James Allison und Tasuko Honjo ist es gelungen, die körpereigene Abwehr so auszustatten, dass sie zuverlässig Krebszellen vernichten kann. © Meletios Verras / iStock / Getty Images Plus

Auszeichnung | Checkpoint-Inhibitoren

MEDIZIN-NOBELPREIS FÜR NEUE KREBSTHERAPIE

James Allison wollte den Krebs gar nicht erforschen, sondern bloß die T-Zellen im Immunsystem besser verstehen. Zum Glück hat der Immunologe aus Amerika seine Entdeckungen in einem neuen Licht gesehen. Dafür erhielt er am Montag zusammen mit seinem japanischen Kollegen Tasuko Honjo den Medizin-Nobelpreis 2018.

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Jeden Tag unsers Lebens sortieren die T-Zellen (T-Lymphozyten) aus dem Knochenmark unter anderem defekte Zellen aus, die in unserem Körper ihr Unwesen treiben. Manchmal sind sie übereifrig – dann spricht man von Autoimmunerkrankungen -, ansonsten machen sie aber auch Zellen den Garaus, die ansonsten unkontrolliert wuchern würden: den Krebszellen. Jeder weiß, was passiert, wenn die T-Zellen ihren Dienst nur noch unvollständig erfüllen: Dann erkrankt der Mensch an einem bösartigen Tumor oder einem Sarkom.

Jedoch, Krebszellen werden von den T-Lymphozyten nicht immer erkannt. So genannte Checkpoint-Inhibitoren, eine Art Bremse – hindern die Helferlein, zuzuschlagen und den Feind zu vernichten. So entdeckte James Allison in den 1990er-Jahren an der Universität of California in Berkley, dass das T-Zell-Oberflächenprotein CTLA-4 als eine solche Bremse fungiert. Andere Forschungsgruppen nutzten diese Erkenntnis, um einen Ansatz zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen zu entwickeln. Allison aber hatte ein anderes Ziel: Er wollte die Bremse lösen und dadurch das Immunsystem aktivieren, um gegen Tumorzellen vorgehen zu können. Er hatte dazu bereits einen Antikörper entwickelt – und erste Tierversuche lieferten bereits spektakuläre Ergebnisse. Als erster Vertreter dieser Wirkstoffklasse kam 2011 der gegen CTLA-4 gerichtete Antikörper Ipilimumap auf den europäischen Markt.

1992 entdeckte der Kollege Tasuku Honjo ein weiteres Oberflächenprotein von T-Zellen, das PD-1-Protein, das ebenfalls als Bremse fungiert. Auch Honjo konnte zeigen, dass die Blockade dieses Proteins zur Bekämpfung von Krebs genutzt werden kann. PD-1 zeigte in klinischen Studien dramatische Ergebnisse: Zum Teil konnten Patienten mit bereits metastasierenden Krebsformen geheilt werden, was zuvor als unmöglich galt. Und die allerneuesten Studien weisen sogar darauf hin, dass die Kombination aus beiden Strategien noch effektiver ist als eine allein.

Das Nobel-Komitee in Stockholm zeigte sich beeindruckt. „Krebs tötet jedes Jahr Millionen von Menschen und ist eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen für die Menschheit“, erklärte es vor der Weltpresse. „Indem sie das Immunsystem dazu bringen, Krebszellen zu attackieren, haben unsere diesjährigen Nobelpreisträger vollkommen neue Möglichkeiten bei der Krebstherapie eröffnet.“ Davor habe es lang Zeit kaum Entwicklungen bei der Behandlung der Krankheit gegeben.

Der Immunologe Allison nennt die T-Lymphozyten „diese unglaublichen Zellen, die durch unseren Körper reisen und uns beschützen.“ Dass er mittlerweile Menschen treffen durfte, die den Krebs mithilfe der neuen Therapien überlebt haben, zeige deren Kraft. Sein 76-jähriger Kollege Honjo erklärte nach der Auszeichnung, dass er noch lange nicht ans Aufhören denke: „Damit noch mehr Kranke geheilt werden können, werde ich noch eine Weile weiter meine Forschung fortsetzen.“

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
   www.spiegel.de

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