© maridav / 123rf.com
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Akne

NICHT NUR EIN TEENIE-PROBLEM

Eine gute Beratung zur Behandlung und Pflege der fettigen Haut hilft den Betroffenen und schärft das pharmazeutische Profil von Apotheker und PTA.

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Akne ist eine der häufigsten Hauterkrankungen. Etwa achtzig bis neunzig Prozent der Jugendlichen leiden mehr oder weniger stark unter Mitessern, Pickeln und Entzündungen im Gesicht und auf dem Rücken. Dreißig Prozent von ihnen haben schwere Verläufe, die eine ärztliche Therapie erfordern. Zum Glück verschwindet sie meist spontan nach Austritt aus der Pubertät. Nur wenige Erwachsene leiden unter Akne .

Formen Gekennzeichnet ist Akne durch eine Entzündung der Talgdrüsen. Die Erkrankung manifestiert sich hauptsächlich an den Körperregionen, die große Talgdrüsen besitzen, also vor allem im Gesicht und am Rücken. Dort erscheint die Haut großporig und glänzend.

Die Akne vulgaris ist die häufigste endogene Form und wird in verschiedene Stadien eingeteilt: die nicht-entzündliche Komedonen-Akne, die papulopustulöse Form als Mischung aus Komedonen und entzündlichen Pusteln und die Akne nodosa, die durch große gerötete und entzündete Knoten charakterisiert ist - die schwerste Ausprägungsform. Neben der Akne vulgaris gibt es die seltene Akne conglobata und die Akne fulminans, die von starken Entzündungen begleitet wird.

Zu viel Talg Für das Ausbrechen der Akne werden verschiedene Faktoren verantwortlich gemacht: genetische Disposition, Hormone, bakterielle Besiedlung der Follikel und eine erhöhte Verhornungsneigung. Liegt neben einer erhöhten Talgproduktion zusätzlich eine Verhornungsstörung der Haarfollikel vor, kann der überschüssige Talg nicht mehr nach außen abgegeben werden und vergrößert so die Follikel. Es bildet sich ein Hornpfropf – im Volksmund Mitesser genannt.

TIPPS FÜR DEN PATIENTEN
+ Regelmäßige Reinigung der Haut mit milden Waschsyndets
+ Desinfektion der entzündeten Hautregionen mit alkoholischen Lösungen
+ Feuchtigkeitsreiche, fettarme Hautcremes verwenden
+ Wöchentliches Peeling
+ Professionelle Ausreinigung alle paar Wochen durch eine Kosmetikerin

Komedonen können „weiß“ und geschlossenen oder „schwarz“ und offen sein. Bei einem offenen Komedo weitet sich die Talgdrüsenöffnung und der mit Melanin beladene Komedo kann fachmännisch durch Herausdrücken entfernt werden. Bei einem geschlossenen bleibt die Talgdrüsenöffnung klein, der Komedo wächst kontinuierlich bis der Hautfollikel unter entzündlichen Prozessen aufbricht.

Reinigung und Pflege Ziel sollte sein, die übermäßige Talgproduktion zu reduzieren, die Verhornungen zu entfernen und entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken. Mit sanften Peelings werden Mitesser geöffnet und abgestorbene Hautschuppen entfernt. Täglich sollte die Haut mit Gesichtstonika oder einer Reinigungslotion gereinigt werden. Gut geeignet sind milde Syndets mit einem sauren pH-Wert (5,5). Zur Tagespflege können PTA und Apotheker eine leichte O/W-Emulsion empfehlen, die Feuchtigkeit spendet. Um kleine Hautunreinheiten abzudecken, gibt es getönte Pflegeprodukte.

 Lokal oder systemisch Bei leichter bis mäßiger Komedonenakne wird ausschließlich topisch behandelt, auf Reinigung und Pflege gesetzt und die manuelle Reinigung durch die Kosmetikerin empfohlen. Zu den keratolytischen Wirkstoffen zählen Salicylsäure, Retinoide, Azelainsäure und Benzoylperoxid. Letzteres wird als Creme oder Gel auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Dort entstehen durch metabolische Spaltung Benzoesäure und atomarer Sauerstoff.

»Gekennzeichnet ist Akne durch eine Entzündung der Talgdrüsen.«

Der Sauerstoff wirkt antibakteriell und hemmt die durch Bakterien ausgelöste Lipolyse des Talgs zu Glycerin und freien Fettsäuren. Der Wirkstoff ist stark bleichend. Azelainsäure wirkt desinfizierend im Talgdrüsenfollikel, reguliert die Verhornungsstörung und wirkt antikomedogen. Erythromycin, Clindamycin und Tetracycline sind lokal angewendete Antibiotika, die antibakteriell auf Propionibakterien in Papeln oder Pusteln wirken. Tetracycline, besonders Minocyclin, werden auch systemisch bei stärkeren Verläufen angewendet.

Neu ist ein topisches Kombinationsmittel aus Tretinoin und Clindamycin. Die Fixkombination soll die gestörte Verhornung normalisieren, die Propionibakterien reduzieren und antiinflammatorisch wirken. Vorteilhaft ist, dass durch die keratolytische und antikomedogene Wirkung von Tretinoin das Antibiotikum tiefer zum Follikel gelangen und dort antibakteriell wirken kann.

Retinoide, die natürlichen und synthetischen Derivate von Vitamin A, haben mehrere Angriffspunkte gegen Akne: Die Hornzellen innerhalb des Follikels verkleben nicht mehr und oberflächliche Hautzellen werden besser abgeschilfert. Dadurch kann der Talg besser abfließen. Die Neubildung von Komedonen wird verhindert und die Talgdrüsen schrumpfen. Zu den Retinoiden gehören Tretinoin, Isotretinoin, Acitretin und Adapalen, ein Retinoid der dritten Generation.

Tretinoin und Vitamin-A-Säure, werden heute wegen starker lokaler Nebenwirkungen kaum noch angewendet. Unter der Therapie kommt es zunächst zu einer Verschlimmerung des Hautzustands mit Rötung, Juckreiz und Austrocknung der Haut. Isotretinoin und Acitretin haben ein günstigeres Nebenwirkungsspektrum. Besonders bei schweren Akneformen und starker Narbenbildung gilt das orale Isotretinoin als Goldstandard der Therapie. Aufgrund der teratogenen Wirkung sollte bei Frauen bis einen Monat nach der Therapie ein sicherer Empfängnisschutz gesichert sein.

Die Akne während der Pubertät hängt oft mit einer steigenden Androgenproduktion zusammen. Antiandrogene, wie Cyproteronacetat, Chlormadinonacetat oder Dienogest, werden wegen ihrer Nebenwirkungen bei Männern nur bei Frauen eingesetzt. Antiandrogene verdrängen Androgene von den Rezeptoren, üben jedoch selbst keine androgene Wirkung aus. Die Talgproduktion wird gedrosselt und Verhornungsstörungen aufgehoben. Günstig ist diese Therapie, wenn Frauen sowieso eine orale Kontrazeption bevorzugen. Die Therapie sollte etwa sechs Monate fortgesetzt werden, um einen langfristigen Erfolg zu gewährleisten.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 05/14 ab Seite 64.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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