Patienten, die unter Rheumatoider Arthritis leiden, könnten künftig von einem neuen Entzündungsmechanismus profitieren. © seb_ra / iStock / Getty Images Plus

Rheuma | Nikotin

NEUARTIGER ENTZÜNDUNGSMECHANISMUS ENTDECKT

Es wurde schon länger vermutet und nun durch neue Forschungsergebnisse verstärkt: ein möglicher Zusammenhang zwischen Rheuma und Nikotinmissbrauch. Ein neuartiger Entzündungsmechanismus könnte nun auch neue Therapiemöglichkeiten bieten.

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Für Patienten, die unter Rheumatoider Arthritis (entzündliches Gelenkrheuma) leiden, gibt es gute Neuigkeiten. Ein internationales Forscherteam um den Greifswalder Rheumatologen PD Dr. Lukas Bossaller hat einen neuen Entzündungsmechanismus entdeckt, der künftig in der Therapie eine große Rolle spielen könnte. Diese Form des Rheumas wurde bislang vorrangig bei Rauchern in deren Lungenproben nachgewiesen und könnte eine Erklärung dafür sein, warum sich eben genau diese Rheumaform so stark bei Rauchern ausprägt.

Was passiert genau bei einer Rheumatoiden Arthritis? Hier liegt eine chronische Entzündung der Gelenke zugrunde, an der etwa jeder hundertste Mensch in seinem Leben erkrankt. Bislang sind die genauen Ursachen für die Entstehung unbekannt. Allerdings wird in der Wissenschaft vermutet, dass die genetische Veranlagung und Umweltfaktoren eine große Rolle dabei spielen, dass sich die natürlichen Abwehrkräfte bei Betroffenen gegen die eigenen Gelenke und Organe richten.

Ein wichtiger diagnostischer Marker zum Nachweis einer Rheumatoiden Arthritis sind Autoantikörper, die gegen citrullinierte Oberflächenstrukturen von körpereigenen Eiweißmolekülen gerichtet sind, sogenannte „anti-citrullinierte Peptid-Antikörper“ (ACPAs). Unter Citrullinierung versteht man die Umwandlung der Aminosäure Arginin in die verwandte Aminosäure Citrullin. Solche Antikörper weisen eine hohe Spezifität und Sensitivität in der Rheumadiagnostik auf und können schon vor Ausbruch der Erkrankung auftreten. Zudem sind solche Autoantikörper bei einer besonders schweren Form der rheumatischen Gelenkzerstörung zu finden.

Wurden Autoantikörper gegen citrullierte Eiweißmoleküle bei dieser Rheumaform festgestellt, führte das zu einer gestörten Aktivität von Enzymen, die das Arginin zu Citrullin umwandeln und damit zur Entstehung der Krankheit. Solche Enzyme werden Peptidylarginin-Deiminasen (PAD) genannt. Die Blutplasmaproben und auch die Gelenkinnenhaut von Menschen, die unter dieser Form von Rheuma leiden, zeigen hohe Konzentrationen an citrullinierten Eiweißmolekülen.

Bislang noch nicht bekannt ist die Abfolge von Ereignissen, die zur Aktivierung dieser PAD-Enzyme während einer Entzündungsreaktion führen. Die Wissenschaftler haben nun erstmals festgestellt, dass es in Fresszellen zu einer ausgeprägten Citrullinierung körpereigener Proteine kommt, wenn diese Zellen einen entzündlichen Zelltod sterben. „Darüber hinaus konnten wir erkennen, dass eine Blockade der PAD-Enzyme auch die gesundheitsgefährdende Entzündung durch das ‚Inflammasom‘ – einem Eiweißkomplex in den Fresszellen, vermindert“, erläuterte PD Dr. Lukas Bossaller. „Das ist insofern ein wichtiges Ergebnis unserer Studie, weil sich daraus neue und erfolgversprechende Therapieansätze für betroffene Patienten entwickeln könnten.“

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft

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