© Beat Ernst, Basel

Homöopathie

IPECACUANHA

Nicht nur anhaltende Übelkeit weist auf die Brechwurzel hin, die vor allem im tropischen Brasilien heimisch ist. Sie ist auch eine wichtige Arznei, wenn starke Blutungen auftreten.

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Die ständig andauernde Übelkeit steht als Hauptbeschwerde im Mittelpunkt. Erbrechen bringt keine Linderung. Es macht die Betroffenen nahezu handlungsunfähig. Es besteht das Gefühl, als ob der Magen lose herab hängt. Dabei ist auffällig, dass die Zunge meist keinen Belag aufweist.
Ein weiterer Wirkbereich ist die Neigung zu Blutungen .

Viele Symptome werden von auffälliger Schwäche und einer Neigung zu Ohnmacht und kollapsartigen Episoden begleitet. Die Reizung der Schleimhäute des Verdauungstraktes und der Atemwege führt zu einer übermäßigen Sekretion. Vermehrter Speichelfluss und reichlich Bronchialschleim sind dann die Folge.

Anwendung Wichtige Indikationen sind Krankheiten des Magen-Darm-Traktes, wie ein akuter gastrointestinaler Infekt oder akute Episoden bei Reizmagen. Bei starker Übelkeit, man fühlt sich sterbenselend, kommen neben Ipecacuanha auch die Arzneimittel Aethusa, Lobelia und insbesondere Tabacum in Betracht. Leidet ein Kranker unter dem Symptom „Übelkeit ohne Besserung durch Erbrechen“ gibt es homöopathisch keine Alternative zur Behandlung mit Ipecacuanha.

Bei akutem gastrointestinalen Infekt mit Übelkeit und Erbrechen kommen auch folgende Arzneien in die engere Wahl: Arsenicum album (typische Auslöser: Verzehr verdorbener Speisen, Frieren, Schwäche und wässriger Durchfall), Nux vomica (durch fettreiches und spätes Essen, zu viel Alkohol und Kaffee, morgendliche Verschlimmerung, mit Ungeduld und Reizbarkeit), Pulsatilla (Auslöser: fette, sahnige Speisen oder Schweinefleisch, Erbrechen erst Stunden nach einer Mahlzeit, Zunge dick und weiß belegt) sowie Veratrum album (sehr heftige Entleerungen, kalter Schweiß und Kollaps).

Ipecacuanha kommt auch in Frage, wenn Störungen anderer Organbereiche mit der beschriebenen Übelkeit (vielleicht auch mit vermehrtem Speichelfluss) einhergehen: während der Entbindung, bei Husten/Bronchitis oder Keuchhusten sowie bei gynäkologischen Blutungen (während oder nach der Entbindung, Störungen der Monatsblutung). Auch die Übelkeit in den ersten Monaten der Schwangerschaft (Emesis gravidarum) ist eine typische Indikation für Ipecacuanha (alternativ: Nux vomica, Pulsatilla, Sepia oder Tabacum).

Bei migräneartigem Kopfschmerz mit ausgeprägter Übelkeit und Erbrechen kommen neben Ipecacuanha auch Pulsatilla (ausgelöst durch schwere, sahnige Speisen, in der Schwangerschaft, Besserung an der frischen Luft), Iris (mit Sehstörungen vor und während der Schmerzen, scharfes Sodbrennen, auch Brennen entlang des ganzen Verdauungskanals) oder Sanguinaria (in den Wechseljahren, pulsierender Schmerz mit Blutandrang zum Kopf, aus der rechten Schulter) in Betracht.

ZUSATZ-INFORMATIONEN
Weitere Infos zu Einsatzgebieten von Ipecacuanha
Im Bereich der Atemwege hat sich der Einsatz von Ipecacuanha bei Bronchitis und Keuchhusten bewährt. Der rasselnde Husten, begleitet von Übelkeit, Würgen und Erbrechen weist auf die Arznei hin. Der Schleim in den Atemwegen scheint eigentlich gelöst zu sein - es bereitet aber große Schwierigkeiten in hochzubringen und auszuhusten. Insbesondere Kinder leiden unter den krampfhaften Hustenattacken.

Abschließend sei auf die heilende Wirkung von Ipecacuanha bei meist hellen, oft schwallartig auftretenden Blutungender Gebärmutter (Metrorrhagie) hingewiesen. Sie werden von Übelkeit, Erbrechen, Schwäche und Neigung zur Ohnmacht begleitet. Charakteristisch sind Blutungen während oder nach der Entbindung sowie Störungen der Monatsblutung.
 
Alternativ kommen folgende wichtigen gynäkologische „Blutungsmittel“ in Frage: Besonders starke Blutungen sprechen für Erigeron canadensis. Sie verstärken sich durch Bewegung und Anstrengung und werden von Reizungen der Harnblase (schmerzhafter oder häufiger Harndrang) oder des Darmes (Durchfall, schmerzhafter Stuhlgang) begleitet. Bei starken, ebenfalls schwallartigen Blutungen mit dunklen Klumpen („Stückchen“) kommt Sabina in Betracht. Möglicherweise begleiten Schmerzen der Knochen oder der Gelenke (häufig aus dem Lendenbereich, in das Schambein ausstrahlen) die Beschwerden.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 09/13 auf Seite 30.

Dr. med. M. Berger, Facharzt für Allgemeinmedizin/Homöopathie

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