Engmaschige Kontrollen und die Bestimmung ausgewählter Laborparameter soll den Krankheitsverlauf bei Morbus Crohn positiv beeinflussen. © fotoquique / iStock / Getty Images Plus

Krankheitsmanagement | Morbus Crohn

NEUES THERAPIEZIEL: VOLLSTÄNDIGE KRANKHEITSKONTROLLE

Besserten sich die Symptome des Morbus Crohns, wurde die Therapie bislang als gut befunden. Neue Ansätze wollen mehr: Durch frühes Eingreifen soll der Krankheitsverlauf modifiziert und vollständig kontrolliert werden.

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Bei der chronisch entzündlichen Darmerkrankung Morbus Crohn können Entzündungen der Schleimhäute in praktisch jedem Abschnitt des Verdauungstraktes auftreten. Bei den meisten Patienten sind Dick- und Dünndarm betroffen, es treten vorrangig Durchfälle, krampfartige Schmerzen und Gewichtsverluste auf – in der Regel schubartig. Eine Heilung ist zurzeit nicht möglich, doch können bestimmte Medikamente die schubfreien Phasen verlängern und die Symptome in ihrer Schwere reduzieren. Danach richtete sich bislang auch der Therapieansatz. Doch hier tritt bereits die erste Schwierigkeit auf: Laut einer Befragung innerhalb der CALM-Studie (Effect of tight control management on Crohn's disease) empfinden 40 Prozent der Crohn-Patienten ihren Schweregrad anders als ihr Arzt. Mit dem konventionellen Therapiemanagement können zudem nicht immer die Therapieziele (Remissionsfreiheit, Besserung der Symptome) erreicht werden.

In der CALM-Studie wurde daher die Effizienz der mittlerweile vielerorts etablierten Treat-to-Target (T2T)-Strategie geprüft. Diese beinhaltet eine engmaschige Kontrolle der Patienten, bei der wichtige Entzündungsparameter so regelmäßig überprüft werden können. Dazu zählen zum Beispiel das C-reaktive Protein (Blutprobe) oder Calprotectin (Stuhlprobe). In der Studie wurde untersucht, ob die Therapie mit dem Antikörper Adalimumab besser gesteuert werden kann, wenn eine regelmäßige Bestimmung dieser Parameter stattfindet. Verglichen wurde gegen ein konventionelles Management (KM), bei dem der Arzt bei Routine-Kontrollen den Stand der Symptomatik abfragt, ohne klinische Parameter. Die Probanden litten alle unter mittelschwerem bis schwerem aktiven Morbus Crohn und erhielten eine Adalimumab-Therapie.

Knapp 46 Prozent der T2T-Probanden erreichten eine Heilung der Schleimhäute, in der KM-Gruppe lag dieser Anteil bei rund 30 Prozent. Die T2T-Gruppe erlangten außerdem signifikant häufiger remissionsfreie Phasen. Dadurch konnte die Studie zeigen, dass eine engmaschigere Kontrolle unter Einbeziehung der klinischen Parameter zu einer besseren Krankheitskontrolle des Crohns führt als das konventionelle Management, das sich nur an den Symptomen orientiert.
Dadurch ließe sich auch flexibler auf die Therapie reagieren; Schemata könnten schneller angepasst, Komplikationen verhindert und letztlich die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Medical Tribune, 54. Jahrgang, 11. Januar 2019; 23
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