© Die PTA in der Apotheke
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Tatort Apotheke

KOPFSCHMERZEN

Nitratverbindungen werden zur Behandlung von Angina pectoris oder hohem Blutdruck verordnet. Häufig leiden die Patienten zu Beginn der Therapie unter Kopfschmerzen, die nach einigen Tagen in der Regel wieder abklingen.

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Herr Hill wendet sich an seine Stamm-PTA: „Sie kennen sich doch so gut mit pflanzlichen Arzneimitteln aus, haben Sie für mich nicht eine gute Empfehlung zur Stärkung meines Herzens? Ach, und dann brauche ich auch noch etwas Gutes gegen Kopfschmerz!“

Die PTA kennt Herrn Hill gut und weiß, dass er Bluthochdruckpatient, Raucher und Diabetiker ist. Sie wirft zunächst einen Blick in die Kundenkartei und bemerkt, dass der Patient vor einer Woche eine Packung Tabletten ISMN bekommen hat. Sie hakt nach und fragt den Patienten, aus welchem Grund er ein pflanzliches Herzmedikament suche.

Im Gespräch rückt Herr Hill mit der Sprache heraus: „Ach wissen Sie, da habe ich doch letzte Woche diese Tabletten gegen meine Brustenge – der Arzt sagt Angina pectoris dazu – bekommen. Ich konnte die Tabletten überhaupt nicht vertragen!! Direkt nach der ersten Einnahme bekam ich solche Kopfschmerzen, und Sie müssen wissen, ich habe sonst nie Kopfschmerzen. Das wurde auch nach der zweiten und dritten Tablette nicht besser, deshalb möchte ich sie nicht weiternehmen, sondern mir selber etwas anderes kaufen.“

Pharmakologischer HintergrundPatienten mit koronarer Herzkrankheit (KHK) leiden häufig unter Angina-pectoris-Anfällen. Diese äußern sich in Form von anfallsartig auftretenden Schmerzen im Brustbereich. Patienten beschreiben die Beschwerden wie ein Stechen oder Zusammenziehen des Brustkorbs.

Ausgelöst werden die Anfälle zum Beispiel unter körperlicher und psychischer Belastung. Sie bessern sich in Ruhe oder nach Gabe gefäßerweiternder Wirkstoffe, wie Nitroglycerin oder anderen Nitratverbindungen. Diese werden in die eigentliche Wirksubstanz Stickstoffmonoxid überführt und sorgen für die Bildung von cyclischem GMP (Guanosinmonophosphat), das den Gefäßtonus erniedrigt. So wird die Durchblutung der Herzkranzgefäße erhöht und die Sauerstoffversorgung gesichert.

Häufig tritt bei Beginn Kopfschmerz auf, auch „Nitratkopfschmerz“ genannt. Dieser ist auf eine Erweiterung der Gefäße im Gehirn zurückzuführen, klingt aber in der Regel nach einigen Tagen wieder ab. Bei Ersteinnahme kann außerdem noch ein Blutdruckabfall hinzukommen, der Schwindel, Müdigkeit und Schwäche hervorruft.

Zurück zum FallDie PTA fragt Herrn Hill, ob er die Wirkungsweise der neuen Tabletten erklärt bekommen habe. Dieser antwortet, dass er sie für die Stärkung seines Herzens einnehmen solle, weil er seit einigen Monaten unter Aufregung mit Brustschmerzen zu tun habe. Der Arzt habe gesagt, dass die Tabletten die Herzkranzgefäße weiten.

„Genau, Herr Hill, der Wirkstoff der verordneten Tabletten fördert so die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung des Herzens. In den ersten Tagen der Einnahme kommt es häufig zu Kopfschmerzen, das ist sogar ein Zeichen des Wirkungseintritts, weil auch die Gefäße im Gehirn weitgestellt werden und der Körper sich an die Tabletten gewöhnen muss. Könnten Sie sich denn vorstellen, diese weiterhin zu nehmen, wenn Sie wissen, dass die Kopfschmerzen normal sind und nach einigen Tagen der Einnahme wieder abklingen?“ fragt die PTA. Der Patient nickt verstehend: „Vielen Dank für Ihre gute Beratung, ich werde Ihnen berichten, wie ich sie weiter vertragen habe.“

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/13 auf Seite 103.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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