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Kommunikation

KANN ICH DAS AUCH MEINEM KIND GEBEN?

Frau Jung blickt von ihrem Baby auf die Packung ASS, die sie verlangt hat: „Früher habe ich immer Kombipräparate eingenommen, aber jetzt verwende ich nur Arzneimittel, die auch für die Kleinen geeignet sind!“

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Ein Kind ist kein kleiner Erwachsener. Zum Beispiel hat die Niere noch nicht ihre vollständige Funktionsfähigkeit erreicht. Arzneistoffe, die über sie ausgeschieden werden, sind für die Kleinen toxischer. Die Folge ist, dass Dosierung und Dosierungsintervalle angepasst werden müssen.

Die Pharmakokinetik im kindlichen Organismus, also die Aufnahme des Arzneimittels in den Körper, seine Verteilung im Organismus, sein Abbau und seine Ausscheidung, ist für über zwei Drittel der eingesetzten Medikamente mit einer Zulassung für Kinder nicht bekannt. In circa einem Drittel der Fälle werden falsche Dosierungen verordnet.

Rechnen Sie die Tageshöchstdosis aus! Wenn Sie ein Arzneimittel für Kinder abgeben, sagen Sie den Eltern, wie viel davon sie pro Tag maximal geben dürfen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verordnung vom Arzt kommt, oder ob die Mutter der Meinung ist, mit einem entsprechend geeigneten Mittel Selbstmedikation zu betreiben – machen Sie es grundsätzlich von sich aus. Problematisch ist die Dosierung insbesondere auch, wenn die Kleinen sich gegen die Einnahme wehren und einen Teil wieder ausspucken. Überbesorgte Eltern könnten dann vielleicht versuchen, die gesamte Dosis noch einmal zu verabreichen und dadurch das Arzneimittel überdosieren. Thematisieren Sie diesen Sachverhalt in Ihren Beratungsgesprächen!

Prüfung Einige Medikamente, die für Erwachsene in der Selbstmedikation gängig sind, haben sich als für Kinder nicht geeignet herausgestellt. Suchen Sie eine verträgliche Alternative aus und besprechen Sie diese mit Ihrem diensthabenden Apotheker, bevor Sie sie dem Kunden empfehlen. Nehmen Sie sich auch dann Zeit, wenn Kinder quengeln oder schreien! Sicher erfordern Notfälle sofortiges Handeln. Prüfen Sie immer sorgfältig, ob eine Behandlung notwendig ist und wenn ja, womit.

Säuglinge gehören zum Arzt! Hier ist Selbstmedikation nicht angebracht. Hohes Fieber oder Fieberkrämpfe, plötzliche Schmerzen oder starke Blutungen sollten sofort ärztlich behandelt werden. Auch Kopfschmerzen und Magen-Darm-Probleme, die nicht innerhalb von 48 Stunden weg sind, gehören unbedingt in die Hand eines erfahrenen Kinderarztes.

Und Ihrer Kundin könnten Sie antworten: „Frau Jung, es ist wirklich klasse, dass Sie sich über die Arzneimittel für Ihre Kinder Gedanken machen. Aber allein mit der Wahl eines Monopräparates ist es nicht getan. So eignet sich genau dieses Medikament gar nicht für Kinder. Bitte lassen Sie uns gezielt etwas wirklich Gutes für Sie aussuchen, und anschließend ebenso passende, und möglicherweise aber andere, die sich für Ihre Kinder gut eignen. Grundsätzlich sollten Sie Ihrem Baby allerdings nur nach Rücksprache mit dem Arzt Arzneimittel geben!“.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 08/13 auf Seite 22.

Anna Laven, Apothekerin / Pharmazietrainerin

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