Eine Frau steht an stark befahrener Straße und schützt Nase und Mund vor dem Smog
Dicke Luft lässt die Nase laufen. © Werawad Ruangjaroon / iStock / Getty Images Plus

Stickoxide | Rhinitis

LUFTVERSCHMUTZUNG MACHT DEN SCHNUPFEN SCHLIMMER

Schnupfen, das ist jetzt im Winter eine lästige, aber gängige und harmlose Erkrankung. Doch es kann schlimmer kommen: So spielt Feinstaub nicht nur in der umweltpolitischen Diskussion eine Rolle, er verstärkt nachweisbar auch die Rhinitis.

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Ein Forscherteam um Benedicte Jacquemin vom Barcelona Institut für globale Gesundheit hat sich der Frage angenommen, ob auch klassische Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide einen Schnupfen verschlimmern können. Denn schließlich ist das auch bei Asthma der Fall. Im Umkehrschluss kann auch eine Rhinitis die Stärke eines Asthmaanfalls beeinflussen. „Rhinitis ist eng mit Asthma verknüpft und dieses wiederum mit Luftschadstoffen“, erklärt Jacquemin. Für ihre Studie analysierten die Forscher Daten von 1408 Rhinitispatienten aus 17 europäischen Städten, darunter Paris, Barcelona, Antwerpen, Umea (Schweden) und Erfurt. Für die Bestimmung der Luftverschmutzung am Wohnort der befragten Probanden zogen sie zudem Daten eines europäischen Luftmessprojektes heran.

Die Wissenschaftler nahmen sich damit eines naheliegenden Problems an. Schließlich leiden im Moment schätzungsweise 20 bis 50 Prozent der Weltbevölkerung an einem Schnupfen. Der lässt die Nase laufen, die Schleimhäute anschwellen und produziert Niesanfälle. Kälte fördert die Vermehrung der Rhinoviren und Raucher erkranken schwerer als Nichtraucher. Was noch an Verschlimmerungsfaktoren vorliegt, das wollten die spanischen Forscher nun herausfinden.

Und die Auswertung war eindeutig: Sowohl die Feinstaubbelastung als auch die Konzentration von Stickoxiden in der Atemluft spielen eine Rolle für die Schwere der Symptome. Dabei litten Patienten, die in Stadtgebieten mit höheren Werten der Feinstaubklassen PM10 und PM2.5 wohnten, mehr – und das lässt sich sogar graduell ausrechnen. Jede Zunahme der PM2.5-Werte um fünf Mikrogramm pro Kubikmeter Luft barg ein um 17 Prozent höheres Risiko für einen schweren Verlauf der Infektion. Konkret äußerte sich dies in einer stärkeren Reizung der Schleimhäute, häufigerem Niesen und einer stärkeren Verstopfung der Nase. Ein kleines bisschen anders verhielt es sich bei einer erhöhten Stickoxidbelastung: Da lief die Nase stärker.

Die Wissenschaftler zogen daher den (nachvollziehbaren) Schluss, dass die Luftverschmutzung nicht nur eine Vielzahl von langfristigen Gesundheitsfolgen nach sich zieht, sondern auch die Schwere des akuten Schnupfens beeinflussen kann. Diese Wirkung hänge offenbar damit zusammen, dass die Luftschadstoffe oxidativen Stress verursachen, Entzündungen fördern und das Selbstmordprogramm der Zellen aktivieren. Wer das schon geahnt hat: Jetzt ist es wissenschaftlich erwiesen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: wissenschaft.de

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