Eine Hand hält drei Metallrohre. Sie sind innen durch Rost und Kalk zugesetzt.
Ablagerungen in den Gefäßen erleichtern die Bildung von Blutgerinnseln. In den USA versterben wieder vermehrt junge Menschen an Lungenembolien. © Pradit_Ph / iStock / Getty Images Plus

Lungenembolie | Sterblichkeit

MODERNE METHODEN MÜSSEN BEZAHLBAR SEIN

Die Todesrate bei Lungenembolien sinkt weltweit – einleuchtend, angesichts immer besserer Behandlungsmöglichkeiten. In den USA jedoch versterben seit einiger Zeit wieder mehr Menschen, insbesondere jüngere. Haben sie nur eingeschränkt Zugang zu medizinischer Versorgung?

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Eine internationale Studie des Centrums für Thrombose und Hämostase (CTH) der Universitätsmedizin Mainz untersuchte die Todesrate aufgrund von Lungenembolien und ihrer Komplikationen. Die Forscher*innen um Professor Dr. Stavros Konstantinides und Dr. Stefano Barco betrachteten dazu Werte der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus Nordamerika zwischen 2000 und 2017. Ihre Ergebnisse kann man seit Anfang Oktober in der renommierten Zeitschrift The Lancet Respiratory Medicine lesen.

Steigende Sterblichkeit, und das heutzutage?
Die Sterblichkeit an Lungenembolien ist stark gesunken. In Europa hat sie sich sogar beinahe halbiert, wie eine weitere Studie Barcos unlängst zeigte. Diese Ergebnisse hatten die Wissenschaftler erwartet, schließlich werden Diagnose- und Therapiemöglichkeiten zu thromboembolischen Ereignissen immer weiterentwickelt. Doch die Wissenschaftler entdeckten auch einen erstaunlichen Ausreißer unter den Werten: Seit einiger Zeit steigt die Todesrate in den USA unter den Menschen jüngeren und mittleren Alters wieder. Ein solcher Negativtrend ist für die Industrienationen des 21. Jahrhunderts neu.

Zum jüngsten ungünstigen Trend in den USA können mehrere Faktoren beitragen“, erläutert Barco. Nach Ansicht des Hauptverantwortlichen für die Studie könnten soziale Ungleichheiten und die damit verbundene finanzielle Not die Ursache dafür sein, dass ein wachsender Teil der US-amerikanischen Bevölkerung keinen Zugang zur medizinischen Versorgung habe. Gleichzeitig nehmen Risikofaktoren für Lungenembolien zu, so unter anderem Diabetes und Lungenerkrankungen.

Gesundheitspolitische Strategien verbessern
Konstantinides, Ärztlicher Direktor des CTH, erklärt dazu: „Es zeigt sich erneut, dass eine optimale medizinische Versorgung weit mehr voraussetzt als hochmoderne Untersuchungs- und Behandlungsmethoden. Diese nutzen auf Bevölkerungsebene wenig, wenn sie nicht bezahlbar sind oder wegen fehlender Prävention und eines ungesunden Lebensstils zu spät kommen.“

Zwar lasse die Art der Studie keinen direkten Beweis auf die Ursachen der Ergebnisse zu, „allerdings sind ihre Beobachtungen angesichts der großen Patientenzahlen und der hochkomplexen Statistik zuverlässig und belastbar. Sie können daher dazu beitragen, Gefahren für die Bevölkerung zu erkennen und somit gesundheitspolitische Strategien zu verbessern“, erhofft sich Barco.

Mehr zum Thema Blutgerinnungsstörungen erfahren Sie in diesem Repetitorium:
Teil 1 
Teil 2
Teil 3

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:

idw-online.de/de/news755791


www.thelancet.com/journals/lanres/article/PIIS2213-2600(20)30417-3/fulltext 

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