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Jugendliche | Untersuchung

MUSIZIEREN FÖRDERT BILDUNGSERFOLGE

Jugendliche, die schon in jungen Jahren Musikunterricht hatten, haben bessere Schulnoten als andere. Darüber hinaus sind sie gewissenhafter, offener und ehrgeiziger.

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Das sind die zentralen Ergebnisse einer Untersuchung auf der Basis von Daten der Langzeitstudie Sozio-oekonomisches Panel im DIW Berlin. „Vor allem Jugendliche aus weniger gebildeten Familien profitieren vom Musikunterricht“, sagt SOEP-Direktor Jürgen Schupp, der die Studie gemeinsam mit dem DIW-Ökonomen Adrian Hille erstellt hat. Die Studie ist kürzlich online in der renommierten Fachzeitschrift „Economics of Education Review“ erschienen.

Für ihre deutschlandweit repräsentative Untersuchung hatten die DIW-Forscher die zwischen 2001 und 2012 erhobenen Angaben von knapp 4.000 Jugendlichen analysiert. Bei ihren Berechnungen konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die 17-Jährigen, die seit ihrem achten Lebensjahr musizierten.

Im Detail zeigt die Analyse der SOEP-Daten: Jugendliche, die schon in jungen Jahren Musikstunden hatten, haben bessere Schulnoten als andere. Besonders Jugendlichen aus weniger gebildeten Familien kommt der Musikunterricht zugute. Im Vergleich zu ihren Altersgenossen aus ähnlichen Herkunftsfamilien, die keinen Musikunterricht hatten, können sie im Durchschnitt wesentlich bessere Schulnoten vorweisen. Unter Jugendlichen aus gebildeteren Familien sind die Unterschiede wesentlich geringer.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Jugendliche, die von Kindesbeinen an musizieren, sind gewissenhafter als andere. Darüber hinaus sind sie offener, und auch ehrgeiziger: Die Berechnungen der Forscher zeigen, dass sie mit einer um acht Prozent höheren Wahrscheinlichkeit als andere das Abitur und danach ein Studium anstreben.

In ihren Analysen konnten die Forscher belegen, dass ein direkter Zusammenhang zwischen Musikunterricht in jungen Jahren und besseren Bildungserfolgen besteht. Dieser Zusammenhang bleibt auch bestehen, wenn zahlreiche Merkmale der Eltern statistisch berücksichtigt werden, zum Beispiel deren Bildungsniveau und Einkommen. Nur zum Teil lässt sich der Bildungserfolg der musizierenden Jugendlichen durch deren Elternhäuser erklären.

Gleichwohl entscheidet die Bildung der Eltern noch immer maßgeblich darüber, ob Jugendliche außerhalb der Schule musizieren oder nicht. Nach wie vor nehmen vor allem Jugendliche aus höheren sozialen Schichten Musikstunden. Die Wissenschaftler fordern daher eine stärkere staatliche Förderung von außerschulischem Musikunterricht, an dem Jugendliche unabhängig von der sozialen Stellung ihrer Eltern teilnehmen können. Als Beispiel nennen sie das Programm „Jedem Kind ein Instrument“ (JeKi), das es Kindern ermöglicht, ein Jahr lang kostenlos ein Instrument zu lernen. „Mit Hilfe solcher Initiativen können schlummernde Potenziale von Jugendlichen geweckt werden und es besteht die Chance, soziale Ungleichheit abzubauen“, sagt Adrian Hille.

STICHWORT SOEP
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist die größte und am längsten laufende multidisziplinäre Langzeitstudie in Deutschland. Das SOEP im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) wird unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft (WGL) als Teil der Forschungsinfrastruktur in Deutschland von Bund und Ländern gefördert. Mehr als 500 Forscherinnen und Forscher im In- und Ausland nutzen derzeit die SOEP-Daten für ihre Studien.
Für das SOEP werden seit 1984 jedes Jahr vom Umfrageinstitut TNS Infratest Sozialforschung mehrere tausend Menschen befragt. 2015 werden es etwa 25.000 Befragte in knapp 15.000 Privathaushalten sein. Die Daten des SOEP geben unter anderem Auskunft über Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung, Gesundheit und Lebenszufriedenheit. Weil in jedem Jahr dieselben Personen befragt werden, können nicht nur langfristige gesellschaftliche Trends besonders gut analysiert werden, sondern auch die gruppenspezifische Entwicklung von Lebensläufen.

Die Studie:
How Learning a Musical Instrument Affects the Development of Skills. Adrian Hille, Jürgen Schupp In: Economics of Education Review 44 (2015), S. 56–82

Link zur Studie:
www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0272775714000995

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw)

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