Zahnbürsten © micha360 / iStock / Getty Images
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MUND- UND ZAHNERKRANKUNGEN

Für Ihre Kunden gibt es jede Menge gute Produkte, um Zähne, Zahnfleisch und die Mundschleimhaut gesund zu halten. Aber mal ehrlich: So überzeugend viele Artikel auch sind, man kann schon leicht den Überblick verlieren.

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Einen breiten Raum im Sortiment nehmen schon seit einigen Jahren die Interdentalbürstchen zur Reinigung der Zahnzwischenräume ein. Dabei ist die Auswahl der passenden Größe sehr wichtig: Einerseits soll der Zahnzwischenraum ausgefüllt werden, andererseits darf der Drahtkern den Zahn selbst nicht berühren, auch wenn der Draht bei guten Produkten kunststoffummantelt ist. Oftmals sind die Kunden schon beim Zahnarzt beraten worden und haben einen Bestellzettel mitbekommen, auf dem ihr passendes Produkt angekreuzt ist.

In diesem Fall können Sie noch den Ratschlag geben, von dem entsprechenden Artikel erstmal keine allzu großen Vorräte anzulegen. Denn es kann sein, dass das zu Beginn der Behandlung durch eine Entzündung noch angeschwollene Zahnfleisch wieder abschwillt und der vorhandene Interdentalraum sich etwas vergrößert. Dadurch müssen nach Abschwellung die nächsten Bürstchen etwas größer gewählt werden. Auf diese Weise können Sie nicht nur Ihr Fachwissen zeigen, Sie tun auch etwas für die Kundenbindung an die Apotheke.

Denn viele Hersteller vermarkten ihre Produkte zwar auch über Drogeriemärkte, aber dort wird meist nicht das volle Sortiment mit allen Größen und Härtegraden geführt, sondern meistens nur die besonders gängigen Artikel. Während der Präsentation der Interdentalbürstchen sollten Sie deren besondere Qualität erklären, zum Beispiel, dass der Draht kunststoffummantelt ist und dadurch die Zahnstruktur schont und dass die Etuis wiederverschließbar sind. Selbst Kunden, die ihr Produkt schon länger kennen, wissen oft nicht, dass mitgelieferte Schutzkappen nicht nur der Hygiene dienen, sondern auch als Griffverlängerung eingesetzt werden können.

Kommen Kunden mit klassischen Interdentalbürstchen nicht gut zurecht, können Sie solche mit längerem Griff und in einem günstigen Winkel fest anmontierten Bürstenkopf vorschlagen. Für diesen Tipp wird Ihnen manch älterer Kunde mit motorischen Problemen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall oder bei einer Parkinsonerkrankung, dankbar sein. Aber auch jüngere Kunden mit festen Zahnspangen freuen sich vielleicht über die Erleichterung bei der täglichen Pflege.

Als Zusatzverkauf eignen sich passende kleine Badständer, die nicht nur für Ordnung sorgen, sondern auch die Bürstchen und Griffe trocken halten und somit die Hygiene gewährleisten. Für unterwegs gibt es inzwischen auch kleine „Picker“ aus Silikon mit spezieller Reinigungsoberfläche. Sie sind sowohl biegsam als auch stabil und bei der Zwischendurchreinigung schonend zu den Zähnen. Dadurch werden sie zu Recht immer beliebter, allerdings sollte man diese Einwegprodukte aus Umweltschutzgründen wirklich nur unterwegs einsetzen und auch die Kunden darauf hinweisen.

Fein wie SeideBei engen Zahnzwischenräumen ist Zahnseide gefragt. Auch hier kennen viele Ihrer Kunden die ganze Vielzahl des breitgefächerten Angebots noch nicht: So gibt es vorgeschnittene Zahnseide mit einem festen Plastikfaden zum Einfädeln, der in einen flauschigen Mittelteil übergeht und dann in einem Abschnitt mit klassischer Zahnseide endet. Diese Zahnseide-Zuschnitte eignen sich nicht nur für die tägliche Reinigung enger Zwischenräume, sondern sie sind auch bei Implantat- und Brückenträgern sowie Trägern fester Zahnspangen beliebt.

Von immer mehr Firmen gibt es nun auch solche Zahnseide, die bei der Anwendung durch die Feuchtigkeit im Mund ein wenig aufquillt. Dadurch bleiben Essensreste besonders gut haften und können auch aus engen Regionen leicht entfernt werden. Enthält die Zahnseide zusätzlich Minzaroma, hinterlässt die Anwendung einen erfrischenden Geschmack. Aber auch wirkstoffhaltige Gels werden zur gleichzeitigen Benutzung mit Zahnseide angeboten. So kann die Zahnseide (aber auch ein Interdentalbürstchen) zur Kariesprophylaxe mit Fluoridgel bestrichen werden.

Geben Sie Ihren Kunden den Ratschlag mit auf den Weg, nach der Anwendung den Mund nicht auszuspülen, damit die Fluoride länger einwirken können. Es sollte aber beim Gebrauch beachtet werden, dass zu viel Fluorid zu einer Schädigung des Zahnes in Form einer Fluorose führen kann. Dies kann passieren, wenn zum Beispiel im Haushalt zusätzlich fluoriertes Mineralwasser und Speisesalz verwendet wird oder zusätzlich regelmäßig fluorierte Zahnpasta benutzt wird beziehungsweise wenn gleichzeitig Fluorid-Vitamin-D-Kombinationen in Tablettenform eingenommen werden.

Besonders für Kunden mit Zahnfleischerkrankungen sind chlorhexidinhaltige Gele zur Bestreichung der Zahnseide oder der Interdentalbürstchen geeignet, um die Keimzahl im Mund zu regulieren. Beim Verkauf dieser Gele sollten Sie den Hinweis nicht vergessen, dass die Anwendung nur für den Zeitraum während der Behandlung des Zahnfleisches durch den Zahnarzt gedacht ist. Dies gilt übrigens auch für die Verwendung von Mundspüllösungen, die Chlorhexidin enthalten, unter anderem weil Dauergebrauch zur Verfärbung der Zähne führen kann.

Für Klein und GroßAuch bei den Zahnbürsten gibt es weit mehr Auswahl als so mancher Kunde denkt. Das Sortiment bietet schon etwas für Ihre kleinsten Kunden, und zwar für Säuglinge im Alter von etwa sechs Monaten, wenn der erste Schneidezahn durchbricht. Hier gibt es kleine Bürstenaufsätze, die sich die Eltern auf die Finger stecken können oder kleine, meist bunte Zahnbürsten mit besonders soften Härtegraden. Sie können den Eltern den Tipp geben, dass sich der Bürstenhals einiger Marken unter warmem Wasser verbiegen lässt. So lassen sich die hinteren Zähne in kleinen Kindermündern besser erreichen und das mehrmals tägliche Ritual bleibt weitgehend stressfrei.

Je nach Alter der Kinder gibt es verschiedene Größen und Motive, wobei diese bei der Kaufentscheidung nicht zu unterschätzen sind. Denn Farbe und Design erhöhen besonders bei Kindern die Motivation zur Benutzung der Zahnbürste. Außerdem senkt die Verschiedenheit die Verwechslungsgefahr innerhalb der Familie. Deshalb ist es durchaus sinnvoll, bei der Bestellung auf die Wünsche hinsichtlich Farbe und Motiv genau einzugehen. Auch wenn manche Kinder gerne ihre Zähne putzen und der Wunsch nach zunehmender Selbstständigkeit prinzipiell zu unterstützen ist, sollten Eltern so lange bei ihren Kindern die Zähne nachputzen bis Kinder im Schulalter die Schreibschrift beherrschen.

Erst dann ist die Feinmotorik so weit entwickelt, dass die komplexen Putzbewegungen ausgeführt werden können. Bei zunehmenden Diskussionen zwischen Kind und Eltern kann auf eine elektrische Bürste ausgewichen werden, da diese die Kreisbewegungen von alleine ausführt. Trotzdem sollten die Eltern darauf achten, dass das Kind wirklich jeden Zahn beachtet. Teenagern mit fest sitzenden Zahnspangen können Sie spezielle Orthodontie-Zahnbürsten zeigen. Diese haben Bürstenfelder mit unterschiedlich langen Borsten, wodurch die Drähte und Brackets besser gereinigt werden können.

Immer häufiger werden nach erfolgter Zahnstellungskorrektur noch sogenannte Retainer verwendet, um die neue Position der Zähne zu stabilisieren. Auch für diese Phase können Sie diese speziellen Zahnbürsten empfehlen. Diese sind übrigens auch für Implantatträger gut geeignet. Bei beiden Kundengruppen sind auch sogenannte Einbüschelzahnbürsten beliebt, da sie so schwer erreichbare Zahnflächen gut sauber halten können. Auch hier lässt sich der Winkel des Bürstenkopfes bei den meisten Herstellern unter warmen Wasser nach den eigenen Bedürfnissen verändern oder Sie zeigen Ihren Kunden einfach ein Produkt mit voreingestelltem speziellen Winkel!

Liegen Implantathälse frei, sollten sie Ihre Kunden darauf hinweisen, die Bewegung immer vom Zahnfleisch weg in Richtung Zahnspitze zu führen, damit keine Bakterien und Beläge in das Zahnfleisch hinein geputzt werden und Ihre Kunden auf Dauer Freude an Ihren doch sehr teuren Implantaten haben. Für Ihre Prothesenträger-Kunden gibt es Bürsten mit härteren Borsten. Weisen Sie darauf hin, die Prothese nur damit zu reinigen, wenn sich die Prothese außerhalb des Mundes befindet, da sonst das Zahnfleisch verletzt werden kann. Onkologische Patienten haben nach Strahlen- oder Chemotherapien oft große Probleme mit der Mundschleimhaut.

Ihnen können Sie zu Bürstenköpfen mit extrem weichen, dafür aber besonders vielen Borsten raten. Auch Mundspüllösungen sind hier zu empfehlen. Ihre Inhaltsstoffe sind dabei aber genau zu beachten. Vor allem die Wirkstoffe von Kamillenblüten und Ringelblume (Calendula) wirken entzündungshemmend und sind hier zu empfehlen. Allerdings sollten Sie die Kunden vor der Abgabe nach etwaigen Allergien gegen Korbblütler befragen. Die sonst wegen ihrer desinfizierenden Wirkung und des erfrischenden Geschmacks beliebten ätherischen Öle wie Eukalyptusöl oder Menthol sind hier nur mit Vorsicht zu empfehlen, da sie die vorgeschädigten Schleimhäute reizen können.

Auch ist zu beachten, dass einige Mundspüllösungen apothekenpflichtig sind. In diesem Fall müssen Sie die Beratung an das pharmazeutische Personal weiterleiten. Kunden, die tagsüber keine Zeit haben, ihre Zähne zu putzen, können Sie Zahnpflegekaugummis anbieten. Diese regen den Speichelfluss an, wodurch die Speisereste nicht so lange auf den Zähnen kleben und hinterlassen zudem einen frischen Geschmack. Einige Personen reagieren allerdings empfindlich auf die enthaltenen Zuckeralkohole und bekommen schnell Durchfall.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/18 ab Seite 93.

Ute Kropp, Apothekerin und PKA-Lehrerin

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