Das Gen GPR15 ist bei Rauchern deutlich aktiver als bei Nichtrauchern oder ehemaligen Rauchern.© VichienPetchmai / iStock / Getty Images Plus

Rauchen | Gene

MANCHE GENE SIND BEI RAUCHERN DEUTLICH AKTIVER

Dass der Zug am Glimmstängel nicht gerade gesund ist, ist nichts Neues. Doch was der Rauch in unserem Körper bewirkt, wird erst nach längerer Zeit deutlich. Forscher des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf haben nun neue Details über die Folgen des Rauchens bekanntgegeben.

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Konkret geht es um ein bestimmtes Gen für einen Rezeptor, der an Entzündungen und der Neubildung von Blutgefäßen beteiligt ist. Die Forscher haben herausgefunden, dass dieses Gen bei Rauchern häufiger abgelesen wird als bei Nichtrauchern. Hierfür hat die Arbeitsgruppe um Professorin Tanja Zeller Daten von 1292 Probanden einer großen Populations-basierten Studie ausgewertet. 593 der Probanden waren Nichtraucher, 477 ehemalige Raucher und 221 Raucher. Es wurde deutlich, dass bei Rauchern das Gen für den G-Protein gekoppelten Rezeptor 15 (GPR 15) eine höhere Aktivität aufzeigt als bei Nichtrauchern. Zudem hängt die Genaktivität sehr stark mit der Anzahl von Jahren zusammen, an denen der Proband geraucht hat oder noch raucht. Je mehr Glimmstängel am Tag geraucht werden, desto aktiver ist das Gen für das GPR15.

Doch diese erhöhte Genaktivität muss nicht so bleiben. Denn wenn man wieder mit dem Rauchen aufhört, dann lässt sich der Prozess auch wieder umkehren, die Genaktivität geht dann wieder zurück. Bleibt man aber beim Rauchen, bleibt auch die Genaktivität erhöht. Anhand der Daten, die zu Beginn der Untersuchung und nach fünf Jahren erhoben wurden, lassen sich diese langfristigen Auswirkungen feststellen. Wirft man noch einmal einen Blick auf die Daten der Ex-Raucher, so wird deutlich, dass die Abnahme der Genaktivität in den ersten Jahren am stärksten war und dann kontinuierlich abgefallen ist.

Das Gen GPR15 ist an Entzündungsvorgängen und an der Neubildung von Blutgefäßen beteiligt. Allerdings ist seine Rolle bei den Vorgängen bislang nicht vollends bekannt: „Rauchen ist einer der Hauptrisikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zum Teil werden die Erkrankungen durch Entzündungsvorgänge verursacht. Die Regulation und Funktion von GPR15 im Herz-Kreislauf-System zu untersuchen, ist daher sehr interessant“, meint Doktorandin Tina Haase.

Bereits am Anfang der Studie war bekannt, dass eine chemische Veränderung an einer bestimmten Region im GPR15-Gen mit dem Rauchen zusammenhängt. Es handelt sich hierbei um eine Methylierung, also das Anhängen einer kleinen Methygruppe an bestimmte Bausteine der Erbsubstanz. Solche winzigen Veränderungen können beeinflussen, wie aktiv bestimmte DNA-Abschnitte sind und wie stark sie verpackt sind. Das Forscherteam war gleich am gesamten GPR15-Gen interessiert und hat dann auch gleich drei neue Regionen ausgemacht, die bei Nichtrauchern stärker methyliert sind als bei Rauchern. Gibt man der Zigaretten dann den Laufpass, nimmt die Methylierung in diesen Regionen stetig zu und gleichzeitig sinkt die Aktivität des GPR15-Gens. „Es ist daher gut möglich, dass Rauchen die Methylierung des GPR15-Gens senkt, wodurch das Gen verstärkt abgelesen wird“, so Haase.

Schaut man sich das Raucherklientel an, da wären beispielsweise noch die Gelegenheitsraucher, die reinen Party-Raucher oder die Stress-Kettenraucher, so ist es gar nicht so einfach zu messen, wieviel jemand raucht. Derzeit sind Fragebögen genau zu diesem Thema im Umlauf. Die Forscher sehen hier eine Möglichkeit, die Ergebnisse anzuwenden, denn da das Gen in Abhängigkeit der Anzahl an gerauchten Glimmstängeln reguliert wird, könnte man die Genaktivität als Biomarker einsetzen, um das Raucherverhalten präziser zu erfassen. Zudem lassen sich G-Protein gekoppelte Rezeptoren medikamentös sehr gut beeinflussen: „Daher ist GPR15 ein spannendes Target, gerade für die Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber das ist noch ferne Zukunftsmusik“, erklärt Haase.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.

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