Nahaufnahme eines Kindes mit einer Maske. Das Mädchen steht an einem verregneten Tag am Fenster.
Besonders Kinder leiden unter den Einschränkungen der Pandemiebekämpfung. © Lithiumcloud / iStock / Getty Images Plus

Zweite Welle | Infektionen

MEHR KINDER INFIZIERT ALS GEDACHT

Die zweite Coronawelle hat Deutschland härter getroffen als die erste. Studienergebnisse zeigen, dass die Zahlen in Wirklichkeit noch höher gewesen sein müssen: Es haben sich in der zweiten Welle drei- bis viermal mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus infiziert als über PCR-Tests erkannt wurden.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

In Bayern läuft seit einigen Jahren die Fr1da-Studie, eine Studie, bei der Kinder untersucht werden, ob sie ein Frühstadium von Typ-1-Diabetes zeigen. Den Kindern wird Blut abgenommen, um dieses auf Antikörper zu untersuchen. Seit vergangenem Jahr werden die Blutproben auch auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 untersucht. Bisher waren es Blutproben von 26 903 Kindern im Alter von einem bis zehn Jahren. Davon wurden 15 523 während der ersten und 11 380 während der zweiten Welle überprüft.

Laut einer Pressemitteilung des federführenden Helmholtz-Zentrums München zeigten die Testergebnisse während der ersten Welle im Frühjahr 2020 bei den untersuchten Kindern eine SARS-CoV-2-Antikörperhäufigkeit von 0,87 Prozent. Während der zweiten Welle im Herbst stieg der Anteil bei den getesteten Vorschulkindern bis Februar auf 5,6 Prozent, bei Schulkindern sogar auf 8,4 Prozent. Die Forscher fassen zusammen:

Insgesamt war die Antikörperhäufigkeit am Ende der zweiten Welle etwa achtmal höher als am Ende der ersten Welle.

Außerdem waren in der zweiten Welle drei- bis viermal mehr Kinder in Bayern mit dem Coronavirus infiziert als über PCR-Tests gemeldet.

Wie kann das sein?
Erstautor der Studie, Markus Hippich erklärt, dass dies wahrscheinlich zum Teil auf asymptomatische Fälle zurückzuführen ist. Von den auf Antikörper positiv getesteten Kindern, die in der zweiten Welle positiv auf Antikörper getestet wurden, füllten die meisten Eltern Fragebögen zu Symptomen aus. Demnach hätten mehr als die Hälfte der Kinder mit Antikörpern keine COVID-19-Symptome gehabt.

Die Schulöffnungen und neue ansteckendere Virusmutationen im Herbst und Winter seien laut Forschungsgruppe unter anderem Gründe dafür gewesen, weshalb die Zahl der infizierten Kinder während der zweiten Welle so stark anstieg. Die Studienleiterin Professor Dr. Anette-Gabriele Ziegler macht deutlich:

Oft wird angenommen, dass Kinder eine geringere Anfälligkeit für eine SARS-CoV- 2-Infektion haben als Erwachsene. Die Datenlage dazu ist jedoch spärlich. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen deutlich, dass sowohl Kinder im Vorschul- als auch im Schulalter für eine SARS-CoV-2-Infektion empfänglich sind.

Maßnahmen zur Eindämmung der Virusausbreitung in Kindergärten und Schulen könnten also hilfreich sein.

Die gute Nachricht: Die Wissenschaftler konnten weder während der ersten noch während der zweiten Coronawelle einen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Prädiabetes und einer SARS-CoV-2-Infektion feststellen.

Sabrina Peeters,
freie Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

×