In Deutschland sind Nahrungsergänzungsmittel beliebt und werden zum Teil täglich konsumiert. Sie stellen jedoch keine Alternative für eine gesunde, ausgewogene Ernährung dar. © akz / 123rf.com

Ernährung | Nährstoffe

NEUE HÖCHSTMENGENVORSCHLÄGE FÜR NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL

In Deutschland nimmt ungefähr jeder Dritte täglich ein Nahrungsergänzungsmittel zu sich – oftmals ohne Indikation, denn viele dieser rund 33 Prozent führen ohnehin einen gesunden Lebensstil mit ausgewogener Ernährung. Wann ist viel zu viel?

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Hersteller versprechen unter anderem ein besseres Wohlbefinden, schönere Haut und schnelleres Haarwachstum, zudem handelt es sich ja um Nahrungsergänzungs- und keine Arzneimittel, weshalb ihre Einnahme immer unschädlich ist – oder? Soweit zumindest die Vorstellung einiger Konsumenten, die täglich zum selbstverschriebenen Vitamin- oder Mineralstoffpräparat greifen. Da es sich in den seltensten Fällen um apothekenpflichtige Produkte handelt, sind die heilversprechenden Mittel auch in Drogerie und Supermarkt (meist ohne jegliche Beratung) erhältlich. Wird das Präparat doch in der Apotheke erworben, erfährt man meist auf Nachfrage: „Das nehme ich für mein Wohlbefinden ein!“ oder ähnliche Aussagen, die weder auf einen nachgewiesenen Mangel noch auch auf ein für zusätzliche Supplementation indiziertes Beschwerdebild hindeuten. Zu den Kassenschlagern beispielsweise gehören Magnesium, Calcium oder Zink. Doch die zusätzliche Einnahme hat nicht immer den positiven Effekt, den man sich erhofft.

Bereits vor 15 Jahren beschloss das Europäische Parlament Höchstmengen für Nahrungsergänzungsmittel festzulegen, bis heute ist man allerdings auf EU-Ebene noch zu keinem Entschluss gekommen. Eine Expertengruppe des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) unter der Leitung von Frau Dr. Anke Weißenborn hat nun seine Vorschläge für Höchstmengen maximal enthaltener Vitamine und Mineralstoffe erneuert (aktualisierte Tabellen unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00003-017-1140-y unter Punkt 3.3 Vorschläge für Höchstmengen in NEM). Die Werte ermittelte das BfR mit Hilfe der Differenz zwischen der höchsten tolerierbaren Tagesaufnahmemenge und der Zufuhr bei einer nährstoffreichen Ernährung. Wird die höchste tolerierbare Tagesaufnahmemenge überschritten, besteht laut BfR zwar nicht zwangsläufig eine Gesundheitsgefährdung, das Risiko hierfür sei allerdings erhöht. Bei kontrovers diskutierten Stoffen (z.B. Vitamin D) oder solchen, bei denen eine der Größen fehlte (z.B. Biotin, Vitamin B12, K, E), entschieden die Experten anhand von Einzelfallbetrachtungen.

Ein hohes Risiko für unerwünschte Effekte bei Überschreitung der höchsten tolerierbaren Tagesaufnahmemenge sehen die Wissenschaftler für Vitamin A, Calcium, Kupfer, Zink, Eisen und beta-Carotin. Gerade letzteres wird oft in der Lebensmittelindustrie als Farbstoff eingesetzt, zum Beispiel in Obst- oder Gemüsesäften, wodurch bereits durch einen hohen Konsum dieser Lebensmittel die Grenze überschritten werden könne und es dann nicht auch noch als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden sollte. Ein geringes Risiko bestünde wiederum für Vitamin B1, B2, B12, Biotin und Pantothensäure. Grundsätzlich beurteilen die Experten den Einsatz bei einer ausgewogenen Ernährung mit einer ausreichenden Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen als überflüssig, räumten aber auch ein, dass es bei manchen Stoffen noch erhebliche Wissenslücken gebe und die Maximaldosen immer an neue wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst werden müssten.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Weißenborn A et al. J Consum Prot Food Saf 2018; online first (aus Medical Tribune 53. Jahrgang, Nr.7, 16. Februar 2018)

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