Sollte der menschliche Körper ein Organ aufweisen, das noch keiner entdeckt hat? Das Interstitium sieht unter dem Mikroskop so ähnlich aus wie ein Schwamm. ©kuczin/ iStock / Thinkstock

Interstitium | In-Vivo-Mikroskopie

NEUES ORGAN ENTDECKT?

Möglicherweise haben Forscher ein neues Organ entdeckt. Das Interstitium könnte wichtig für die Verbreitung von metastasierenden Krebszellen sein – und somit ein Forschungsansatz für eine neue Therapie.

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Natürlich gibt es das Interstitium schon lange, zumindest dem Namen nach: Er bedeutet ein Zwischengewebe, das aus Kollagenfasern besteht und das Flüssigkeiten beherbergt, vom Aufbau her ähnlich wie ein Schwamm. Dieser Schwamm hat allerdings auch Ab- und Zuleitungen (ähnlich wie ein Kabelschacht oder ein Kanalsystem). Man hat ihm bisher keine besondere Beachtung geschenkt, zu unauffällig war dieses Gewebe – weshalb es auch bei Proben unterm Mikroskop immer nur in ausgetrocknetem Zustand untersucht wurde, und zwischen den Bündeln von Kollagenfasern konnte auch ein findiger Wissenschaftler nichts Besonderes entdecken.

Doch die Mikroskopie hat Fortschritte gemacht: In vivo entdeckten nun Ärzte der New York University School of Medicine ein Netzwerk unzähliger mit Flüssigkeit gefüllter Kammern, und zwar als sie den Gallengang eines Patienten mit einer endoskopischen Mikroskopie-Methode untersuchten. Aufmerksam geworden, betrachteten sie auch das übrige Bindegewebe des Menschen. Und siehe da, sie fanden das Interstitium mit seinen Zu- und Ableitungen praktisch überall.

Damit ein solches Gebilde Organ genannt werden darf, muss es eine ganz spezielle Aufgabe im Körper erfüllen. Der nicht an der amerikanischen Studie beteiligte Michael Zeisberg – immerhin Experte für das Interstitium an der Universitätsklinik Göttingen, misst den Ergebnissen der Kollegen große Bedeutung bei, „da es vorstellbar ist, dass diese Kanäle als Straßen für metastasierende Krebszellen oder auch für heilende Botenstoffe dienen“, sagte er der Berliner Zeitung „Tagesspiegel“

Alexandra Regner,
PTA, Redaktion

Quelle: Tagesspiegel 
   Die Welt

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