An einem Jujube-Baum hängen teils noch grüne, teils schon rote Früchte.
Jujube, die Chinesische Dattel, ist Bestandteil der Kampo-Rezeptur Rikkunshito.© Nadtochiy / iStock / Getty Images Plus

Traditionelle Therapien | Japan

KON'NICHIWA KAMPO-MEDIZIN!

Manche Kunden verlassen sich auf Schulmedizin und Studienergebnisse, wenn es um die Behandlung ihrer Beschwerden geht, andere setzen auf Komplementärmedizin wie Homöopathie und anthroposophische Mittel. Die japanische Kampo-Medizin kommt aus der traditionellen Heilkunde und gewinnt an wissenschaftlicher Anerkennung.

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Kampo-Medizin vereint verschiedene Strömungen der asiatischen Heilkunst – und das schon seit 1500 Jahren. Sie wurzelt in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), wurde ab dem fünften Jahrhundert von buddhistischen Mönchen nach Japan gebracht und hat sich seitdem dort als eigenständige Therapierichtung entwickelt. Heutzutage sind weit über 100 der traditionellen Pflanzenmischungen wissenschaftlich untersucht und aufgearbeitet worden. Nur approbierte Mediziner dürfen sie anwenden, die fixen Pflanzenkombinationen stehen als Fertiggranulate oder –fluidextrakte zur Verfügung.

„Die Kampo-Medizin ist die japanische Variante der ostasiatischen Arzneipflanzentherapie. Kennzeichen ist der Einsatz von festgeschriebenen, traditionellen Rezepturen aus ostasiatischen Heilpflanzen von hoher Qualität“, bestätigt auch Dr. Heidrun Reißenweber-Hewel, Gastroenterologin, Internistin und Präsidentin der Internationalen Gesellschaft für Kampo Medizin. An der japanischen Weiterentwicklung der TCM schätzt sie, dass die Anzahl der verwendeten Arzneidrogen von einer unüberschaubaren Menge auf etwa 250 Pflanzen reduziert worden sei. Auch Dosisanpassungen haben die Kampo-Medizin vorangebracht: Während die TCM einige Bestandteile überdosiert, gibt Kampo einen evidenzbasierten Wirksamkeitsbereich an. Die Extrakte werden nach GMP-Standard produziert und gewonnen.

Dies spiegelt sich auch im rechtlichen Status der Präparate wider. Im japanischen Gesundheitssystem, das dem deutschen sehr ähnelt, werden zugelassene Kampo-Rezepturen von der Krankenkasse übernommen. Ein weiterer Vorteil der vergleichbaren Systeme: Wie in der westlichen Medizin erfolgt die Empfehlung einer Kampo-Rezeptur komplementär zum Beschwerdebild. Statt der esoterisch anmutenden Energiebahn-Auslotung wie in der TCM wird hier eine Anamnese erhoben und dann das passende Präparat gegen die Beschwerden verordnet - zum Beispiel gegen Autoimmunerkrankungen, Altersbeschwerden oder funktionelle Magen-Darm-Erkrankungen. So kann man die japanischen Präparate auch in der deutschen Beratungspraxis gut empfehlen.

Ein Beispiel ist die Kombination Rikkunshito, die acht ostasiatische Arzneipflanzen wie Jujube, Poria und Ginseng enthält. Sie ist auch in Deutschland als Fertigpräparat erhältlich. „Es stabilisiert den Magen-Darm-Trakt und gleichzeitig die gesamtkörperliche Konstitution. Es wirkt als Gesamtextrakt schleimhautschützend und motilitätsfördernd in Magen und Darm“, erklärt Dr. Reißenweber-Hewel. Da gastrointestinelle Beschwerden wie Appetitlosigkeit, Unwohlsein, Völlegefühl und Blähungen oft auch stressbedingt sind, empfiehlt man in Japan auch entspannende Verhaltensmaßnahmen dazu:

  • Im Sitzen essen entschleunigt die Mahlzeit und fördert die Harmonie der Verdauungsorgane.
  • Bäder entspannen. Die japanische Badekultur nutzt dafür gern heiße Quellen.
  • Origami oder andere Entspannungs- und Achtsamkeitsübungen beruhigen.

Erfahren Sie hier mehr über die Entstehung der Kampo-Medizin und ihre verschiedenen Schulen.

Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin

Quellen:
Arai I, Kawahara N. Kampo pharmaceutical products in the Japanese health‐care system: Legal status and quality assurance. Traditional & Kampo Medicine. 2019 Apr;6(1):3-11

www.internisten-im-netz.de/fachgebiete/psyche-koerper/psyche-verdauungssystem.html


www.daegfa.de/aerzteportal/Ausbildung.Zusatzausbildungen.Kampo-Medizin.aspx


Pressemitteilung „Kampo-Medizin in Deutschland angekommen“, Pohl-Boskamp, August 2020 
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