Forschung | gram-negative Bakterien
NEUE ANTIBIOTIKAKLASSE SEIT MEHR ALS 50 JAHREN ENTDECKT
Seite 1/1 1 Minute
Klingt prinzipiell erst einmal super. Allerdings kann man es erst als Neuentdeckung deklarieren, wenn sich die Arylomycine als wirksam und sicher beim Menschen herausstellen. Dies gestaltet sich schwieriger als gedacht, da gram-negative Bakterien wie Escherichia coli, Klebsiella pneumoniae, Pseudomonas aeruginosa und Acinetobacter baumannii eine doppelte Zellmembran besitzen, wodurch wiederum eine Vielzahl von Antibiotika davon abgehalten werden, die Zielstruktur zu erreichen.
Dr. Christopher Heise und sein Team vom Pharmaunternehmen Genentech haben in einer Untersuchung Derivate von Arylomycinen genauer unter die Lupe genommen. Bei Arylomycinen handelt es sich um makrozyklische Lipopeptide aus Streptomyces, die zur Gattung der Actinobakterien gehören. Diese wiederum hemmen die bakterielle Typ-1-Signalpeptidase (SPase), ein essenzielles Enzym der Zellmembran, das andere Enzyme sowohl in Proteine als auch in kleinere Peptide spaltet. Betrachtet man die gram-negativen Bakterien, so sieht man, dass die SPase zwischen der zytoplasmatischen und der äußeren Membran angelegt ist. Aus bisherigen Untersuchungen ging hervor, dass eben dieses Ziel von Arylomycinen nicht erreicht wird, da die Naturstoffe selbst nicht durch die äußere Membran hindurchkommen.
Doch das synthetische Arylomycin mit dem Kürzel G0775 gibt sich nicht so leicht geschlagen. Die Forscher haben herausgefunden, dass das Arylomycin eine höhere Targetspezifität und bessere, atypische Penetrationseigenschaften aufweist als die Naturstoffe. Mit Blick auf die Zellkulturen ist festzuhalten, dass die Bakterien sehr empfindlich auf G0775 reagierten. Dies haben auch Versuche an Mäusen bestätigt.
Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion
Quelle: Pharmazeutische Zeitung