Junge Frau mit Gurkenscheiben in der Hand © GeorgeRudy / iStock / Getty Images
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Haut

KOSMETIK OHNE TIERISCHE BETEILIGUNG

Heimlicher Wachstums-Shootingstar: Viele wollen nicht nur beim Essen auf Milch, Eier und Honig verzichten, sondern auch bei ihrer Pflege. Erklären Sie Ihren Kunden worauf es bei veganer Kosmetik ankommt.

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Lanolin, Karmin, Bienenwachs oder Honig müssen draußen bleiben, wenn es um vegane Produkte geht. Noch vor wenigen Jahren galten sie als Nische für eine kleine, überschaubare Käufergruppe. Doch das Bewusstsein der Verbraucher steigt. Laut Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) kaufte 2015 jeder fünfte Bundesbürger Pflege aus dem naturnahen und Naturkosmetik-Segment. Seit geraumer Zeit steht nicht nur zertifizierte Naturkosmetik in der Verbrauchergunst weit oben, sondern auch Erzeugnisse, die komplett ohne Tiere und tierische Bestandteile auskommen. Hersteller erkennen den Markt für sich: Von den 260 Ausstellern der jährlich im Frühjahr stattfindenden Branchenmesse Vivaness in Nürnberg hatten dieses Jahr mehr als 100 Anbieter vegane Produkte im Sortiment.

Vegan – eine Frage der Lebenseinstellung Die Zahl der veganen Community steigt: Lebte 2015 etwa ein Prozent der Deutschen Bevölkerung vegan, sind es nach Angaben des Marktforschungsinstituts Skopos mittlerweile 1,3 Millionen Menschen. Vegan hört hier nicht beim Essen auf, es ist eine Lebenseinstellung. Dazu gehört bei den meisten nicht nur der völlige Verzicht auf tierische Bestandteile bei ihren Mahlzeiten. Es erstreckt sich über Kleidung, Schuhe sowie Accessoires und soweit es geht auch auf das Thema Putz- und Waschmittel, Make-up Zubehör wie Pinsel sowie dekorative und pflegende Kosmetik. Vegane Produkte im Angebot zu haben bietet Herstellern neue Verkaufsargumente und beschert zudem ein positives Image.

Tierversuchsverbot in Europa Der 11. März 2013 war der Startschuss für eine Trendwende in der europäischen Kosmetikindustrie. Seitdem ist die Vermarktung von Kosmetika, die mit Hilfe von Tierversuchen entstanden sind, in ganz Europa verboten. Dieses Tierversuchsverbot wurde zehn Jahre zuvor festgelegt und schrittweise realisiert. Seit September 2004 dürfen keine kosmetischen Fertigerzeugnisse mehr an Tieren getestet werden.

Darauf folgte ein halbes Jahrzehnt, in dem der Kosmetikindustrie Zeit gegeben wurde, in die Forschung und Entwicklung von Alternativmethoden zu investieren. Umgehend nachdem Alternativmethoden entwickelt und von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) akzeptiert waren, wurden entsprechende Tierversuche im jeweiligen Segment verboten. Einzige Ausnahme sind Tests zur Toxizität (REACH Chemikalienrichtlinie). Ansonsten sind mittlerweile sämtliche Tierversuche im Bereich Kosmetika und auch die Vermarktung entsprechender Erzeugnisse in Europa verboten.

Chemikalien und Tierschutz Die Chemikalienrichtlinie mit Namen REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restricion of Chemicals) ist eine europaweite Verordnung, die 2007 in Kraft trat. Dabei dreht sich, wie der Name schon sagt, alles um die Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien. Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft wird hier nicht komplett auf Tierversuche verzichtet. Allerdings gilt der Grundsatz, dass Versuche an Tieren nur als letzte Möglichkeit eingesetzt werden dürfen.

Ferner ist nach wie vor die Förderung von Alternativmethoden wichtig. Laut Angaben des Umweltbundesamtes waren bei der Ausgestaltung der Regelungen Tierschutzverbände mitbeteiligt. Bevor Versuche an Tieren durchgeführt werden, müssen diese bei der Europäischen Chemikalienagentur ECHA beantragt werden. Die Versuchsvorschläge werden veröffentlicht und Informationen von Dritten gesammelt. Anschließend entscheidet die ECHA, ob und unter welchen Bedingungen die Versuche durchgeführt werden müssen.

Label für vegane und vegetarische Kosmetik Um auch bei Kosmetikprodukten auf Nummer sicher zu gehen, gibt es das V-Label. Es wird in zwei Kategorien, also vegetarisch und vegan vergeben. So lassen sich beide Produktgruppen lizensieren und die individuelle Wahl für Verbraucher wird erleichtert. Das V-Label bietet eine zusätzliche Orientierung zu Produkten aus dem Naturkosmetiksegment. Denn nicht jedes Produkt mit entsprechendem Naturkosmetik-Prüfsiegel ist automatisch vegan. Inhaltsstoffe aus Insekten wie beispielsweise der rote Farbstoff Karmin, gewonnen aus Schildläusen, aber auch Bienenwachs, das gerne in Lippenstiften verwendet wird, sowie das Universalmittel Honig sind in zertifizierter Naturkosmetik zugelassen.

Naturkosmetik kann Tierbestandteile enthalten Zertifizierte Naturkosmetik unterliegt genau festgelegten Regeln. Rund 60 bis 80 Prozent dieser zertifizierten Produkte sind automatisch vegan. In den restlichen Produkten kommen durchaus tierische Bestandteile wie Honig, Bienenwachs oder Milch vor. Diese Ingredienzen haben gute und pflegende Eigenschaften, sodass sie aus heutiger Sicht nur schwer durch vegane Alternativen zu ersetzen sind.

Wünschen Kunden ein veganes Kosmetik- oder Pflegeprodukt ist eines mit dem genannten V-Label eine sichere Bank. Ferner können Sie beim jeweiligen Außendienst der Kosmetikhersteller nachfragen oder über die entsprechende Hotline der Unternehmen Informationen dazu einholen. Zusätzlich bietet die Tierschutzorganisation PETA auf ihrer Internetseite kosmetik.peta.de eine Liste von nationalen und internationalen Kosmetikherstellern, die vegane Produkte im Sortiment führen.

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 09/18 ab Seite 116.

Kirsten Metternich von Wolff, Freie Journalistin

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