Erdnuesse in einer Schüssel und drum herum liegen noch andere Erdnuesse© SasaJo / iStock / Getty Images Plus
Menschen, die unter einer Erdnussallergie leiden, sollten den Kontakt mit Erdnüssen versuchen zu vermeiden. Denn bereits wenige Mikrogramm des Samens aus Arachis hypogaea L. können ausreichen, um lebensbedrohliche Symptome hervorzurufen.

Lebensmittelallergie

AUCH KLEINE ERDNUSSALLERGIKER KÖNNEN NUN AUFATMEN

„Kann Spuren von Nüssen enthalten“: Erdnussallergiker haben’s schwer. Gerade Kinder leiden besonders unter dieser Lebensmittelallergie. Für sie ist nun erstmals eine orale Immuntherapie erhältlich.

Seite 1/1 2 Minuten

Seite 1/1 2 Minuten

Das Arzneimittel Palforzia®, eine pulverhaltige Kapsel, enthält steigende Dosen Erdnussprotein, wodurch die Toleranz gegenüber Erdnüssen erhöht und schwere allergische Reaktionen verhindert werden sollen. Denn die Erkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass bereits wenige Mikrogramm des Samens aus Arachis hypogaea L. ausreichen  können, um lebensbedrohliche Symptome hervorzurufen.

Eine Heilung ist nicht möglich; alles, was bleibt, ist den Kontakt mit Erdnüssen zu vermeiden. Das kann man allerdings nur, wenn man auch weiß, dass welche drin sind.
 

Schwere Folgen sollen gemindert werden

Das bereits im Dezember vergangenen Jahres für Erwachsene zugelassene Arzneimittel ist nun beileibe kein Freifahrtschein für den ungetrübten Genuss der leckeren Erdnussflips aus der Tüte. Aber es kann helfen, die schweren allergischen Folgen zu mindern. Es enthält entfettetes Proteinpulver in steigender Menge: 0,5 Milligramm (mg), 1 mg, 10 mg, 20 mg und 100 mg. Die Behandlung stellt eine Desensibilisierung dar und der Allergiker wird den steigenden Dosen nacheinander ausgesetzt, sodass die Toleranz erhöht werden soll.
 

Drei Anwendungsphasen

Die Anwendung erfolgt in den drei Phasen initale Aufdosierung/Dosissteigerung/Dosiserhaltung – von denen die ersten beiden ärztlich überwacht in speziellen Gesundheitseinrichtungen gegeben werden müssen, die auch potenziell schwere allergische Reaktionen behandeln kann. In der initialen Aufdosierungsphase nehmen die Allergiker an einem einzigen Tag 0,5 mg, 1 mg, 1,5 mg, 3 mg und 6 mg Palforzia® ein. Zwischen all diese Dosen sollte ein Beobachtungszeitraum von 20 bis 30 Minuten liegen.

Toleriert der Patient diese initiale Aufdosierung, startet vorzugsweise am darauffolgenden Tag die Phase der Dosissteigerung. Sie besteht aus elf Dosisstufen (von 3 bis 300 mg). Jede Dosisstufe dauert zwei Wochen. Nachdem sie die erste Dosis einer neuen Stufe eingenommen haben, müssen die Patienten mindestens 30 Minuten lang beobachtet werden, bevor sie entlassen werden können. Toleriert ihr Körper dies, können sie die nächste Stufe zu Hause fortsetzen. Werden auch die 300 mg toleriert, beginnt die Erhaltungsphase mit genau dieser Menge, die dann dauerhaft täglich eingenommen werden muss. Und man sollte keine vergessen, denn das stellt ein Risiko für den Patienten dar.

Die Kapseln werden übrigens nicht einfach geschluckt, sondern zunächst geöffnet. Das Pulver wird dann in Joghurt oder ähnlichem eingerührt und gegessen, am besten täglich immer zur gleichen Zeit. Davor und danach darf kein Alkohol konsumiert werden.
 

Immer Nothilfeset dabei haben

Im Fall einer allergischen Reaktion gilt der Einsatz eines Pens zur Adrenalin-Selbstinjektion, den der Betroffene immer mit sich führen sollte. Was für Apotheker und PTA selbstverständlich ist, sollte den Rezeptabholern noch einmal gesagt werden: Dass sich nämlich Palforzia® nicht zur Linderung allergischer Symptome eignet, sondern ihnen vorbeugt.

Und ein paar Nebenwirkungen kann es auch geben: Bauchschmerzen, Rachenreizung, Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen beispielsweise. Eingesetzt werden darf das neue Medikament bei Kindern im Alter zwischen 4 und 17 Jahren mit diagnostizierter Erdnussallergie; eine bereits begonnene Anwendung kann bei Patienten, die 18 Jahre und älter sind, fortgeführt werden. Und all das muss natürlich in Verbindung mit einer erdnussfreien Ernährung erfolgen.

Quelle: Pharmazeutische Zeitung
 

×