Kontaktlinse liegt auf Finger auf, bereit zum Einsetzen
Kontaktlinsen unterstützen die Sehkraft von Millionen Menschen weltweit. © AndreyPopov / iStock / Getty Images Plus

Ökologie | Mikroplastik

KONTAKTLINSEN OFTMALS EINFACH RUNTERGESPÜLT

Ob Tages-, Wochen- oder Monatslinse, Kontaktlinsen sind oftmals nur für einen befristeten Gebrauch konzipiert. Einer US-amerikanischen Studie zufolge werden die kleinen Sehhilfen von vielen einfach über die Toilette entsorgt – und tragen dadurch möglicherweise zur Mikroplastik-Belastung der Umwelt bei.

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Rolf Haden von der Arizona State University in Tempe ist selbst Kontaktlinsenträger. „Irgendwann habe ich mich deshalb gefragt, was mit den Plastiklinsen nach dem Einsatz eigentlich passiert“. Spätestens nach einer Umfrage, bei der 15 bis 20 Prozent der Nutzer angaben, ihre Linsen nach dem Tragen durch Waschbecken oder Toilette zu entsorgen, begannen die Forscher sich Gedanken zu machen. Anscheinend hatte sich bisher niemand mit dem Thema beschäftigt. Dabei erscheint die Klärung der Entsorgungsfrage relevant, immerhin leben alleine in den USA etwa 45 Millionen Kontaktlinsenträger. Und manche Linsen müssen bereits nach einem Tag ausgewechselt werden. Da kommt theoretisch schon einiges zusammen.

Das Team schätzt, dass durch die Entsorgungsstrategie vieler Linsenträger zwischen sechs und zehn Tonnen Kunststofflinsen im Abwasser landen. Das Problem in den Kläranlagen: Die Linsen sind zum einen durchsichtig und daher schwer erkennbar. Zum anderen kommen andere Kunststoffe als gewöhnlich zum Einsatz. Die Linsen bestehen zumeist aus Polymethylacrylat, Silikonen und Fluorpolymeren, diese Kombination ermöglicht ein weiches Material, das Sauerstoff zum Auge durchlässt. Zur Untersuchung wie sich das Material in der Abwasserbehandlung verhält, konfrontierten die Forscher die Linsen mit Kläranlagen-Mikroorganismen. Es zeigte sich, dass sich die Mikroben an die Linsen binden und die Bindungen in den Kunststoffpolymeren schwächen. Dies führt jedoch nicht zu einem kompletten Abbau: „Wenn der Kunststoff seine strukturelle Festigkeit verliert, zerfällt er zu kleineren Kunststoffpartikeln, die letztlich zur Bildung von Mikroplastik führen“, erklärt Co-Studienautor Varun Kelkar.

Das Kontaktlinsen-Material ist dichter als Wasser, sinkt dadurch zu Boden und könnte von Wasserorganismen aufgenommen werden, wodurch beispielsweise ihr Verdauungssystem geschädigt werden kann. Letztlich ist auch der Mensch von der Problematik betroffen, stehen Meeresbewohner doch auf seiner Speisekarte. Durch ihre Studien-Veröffentlichung erhoffen sich die Forscher nun zum einen einen reflektierten Umgang bei der Entsorgung der Kontaktlinsen. Hersteller könnten dies durch entsprechende Entsorgungshinweise auf den Verpackungen unterstützen. Zum anderen fordern sie die weitere Erforschung des Linsen-Abbaus in der Meeresumgebung.

Farina Haase,                                                                                                          Apothekerin, Volontärin

Quelle: wissenschaft.de

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