Das Bild zeigt eine Flasche mit Milch und eine Schüssel mit Mandeln.
Nüsse und Milchprodukte gehören zu den häufigsten Allergenen. Doch wie entstehen Allergien überhaupt, liegt es an unserer Ernährungsweise? © bhofack2 / iStock / Getty Images Plus

Immunsystem | Allergieentstehung

MEHR LEBENSMITTEL-ALLERGIEN - WEIL WIR UNS FALSCH ERNÄHREN

Kuhmilch, Weizen oder Nüsse - darauf reagieren manche Menschen heftig. Ausschlag, Atemnot und sogar lebensbedrohliche Folgen können Lebensmittel-Allergien haben. Wie diese entstehen, ist noch nicht vollständig erforscht.

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Einmal war es ein halbes haselnussgefülltes Kaubonbon, ein anderes Mal der Biss in einen Lebkuchen. Danach ging es Benjamin plötzlich richtig schlecht. «Er ist kreidebleich geworden, war total schlapp und hatte rote Flecken am Körper», erzählt seine Mutter. Als es das dritte Mal passierte, ging sie mit dem Kleinkind zum Kinderarzt. Eine Blutuntersuchung brachte Gewissheit: Benjamin hat eine Haselnuss-Allergie

Wie dem Dreijährigen aus Nürnberg geht es vielen Menschen. Denn Allergien gegen Lebensmittel werden häufiger. «Das ist inzwischen recht gut belegt», sagt Katja Nemat vom Ärzteverband Deutscher Allergologen. «Die Nahrungsmittel-Allergien haben seit Anfang der 2000er-Jahre zugenommen.» Etwa drei Prozent der Erwachsenen und vier bis sechs Prozent der Kinder sind nach Schätzungen von Experten in Deutschland betroffen.

Die Ernährungsmedizinerin Yurdagül Zopf behandelt am Erlanger Universitätsklinikum regelmäßig PatientInnen, bei denen die herkömmlichen Allergietests unauffällig sind. Das liege unter anderem daran, dass es Allergien gebe, die nicht immer durch Blutuntersuchungen oder auf der Haut feststellbar seien. Ein Beispiel ist der Darm. «Der Darm ist ein riesiges Immunorgan», sagt Zopf. «Da müssen wir noch verstehen, welche Bedeutung er bei der Entstehung von Allergien und den allergischen Reaktionen hat.» Dass er eine wichtige Rolle spiele, sei erst in den letzten Jahren in den Fokus gerückt.

Doch wie entstehen Allergien auf Lebensmittel wie Nüsse, Getreide, Kuhmilch, Hühnerei oder Fisch überhaupt? Vollständig erforscht ist das noch nicht. «Was bestimmt eine Rolle spielt, ist die Art und Weise, wie wir uns ernähren», sagt die Dresdner Allergologin Nemat. So stünden stark industriell verarbeitete Lebensmittel im Verdacht, Allergien auszulösen. «Das ist aber sicherlich nicht der einzige Faktor. Es ist ein Zusammenspiel von Ursachen.» Fest steht: «Niemand kommt mit einer Allergie auf die Welt», sagt Nemat. Dass manche Eltern ihren Babys ganz bewusst keine Lebensmittel wie geben, die Allergene enthalten, hält Nemat für keine gute Idee. «Das hat leider den gegenteiligen Effekt. Das Immunsystem muss gerade im Babyalter Toleranz erlernen.»

Bei vielen Kindern verschwindet die Lebensmittel-Allergie mit der Zeit. «Das verwächst sich, weil das Immunsystem ausgereift ist und gelernt hat, damit umzugehen», sagt Zopf. Erwachsene haben dagegen schlechte Karten: Bei ihnen ist es eher unwahrscheinlich, dass eine Lebensmittel-Allergie wieder weggeht. Auch die Eltern von Benjamin hoffen, dass er Haselnüsse in Zukunft wieder verträgt. «Er macht es eigentlich ganz toll», sagt seine Mutter. «Er ist wahnsinnig vorsichtig. Wenn jemand ihm etwas zu Essen anbietet, fragt er mich immer erst, ob er das darf.» Die Lebensmittel meiden, auf die man allergisch reagiert und im Notfall die Symptome mit Medikamenten behandeln - mehr können Betroffene zurzeit nicht tun. Eine Immuntherapie, also eine Hyposensibilisierung wie bei Heuschnupfen, gibt es für Lebensmittel-Allergien in Deutschland bisher nicht.

Quelle: dpa

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