Antibiotikaresistenzen sind ein Problem - neue Forschungen zeigen, dass die Wirkung der Medikamente durch Nahrungsergänzungsmittel reaktiviert beziehungsweise verstärkt werden kann. © Gam1983/ iStock / Getty Images Plus

Antibiotika | Kombinationen

NEUES DREAMTEAM: SPECTINOMYCIN MIT VANILLIN

Dass Bakterien immer resistenter gegen gängige Antibiotika werden, ist bereits länger bekannt. Forscher haben jetzt einen ganz neuen Ansatz zur Bekämpfung dieses Problems gefunden – mit einem verblüffenden Resultat. Ausgerechnet der Aromastoff der Vanille half ihnen auf die Sprünge.

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Ursprünglich testeten die Wissenschaftler um Ana Rita Brochado vom Europäischen Laboratorium für Molekularbiologie (Embl) in Heidelberg, wie 3000 verschiedene Kombinationen von Antibiotika und andere Mitteln auf Bakterien wirkten. Dabei ging es um grundsätzliche Wechselwirkungen zwischen den untersuchten Stoffen. Das Ziel: Man wollte die Antibiotika sozusagen „aufpeppen“, um ihnen eine zusätzliche Waffe gegen resistente Keime zu geben.

Denn antibiotikaresistente Bakterien sind besonders für immungeschwächte Menschen eine Gefahr. Gerade bei Tuberkulose wirken mindestens zwei Antibiotika nicht mehr, warnt die Weltgesundheitsorganisation WHO; 250 000 Menschen sterben pro Jahr an resistenten Erregern. Auch gegen Lungenentzündung oder Harnwegsinfekte helfen die gängigen Medikamente oft nicht mehr.

Das Team vom Embl kombinierte nun insgesamt 79 Stoffe – darunter Antibiotika, andere Medikamente und Nahrungsmittelzusätze – jeweils paarweise und pickte sich dann drei Bakterien heraus, die besonders oft Resistenzen aufwiesen. Pseudomonas aeruginosa, Escherichia coli und Salmonella typhimurium kamen auf den Prüfstand. Das Ergebnis war eher mau: Die meisten getesteten Kombinationen schwächen die antibiotische Wirkung sogar noch ab. Doch immerhin bei 500 Fällen gab es einen verstärkenden Effekt. Einige Paarungen wurden sogar bei multiresistenten Bakterien getestet und zeigten ein positives Ergebnis!

Und dabei erwies sich ausgerechnet eine Variation mit einer Zutat aus der Backstube als eine echte Entdeckung: Spectinomycin mit Vanillin stellte sich als Dreamteam heraus. Der Aromastoff sorgte dafür, dass Spectinomycin leichter in die Bakterienzelle kam und dort das Wachstum lahmlegte. Eigentlich war das Antibiotikum einmal entwickelt worden, um Anfang der 1960er-Jahre gegen die Geschlechtskrankheiten Gonorrhoe und Tripper vorzugehen. Deren Bakterien haben aber bereits Resistenzen dagegen entwickelt, sodass das Medikament nicht mehr oft zum Einsatz kommt. Mit dem neuen Partner Vanillin könnte es allerdings ein ungeahntes Comeback erleben. Besonders interessant ist übrigens an dieser Kombination, dass Vanillin sonst eher zu zusätzlichen Resistenzen führte – nur mit Spectinomycin verstärkten sich die beiden Stoffe gegenseitig.

Alexandra Regner,
PTA/Redaktion

Quelle: Apotheke adhoc

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