektion ist jedoch, dass sie bei der Hälfte der infizierten Männer und bei bis zu 80 Prozent der infizierten Frauen völlig symptomlos verläuft. Hierdurch besteht nicht nur ein hohes Risiko für die weitere Verbreitung der Erreger, sondern auch für mögliche Spätfolgen, da die Erkrankung nicht behandelt wird.

Spätfolge Unfruchtbarkeit Bei etwa 40 Prozent der Infektionen kommt es ohne Behandlung zu Gebärmutter- und Eileiterentzündungen, die mit Symptomen wie Fieber und Unterleibsschmerzen einhergehen können. Als Folge der Entzündungen kann es zu Verklebungen und Narbenbildungen kommen, wodurch Eileiterschwangerschaften begünstigt werden. Schreitet die Infektion sehr weit fort, kann sie sogar zu Unfruchtbarkeit führen.

Man geht davon aus, dass in Deutschland etwa 100 000 Frauen aufgrund einer Chlamydieninfektion keine Kinder bekommen können. Bei Männern sind Entzündungen der Harnröhre, der Nebenhoden oder der Prostata möglich, die im schlimmsten Fall ebenfalls zur Unfruchtbarkeit führen können. Infiziert sich eine Schwangere mit Chlamydien, ist das Risiko einer Frühgeburt erhöht, wobei die Erreger beim Neugeborenen auch eine Lungenentzündung oder eine Bindehautentzündung auslösen können.

Schnelles Testergebnis Eine akute Chlamydieninfektion kann über einen Abstrich oder einen Urintest nachgewiesen werden. Ein Bluttest kann hingegen nur Aufschluss darüber geben, ob der Körper bereits einmal mit Chlamydien in Kontakt gekommen ist und Antikörper dagegen gebildet hat. Beim Arzt ist der Chlamydientest für Frauen bis 25 Jahre einmal im Jahr kostenlos, ansonsten kostet er, je nach Umfang, zwischen 30 und 120 Euro. Der Arzt macht einen Urintest und darüber hinaus noch einen Abstrich der Gebärmutterhalsschleimhaut.

Auf die Ergebnisse muss man in der Regel ein paar Tage warten. Ein Heimtest geht zwar schneller, ersetzt aber bei negativem Ergebnis trotz Symptomen nicht den Arztbesuch. Bei positivem Ergebnis muss auch der Sexualpartner mitbehandelt werden, um einen Pingpong-Effekt auszuschließen. Zudem sollte bis zum Ende der Behandlung auf Geschlechtsverkehr verzichtet werden. Um die Ansteckungskette zu durchbrechen, sollten zudem alle Sexualpartner über das Testergebnis informiert werden. Behandelt wird eine Chlamydien-Infektion mit Antibiotika aus den Gruppen der Tetrazykline, Makrolide oder Chinolone. Rechtzeitig erkannt, heilt sie folgenlos aus.

Meist verläuft die Erkrankung symptomlos. Die Spätfolgen sind das Gefährliche.


Schleimhäute in Balance
Beim Geschlechtsverkehr sollten immer Kondome benutzt werden, auch für Sexspielzeug. Kondome können die Infektion zwar nicht 100-prozentig vermeiden, das Risiko aber drastisch reduzieren. Intimhygiene ist ein weiterer wichtiger Punkt, um eine Besiedlung mit Krankheitserregern zu vermeiden. Gute Ernährung und ausreichende Bewegung stärken das Immunsystem und können so ebenfalls zur Vorbeugung einer Chlamydien-Infektion beitragen. Häufig treten jedoch gerade bei Frauen die Infektionen auch nach einer Antibiotikakur wieder auf. Möglicherweise liegt das an einer gestörten Scheidenflora, die Krankheitserregern einen guten Nährboden bietet. Fragen Kundinnen Sie nach einem Schnelltest für Chlamydien, empfehlen Sie daher am besten gleichzeitig einen Test auf bakterielle Vaginose, besonders dann, wenn die Infektion schon häufiger aufgetreten ist.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 02/17 ab Seite 82.

Dr. Holger Stumpf, Medizinjournalist

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