Bei einem bestimmten Grippeimpfstoff schließt die Altersempfehlung Kinder aus. ©scyther5 / iStock / Thinkstock

Grippe-Impfstoff | Altersempfehlung

KOSTENÜBERNAHME DER KRANKENKASSE SORGT FÜR ÄRGER

Nachdem die neue Empfehlung für den Vierfach-Grippeimpfstoff vom Robert-Koch-Institut erlassen wurde, könnte alles so einfach sein. Ist es aber nicht. Jetzt schlägt ein Kinderarzt Alarm.

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Nachdem festgestellt wurde, dass der ehemals von den Krankenkassen bezahlte Dreifach-Impfstoff in dieser Saison ausgerechnet nicht gegen den aktuellen Grippevirus wirkt, hat die STIKO (Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Institutes) eine Empfehlung für den Vierfach-Impfstoff gegeben. Damit scheint der Weg frei für eine flächendeckende Immunisierung in der Saison 2018/19. Doch der Pädiater Dr. Ralph Köllges aus Mönchengladbach sieht das anders, und er nennt dabei explizit die AOK Nordost. Deren vereinbarter Festpreis mit dem Berliner-Apotheker-Verein (BAV) sorgt für Ärger.

Die Regional-Niederlassung der AOK hat für etwa 1,8 Millionen Versicherte in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit dem BAV eine Vereinbarung getroffen, die eine Versorgung auf geringstem Preisniveau vorsieht. Für den quadrivalenten Impfstoff ist ein Betrag von 10,95 Euro vorgesehen. Ein genauerer Blick auf die Zulassung bringt jedoch das Dilemma ans Tageslicht: Mylans Influvac tetra „wird in der kommenden Saison für die beiden Altersgruppen 18 bis 60 und 60+ vorliegen“, sagt das Unternehmen. „Die Dossiers für die einzelnen Altersgruppen für die Grippeschutzimpfung von Jugendlichen, Kindern und Kleinkindern sind bei unseren Kollegen in der Zulassung in Arbeit; sie folgen in den kommenden ein bis zwei Jahren.“ Und das heißt im Klartext: Kinder dürfen mit Influvac tetra nicht geimpft werden.

Köllges gerät darüber in Rage: „Das ist ein Impfhindernis. Ich muss als Arzt, der auch Kinder behandelt, somit zwei Impfstoffe bestellen und bevorraten.“ Die Vakzine zweier anderer Firmen dürfen bereits ab sechs Monaten geimpft werden, es muss jedoch vorab eine Kostenübernahme bei der Kasse beantragt werden. Jede PTA weiß, dass das manchmal dauern kann. „Das verzögert die Impfung und ist verlorene Zeit.“

Köllges wünscht sich für die Zukunft, dass Ärzte die Impfstoffe wieder selbst bestellen können. Festbeträge gehörten damit der Vergangenheit an. Auch ein Modellversuch mit folgender Fragestellung fände der Kinderarzt hilfreich: Wie wirkt sich eine hohe Durchimpfungsrate auf das Auftreten einer Influenza aus? Wird sie dadurch signifikant reduziert.

Das macht Sinn. Der Pädiater schimpft auch noch über eine andere Tatsache: „Jedes Jahr ist es das gleiche Dilemma. Die Influenza-Welle kommt so überraschend wie Weihnachten.“

Alexandra Regner,
PTA, Redaktion

Quelle: Apotheke adhoc

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