bunte Häuser rund um eine Lupe, die über das Element Radon im Periodensystem gehalten wird
Wie hoch ist die Radon-Konzentration in deutschen Haushalten? © Francesco Scatena / iStock / Getty Images Plus

Neue Referenzwerte | Strahlenschutzverordnung

MASSNAHMENPLAN ZUM SCHUTZ DER BEVÖLKERUNG VOR RADON

Radon ist ein radioaktives Edelgas, eine zu hohe Exposition kann beim Menschen Lungenkrebs auslösen. Aktuell prüft das Bundesamt für Strahlenschutz deutschlandweit die Konzentration von Radon in 6000 zufällig ausgewählten Wohnungen.

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Die Studie in den Haushalten läuft noch bis zum Sommer nächsten Jahres. Hintergrund sind das am 31. Dezember 2018 neu in Kraft getretene Strahlenschutzgesetz und die dazugehörige Verordnung. Das neue Recht regelt nun erstmals den Schutz der Bevölkerung vor Radon in Aufenthaltsräumen. Bisher galten solche Regelungen lediglich für bestimmte Arbeitsplätze (Höhlen, Heilbäder oder Wasserwerke). Die Studie ist Teil eines Maßnahmenplans, der eine Ausweisung der Gebiete vorsieht, in denen hohe Konzentrationen von Radon in Gebäuden zu erwarten sind.

Man kann es weder sehen, riechen noch schmecken: Das Edelgas wird im Periodensystem mit Rn abgekürzt und hat die Ordnungszahl 86. Es entsteht als Zwischenprodukt der Zerfallsreihe des in allen Böden und Gesteinen vorhandenen Urans. Die Ausbreitung von Radon ist abhängig von der Durchlässigkeit der Böden. Dabei verteilt sich das Gas überall, in der Luft sowie im Wasser. Doch die Konzentration unterliegt regionalen Unterschieden: Sie ist in der norddeutschen Tiefebene meist niedriger als in den Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in Gegenden mit Gesteinsmoränen der letzten Eiszeit. Nach dem Rauchen ist Radon, das als Zerfallsprodukt in Gebäuden vorkommt, die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs. Denn wenn Radon zerfällt, lagern sich die radioaktiven Folgeprodukte an das Lungengewebe an und zerfallen dort weiter. Dabei entsteht Alphastrahlung, die die DNA der Zellen schädigen und so Krebs auslösen kann. Eine langjährige erhöhte Radon-Exposition und Rauchen verstärken sich dabei in der Wirkung.

Grundlage des Wissens um die gesundheitlichen Folgen der Radon-Exposition sind epidemiologische Studien an Bergarbeitern seit den 1960er-Jahren; die erhöhte Exposition im Uranbergbau erhöht nämlich das Lungenkrebsrisiko. Um 1980 kamen Fall-Kontroll-Studien zum Lungenkrebsrisiko durch Radon in Wohnungen hinzu: Auch hier erhöht sich das Risiko bei jahrzehntelanger Exposition – und zwar um etwa 16 Prozent pro 100 Bequerel pro Kubikmeter (Bq/m3). Ein Schwellenwert, unterhalb dessen das Gas mit Sicherheit ungefährlich ist, ist nicht bekannt. In Deutschland beträgt die durchschnittliche Radon-Konzentration in Wohnräumen etwa 50 Bq/m3. In der neuen Strahlenschutzverordnung wurde nun ein Referenz-, aber kein Grenzwert festgelegt, er beträgt 300 Bq/m3 für die über das Jahr gemittelte Radon-Konzentration in der Luft von Innenräumen. Dieser bietet grundsätzlich einen guten gesundheitlichen Schutz. Dieser Referenzwert ist jedoch nicht zu verwechseln mit einem Grenzwert, der nicht überschritten werden darf. Wird der Referenzwert überschritten, werden jedoch Maßnahmen zur Radon-Reduzierung geprüft.

Radon entsteht im Baugrund; das Baumaterial des Hauses selbst trägt wenig zur Konzentration des Edelgases bei – selbst wenn es aus natürlichem Gestein besteht. Potenzielle Eintrittsstellen des Gases sind vor allem Gebäudebereiche mit Bodenkontakt, zum Beispiel Hauswände im Erdgeschoss oder Kellerböden. Über Risse, Fugen und Rohrdurchführungen kann das Gas seinen Weg ins Gebäudeinnere finden. Eine einfache Möglichkeit, die Radon-Konzentration in der Raumluft zu senken, ist regelmäßiges und intensives Stoßlüften. Auch das Abdichten von undichten Stellen innerhalb des Gebäudes oder das Absaugen radonhaltiger Bodenluft unter oder neben dem Gebäude sind hilfreich. Für Neubauten sind in Abhängigkeit vom Standort zusätzliche bauliche Maßnahmen zum Schutz vor dem radioaktiven Gas verpflichtend.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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