Ein Mädchen mit großer Brille schneidet eine Grimasse und schielt dabei.
Im NRF gibt es eine neue Rezeptur: Augentropfen für Kinder gegen Kurzsichtigkeit und Schielen. © Bilanol / iStock / Getty Images Plus

Atropinsulfat | Rezeptur

NEUE AUGENTROPFEN FÜR KINDER IM NRF

In der vor Kurzem eingetrudelten Ergänzungslieferung 2020/2 des NRF findet sich etwas wirklich Neues: Atropinsulfat-Augentropfen für Kinder, zur Vermeidung von Kurzsichtigkeit und/oder des Schielens. Sie ist unter der Herstellungsvorschrift 15.34 eingetragen.

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Belladonna, also Atropin, findet sich in der Natur im Stechapfel, in Tollkirschen und Alraunen. In Engelstrompete und Bilsenkraut. Getreu dem Leitsatz des Galen „Die Dosis macht das Gift“ setzt man es medizinisch nur in sehr kleinen Mengen ein und es findet vor allem in der Ophthalmologie, der Augenheilkunde, Verwendung. Zahlreiche Studien belegen mittlerweile, dass gering dosierten Zubereitungen gut verträglich sind.

Im Rezeptebuch „Neues Rezepturformularium“ (NRF), das in jedem Apothekenlabor steht, wurde mit den Atropinsulfat-Augentropfen 0,01 Prozent (NRF 15.34) eine stabile und sicher anzuwendende Augentropfenlösung aufgenommen – in Österreich gibt es sie schon.

100 Gramm (g) Lösung setzen sich wie folgt zusammen:

  • Atropinsulfat (Monohydrat) 0,01 g
  • Natriumchlorid 0,85 g
  • Edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung 0,1%, 5,0 g
  • Wasser für Injektionszwecke ad 100 g

Die verwendete Stammlösung wird nach NRF S. 18 hergestellt.

Konservierungsmittel ist Benzalkoniumchlorid; je nach verwendeter Stammlösung erhält die fertige Rezeptur einen pH-Wert von 4,6 oder 5,3. Das ist ein Kompromiss: Atropinsulfat ist vor allem im Sauren stabil – ein neutraler pH-Wert, der besser für das Auge verträglich wäre, würde zum schnelleren Abbau des Wirkstoffs führen. Normalerweise wird die edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung in einer Konzentration von zehn Prozent in ophthalmischen Rezepturen eingesetzt. In der neuen Vorschrift gibt es sie in fünfprozentiger Konzentration, denn da das Natriumedetat den pH-Wert im Auge weiter verringert, wurde die Konzentration gemindert. Das stellt laut NRF auch kein mikrobiologisches Risiko dar.

Die Abfüllung erfolgt in vorverpackte sterile Augentropfflaschen; der Filter sollte dabei eine Porenweite von 0,22 Mikrometern aufweisen. Die Aufbrauchsfrist beträgt vier Wochen; die Dosierung bestimmt der Arzt! Als Richtwert gilt die tägliche Anwendung vor dem Schlafengehen.

Wendet man dauerhafte Augentropfen mit Benzalkoniumchlorid an, kann das zu unterschiedlichen unerwünschten Effekten führen (endotheliale Schädigungen, epitheliale Ödeme oder bullöse Keratopathien). Bei längerfristiger Anwendung sollten ärztliche Kontrollen erfolgen. Das Konservierungsmittel kann außerdem die Stabilität des Tränenfilms herabsetzen.

Alexandra Regner,
PTA und Medizinjournalistin

Quelle: apotheke adhoc  

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