Eine Operation an der Schilddrüse geht meistens recht zügig. Die anschließende Nachsorge allerdings verläuft nicht immer optimal. © Shidlovski / iStock / Getty Images Plus

Schilddrüse | Operation

NACHSORGE FÜR PATIENTEN VERBESSERN

Wenn Menschen an der Schilddrüse operiert werden müssen, geht das normalerweise recht zügig. Manche müssen im Anschluss für kurze Zeit oder auch dauerhaft Calcium und Vitamin D einnehmen. Nicht immer verläuft diese Behandlung optimal. Eine Studie zeigt nun: Es kann sowohl zu einer Über- als auch Unterversorgung kommen.

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Kennen Sie die vier erdnussgroßen Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyroideae) und ihre wichtige Funktion für den menschlichen Organismus? Jede von ihnen produziert das Parathormon (PTH), das den Calciumstoffwechsel reguliert. Tritt bei einer Operation nun der Fall ein, dass diese verletzt oder sogar entfernt werden, ist ein Hormonmangel oft die Folge. Ein solcher Hypoparathyreoidismus wird von Experten als die häufigste Komplikation nach einer totalen Schilddrüsenentfernung eingestuft und hat meist einen Calciummangel zur Folge. Schlussfolgernd müssen die Betroffenen dann vorübergehend oder auch dauerhaft Calcium zu sich nehmen. Mit einer zusätzlichen Einnahme von Vitamin D wird die Calcium-Aufnahme aus dem Darm gesteigert. Eine solche Substitution wird solange beinehalten, bis sich die Werte des Patienten stabilisiert haben.

Wurde der Patient aus dem Krankenhaus entlassen, wird die Nachsorge meist von den Hausärzten übernommen. Ärzte des Schilddrüsenzentrums an der Raphaelsklinik in Münster haben nun anhand einer Studie gezeigt, dass eine solche Versorgung nicht immer optimal verläuft. Anhand eigener Patientendaten bewerteten Dr. Erik Hermann Allemeyer und seine Mitarbeiter die Qualität der Nachbehandlung nach einer totalen Thyreoidektomie. Hierfür wurden insgesamt 117 Patienten über einen Zeitraum von 8 bis 32 Monaten postoperativ untersucht und über den Behandlungsablauf beim Hausarzt befragt. Bei über der Hälfte der Patienten wurde direkt nach der Operation ein Hypoparathyreoidismus festgestellt.

Aber wie sieht es nach der Nachuntersuchung aus? Hier hatten nur noch sieben einen Hormonmangel, bei den anderen 110 Patienten hatten sich die Nebenschilddrüsen erholt. Von denjenigen, die einen permanenten PTH-Mangel aufwiesen, nahmen insgesamt sechs Calcium und Vitamin D ein. Allerdings hatten zwei von ihnen zu niedrige Calciumwerte. Um einen solchen Abfall frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden, empfehlen die Forscher eine erhöhte Anzahl von Laborkontrollen. In der Praxis sieht das leider etwas anders aus. Zehn Probanden, die bereits postoperativ einen Hormonmangel hatten, gaben an, dass der Hausarzt keine Calciumkontrollen vorgenommen habe, und fünf wussten es nicht.

Wesentlich höher ist sogar noch die Problematik der Unter- und Überversorgung angesiedelt. Knapp ein Viertel der Probanden, bei denen in der Nachuntersuchung kein PTH-Mangel festgestellt wurde, substituierten dennoch Calcium und Vitamin D. Allemeyer sagt hierzu, dass dies wegen der hohen jährlichen Therapiekosten und möglicher Nebenwirkungen vermieden werden sollte. Die Forscher geben daher die Empfehlung, die Nachsorge zu optimieren und engmaschiger laufen zu lassen. Bedeutet konkret, dass Patienten mit permanentem Hypoparathyreoidismus eine ausreichende Substitution erhalten und bei Patienten, deren PTH-Werte normal sind, die Substitution eingestellt wird.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung



Originalpublikation
: DOI: 10.1055/a-0860-6137

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