© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

METOCLOPRAMID

Metoclopramid ist ein häufig verordnetes Magen-Darm-Therapeutikum. Als Dopaminantagonist ist es bei Parkinson aber kontraindiziert, weil die Wirkung von L-Dopa und Dopaminagonisten damit an den Rezeptoren verhindert wird.

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Maria Still, zusammen mit ihrem Ehemann Stammkunden in der Apotheke, möchte heute etwas genauer beraten werden. Herr Still hat seit einigen Jahren Parkinson und bekommt seine Medikamente auch immer aus dieser Apotheke. Nun haben sich in den letzten paar Tagen die Beschwerden verschlechtert.

Frau Still berichtet der PTA davon, dass ihr Mann sehr steif ist, kaum laufen kann, dass die Gesichtszüge wie eingefroren aussehen und dass sie sich ernsthaft Sorgen mache. Einen Arzttermin habe sie erst nach dem Wochenende, wenn der Arzt aus dem Urlaub zurück sei. Die PTA nimmt die Medikamente auf der Kundenkarte des Ehepaares unter die Lupe. Dabei fällt ihr zunächst nichts Besonderes auf.

Sie erkundigt sich, ob Herr Still alle Medikamente genau wie immer nach ärztlichem Medikationsplan einnimmt oder ob es irgendwelche Abweichungen davon gibt. Frau Still verneint das, räumt aber ein, dass ihr Mann in den letzten zwei Wochen immer mal wieder über Übelkeit geklagt habe.

Da bemerkt die PTA, dass in der Medikationshistorie der Kundin auch Metoclopramidtropfen aufgeführt sind. – Und sie fragt nach: “Hat Ihr Mann gegen die Übelkeit etwas eingenommen?“ „Naja, ich habe ihm dann täglich bei Bedarf ein paar von meinen Magentropfen gegeben, die sind gut verträglich und helfen mir immer. Meinen Sie, die Beschwerden haben etwa etwas damit zu tun?“

Pharmakologischer Hintergrund Bei Parkinsonpatienten sind aufgrund der verzögerten Magen-Darm-Passage gastrointestinale Beschwerden relativ häufig. Metoclopramid, ein Dopaminantagonist, ist jedoch dabei kontraindiziert. Morbus Parkinson ist durch einen Dopaminmangel gekennzeichnet. Typische Symptome sind Steifheit, Zittern und eine maskenhafte Mimik. Der Mangel wird durch die typischen Antiparkinsonmedikamente ausgeglichen.

Metoclopramid blockiert die zentralen Dopaminrezeptoren und kann auch bei gesunden Menschen, auch Kindern, diese Symptome auslösen. Die Beschwerden sind reversibel und verschwinden wieder nach Absetzen. Bei Parkinsonpatienten kommt es zur Verschlechterung der Symptome. Alternativ können sie Domperidon gegen Übelkeit einnehmen, das die zentralen Dopaminrezeptoren nicht blockiert.

Zurück zum Fall Die PTA antwortet der Patientin: „Ja, Frau Still, ich glaube, da haben Sie Ihrem Mann keinen Gefallen getan. Wissen Sie, bei dieser Erkrankung liegt ein Mangel an Dopamin, einem Botenstoff vor. Mit den Medikamenten, die er bekommt, soll dieser Mangel ausgeglichen werden, um seine Beschwerden zu bessern. Die MCP-Tropfen, die Sie gut vertragen, sorgen aber dafür, dass die Arzneimittel Ihres Mannes nicht richtig wirken können.

Es trägt sogar noch weiter dazu bei, dass der Mangel an Dopamin noch verstärkt wird. Deshalb haben sich die Beschwerden wohl verschlimmert. Das Gute ist, dass diese Wirkung in der Regel wieder zurückgeht, wenn die Tropfen nicht mehr gegeben werden. Bitte gehen Sie trotzdem noch zum Arzt und besprechen mit ihm die Situation. Er kann ein anderes Magenmittel verordnen, das Ihr Mann nehmen darf und ebenso gut hilft.“ „Vielen Dank für Ihre Hilfe!“, bedankt sich Frau Still.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/13 auf Seite 64.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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