Tiere In Der Apotheke
KREBSPATIENT KATZE
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Grundsätzlich treten im höheren Alter Geschwülste häufiger auf. Das ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass viele Krebs erzeugenden Ursachen oft jahrelang einwirken müssen, bis der Tumorprozess manifest wird. Doch auch bei jungen Tieren können Neubildungen vorkommen: Virusbedingte Geschwülste entwickeln sich fast ausschließlich im jugendlichen Alter. Bei der Katze dominieren Tumoren des blutbildenden Systems (Leukämien). Anzeichen für eine Krebserkrankung sind unter anderem ungewöhnliche Schwellungen, die sich nicht zurückbilden, schlecht heilende Wunden, Gewichtsverlust, Appetitmangel, Blutungen, Bewegungsunlust, Atembeschwerden, Lahmheit und ein steifer Gang.
Maligne Tumoren der Katze Die Begriffe „Sarkom“ und „Karzinom“ sind hinweisend dafür, dass es sich um bösartige Erkrankungen handelt. Bösartige Tumore sind das Fibrosarkom, das Lymphosarkom, Mammatumore und das Plattenepithelkarzinom.
Fibrosarkom Sarkome sind bösartige Tumoren der Haut und Unterhaut sowie anderer Gewebe, die sehr tief in das umliegende Gewebe eindringen. Bei einem Viertel der betroffenen Tiere treten Metastasen auf. Fibrosarkome sind bösartige Tumoren, die sich von Bindegewebszellen ableiten. Das Fibrosarkom der Katze kann gleichzeitig an vielen Stellen des Körpers (multizentrisch) oder primär nur an einer Stelle (solitär) auftreten. Während ersteres überwiegend bei jüngeren Katzen unter drei Jahren festgestellt wird und meist an eine Infektion mit dem Leukämievirus (FeLV) gekoppelt ist, ist ein solitäres Fibrosarkom eher bei Tieren anzutreffen, die älter als fünf Jahre sind. Am häufigsten kommen Fibrosarkome zwischen den Schulterblättern, an der Brust-/Bauchwand und am Oberschenkel vor.
Sie sind knotig derb und wenig verschieblich. Untersuchungen an Fibrosarkomen der Katze ergaben eine hohe Rezidiv-Rate von über 70 Prozent, wobei die Tumoren durchschnittlich bereits nach dreieinhalb Monaten wieder auftraten. Metastasen wurden nur selten und spät beobachtet. Die einzig effektive Behandlung ist die Operation: Therapie der Wahl ist ein großzügiges Entfernen des Tumors, bei Bedarf in Kombination mit Chemotherapie. Eine komplette Entfernung ist nicht immer möglich, sodass mehrmals operiert werden muss, weil der Tumor nach kurzer Zeit wieder in Erscheinung tritt. Eine Strahlentherapie im Anschluss an die Operation kann die Tumorkontrolle verbessern, nicht jedoch unbedingt eine Heilung erzielen.
Lymphosarkom Als einer der häufigsten bösartigen Tumoren der Katze gilt das „Lymphosarkom“, das mit dem Felinen Leukämievirus (FeLV) in Verbindung gebracht wird. Auch Katzen, die mit dem Felinen Immundefizienzvirus (FIV) infiziert sind, haben ein sechsfaches Risiko, ein Lymphosarkom zu entwickeln. Lymphosarkome entstehen aus bestimmten weißen Blutzellen was zur Folge hat, dass dieser Tumor letztendlich in nahezu allen Organen vorkommen kann – am häufigsten sind Thymus oder Lymphknoten im Brustkorb sowie Magen-Darm-Trakt, Leber, Milz und das Knochenmark betroffen; manchmal auch Auge, Niere oder das zentrale Nervensystem.
Geht die Erkrankung ursprünglich vom Knochenmark aus, gelangen die entarteten Zellen zuerst ins Blut, bevor sie sich in den verschiedenen Organen ansiedeln. Dann spricht man von Leukämie. Je nach befallenem Organ sind die Symptome sehr unterschiedlich. Da jederzeit weitere Gewebe erkranken können, steht die Chemotherapie bei der Behandlung des Lymphosarkoms im Vordergrund, denn damit können die entarteten Zellen im gesamten Organismus behandelt werden. Mittels Chemotherapie kann der Tumor häufig über einen langen Zeitraum unter Kontrolle gehalten werden.
Tumoren der Haut Bei Hauttumoren handelt es sich in vielen Fällen um so genannte Plattenepithelkarzinome, die vor allem an unpigmentierten Stellen der Ohren, Augenlider und der Nase nachgewiesen werden. Knapp 90 Prozent werden bei Katzen am Kopf nachgewiesen, davon die Hälfte an den Ohren. Wie bei Menschen kann man davon ausgehen, dass ein zu langer Aufenthalt in der Sonne zumindest zum Teil an der Entstehung des Tumors beteiligt ist. Der „typische“ Patient ist eine Katze zwischen neun und zwölf Jahren. Je nachdem, wo der Tumor lokalisiert ist, wird chirurgisch behandelt. Das ist dann der Fall, wenn das Ohr betroffen ist, das dann an der Basis amputiert werden sollte, um alle Tumorzellen zu entfernen. Bei Tumoren an der Nase oder an den Augenlidern ist ein operativer Eingriff schwierig; hier wird die Strahlentherapie angewandt.
Gesäugetumor Mammatumoren kommen im Vergleich zum Hund seltener vor. Etwa 80 Prozent der Mammatumore bei Katzen sind bösartig und metastasieren häufig. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung sind bei einem Großteil der Patienten bereits Lungenmetastasen vorhanden. Diese können durch eine Röntgenaufnahme entdeckt werden. Bevor also eine Therapie durchgeführt wird, müssen bei dem Tier zunächst Metastasen ausgeschlossen werden. Ist das der Fall, muss der Tumor radikal entfernt werden – die komplette Milchleiste sowie Lymphknoten – um die Überlebenschance zu verbessern. Bei Tumoren, die kleiner als acht Kubikzentimeter sind, sind die Überlebenschancen am größten.
Lebensqualität hat Priorität Chirurgie und Euthanasie sind glücklicherweise längst nicht mehr die einzigen Behandlungsmethoden gegen Krebs. Viele Krebsformen werden heute sehr erfolgreich mit Chemotherapie behandelt. Chemotherapeutika werden bei Tieren im Vergleich zum Menschen in niedrigeren Dosen eingesetzt. Deswegen ist die Nebenwirkungsrate und -stärke geringer, und Nebenwirkungen lassen sich erfolgreicher behandeln als beim Menschen. Eine Chemotherapie kann heutzutage auch durchaus in gut eingerichteten Kleintierpraxen und von geübten Kleintierärzten durchgeführt werden, ist jedoch mit hohen Kosten verbunden. Strahlenbehandlungen bei Haustieren werden nur in wenigen Instituten angeboten. Das Ziel jeglicher Therapie ist zwar die Heilung, doch vor allem die langfristige Linderung klinischer Symptome und der Schmerzen sollten angestrebt werden. Nicht die Verlängerung der Lebensspanne ist entscheidend, sondern die Lebensqualität. Wenn diese eindeutig beeinträchtigt ist, sollte man dem Tier weitere Leiden ersparen.
Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 06/17 ab Seite 116.
Dr. Astrid Heinl-Zapf, Tierärztin