Diabetes
LINAGLIPTIN
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Das Enzym „Dipeptidyl-Peptidase-4”, kurz DPP- 4 genannt, sorgt im Blutkreislauf für einen raschen Abbau des Hormons „Glucagon-like-peptide-1” . Das Hormon GLP-1 trägt dazu bei, den Blutzuckerspiegel in normalen Bereichen zu halten. Wird GLP-1 abgebaut, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine Unterzuckerung. Um daher den schnellen Abbau von GLP-1 zu verhindern, behandeln viele Ärzte Patienten mit Diabetes Typ 2 mit Tabletten, die den Wirkstoff Linagliptin enthalten, der das abbauende Enzym DPP4 hemmt.
Ablehnung durch IQWiG Laut diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe bietet Linagliptin eine Reihe von Vorteilen: Linagliptin ist sehr therapiesicher, denn es weist ein geringes Risiko auf, dass Patienten – womöglich lebensbedrohlich – unterzuckern. Zudem ist es einfach zu dosieren und bietet eine höhere Sicherheit im Hinblick auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Demgegenüber birgt die Therapie mit den weit verbreiten Sulfonylharnstoffen oder Insulin die Gefahr von Unterzuckerungen. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) kam im Dezember 2012 jedoch zu dem Schluss: Der Wirkstoff Linagliptin bietet für die Therapie keinen Zusatznutzen.
Nicht nachvollziehbar Der Alltag tausender Patienten zeichne ein anderes Bild, sagt Prof. Dr. med. Thomas Danne, Vorstandsvorsitzender von diabetesDE – Deutsche Diabetes- Hilfe aus Hannover in einer aktuellen Stellungnahme: „Heute behandeln Ärzte mit den DPP4-Hemmern mehr als eine halbe Million Patienten in Deutschland, damit diese sicherer und unbeschwerter mit Diabetes leben können”, erklärt der Diabetologe vom Kinderkrankenhaus auf der Bult.
Die Bewertung des IQWiG sei deshalb nicht nachvollziehbar, kritisiert diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe mit seinen Mitgliedsorganisationen Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe (VDBD) und Deutsche Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M). „Aus unserer Sicht sind Hypoglykämien gefährliche und potenziell tödliche Behandlungszwischenfälle”, führt Danne aus. Bei schwerem Verlauf fügen sie dem Patienten erhebliches Leid zu. Zudem ziehen sie vermeidbare Behandlungskosten nach sich.
„Viele Patienten brechen nach einer Hypo sogar die Therapie ab, weil sie das Vertrauen darin verlieren”, sagt der Diabetologe. DPP4-Hemmer sind europaweit verbreitet. „Ein Rückzug vom deutschen Markt würde Ärzte und Patienten zwingen, auf andere Therapieformen auszuweichen”, befürchtet Danne. Dies gefährde Patienten, vor allem ältere und nierenkranke aber auch berufstätige und ihr Umfeld – sei es im Straßenverkehr, beim Bedienen von Maschinen oder in Aufsichtsfunktionen. „DPP4-Hemmer stellen eine sicherere und verträgliche Alternative zu den billigeren Sulfonylharnstoffderivaten dar”, folgert er.
Entscheidung Ende März Sollte sich der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem IQWiG-Entscheid anschließen, bedeute dies voraussichtlich das Aus für alle DPP4-Hemmer. Die Anbieter würden Linagliptin und in der Folge vermutlich auch andere DPP4-Hemmer vom Markt nehmen, befürchtet diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe. Mehr als eine halbe Million Patienten müsste dann auf unsicherere Medikamente umstellen.
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Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 02/13 auf Seite 26.
In Zusammenarbeit mit diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe