Reimport-Arzneimittel werden zunächst für ein anderes europäisches Land hergestellt und ausgeführt. Ein Importeur-Unternehmen kauft die Arzneimittel auf und führt sie wieder in Deutschland ein. © Weerasaksaeku / iStock / Getty Images Plus

Gesetzentwurf | Importquote

IMPORT ADE!

Vielleicht eine gewagte These, aber es gibt wohl nur sehr wenige PTA und Apotheker, die der Importquote hinterherweinen werden. Seit Jahren führt die 15/15-Regel nicht nur immer mal wieder zu Auseinandersetzungen mit der Krankenkasse, sondern auch mit Kunden.

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Jetzt soll die Quote also abgeschafft werden. Was bedeutet das für die Apotheken? Aktuell sind Apotheken laut Rahmenvertrag über die Arzneimittelversorgung nach § 129 Absatz 2 SGB V verpflichtet, pro Krankenkasse und Quartal eine Importquote von fünf Prozent zu erfüllen. Fünf Prozent des Fertigarzneimittelumsatzes müssen also Importe sein – je Krankenkasse. Erhält die Apotheke unterdurchschnittlich wenige importfähige Verordnungen, kann diese Quote auch entsprechend niedriger ausfallen. Der abgegebene Import muss dabei 15 Euro oder 15 Prozent günstiger sein als das Original-Fertigarzneimittel. Dadurch ist jede Apotheke derzeit dazu verpflichtet, Geld einzusparen – ganz im Sinne der verpflichteten Wirtschaftlichkeit, andernfalls droht die Retaxation.

Doch zu welchem Preis, hat sich die Brandenburger Landesregierung gefragt und zum Anlass des Lunapharm-Skandals die Importquote in Frage gestellt. Mit Hilfe der Brandenburger Bundesinitiative soll die Patientensicherheit gestärkt werden, die Landesregierung sieht in dem internationalen Handel der teilweise sehr sensiblen Arzneimittel ein hohes Risiko. Und damit fangen sie bestimmt die Meinung vieler Kunden auf, die misstrauisch auf die kyrillische Schrift ihrer Arzneimittelpackung äugen. Ein weiteres Argument ist das Einsparpotenzial durch Importe – laut der Berechnung des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) erzielten Reimporte im Jahr 2017 lediglich 120 Millionen Euro Einsparungen, Rabattvereinbarung wiederum rund vier Milliarden Euro. Auch der Deutsche Apothekerverband e.V. (DAV), der als Wirtschaftsverband für die kaufmännischen Interessen der Apothekenleiter eintritt, begrüßt die Bundesinitiative: „Die Importquote ist ein mittlerweile überholtes Kostendämpfungsinstrument, das in Zeiten der Arzneimittel-Rabattverträge kaum noch Einsparungen erzielt“, sagt DAV-Chef Fritz Becker. „Die Erfüllung der Importquote verursacht nicht nur erheblichen bürokratischen Aufwand in der Apotheke, sondern gefährdet vor allem die Arzneimittelsicherheit für die Patienten.“ Damit meint er Chargenrückrufe oder die grenzenüberschreitende Lieferkette, durch die das Risiko für das Einschleusen von Medikamentenfälschungen steigen könne. Rückenwind kam auch von der AOK Baden-Württemberg und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Jetzt hat auch der Bundesrat zugestimmt, die Quote ist wohl bald Geschichte – wenn die Bundesregierung zustimmt. Bindenden Charakter hat die Entscheidung des Bundesrates nicht, zeigt aber eine eindeutige Haltung.

Und was sagen die Importeure dazu? Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) rechtfertigte die Importquote. Vor allem Kohlpharma lässt das Lunapharm-Argument nicht ziehen: „Das ist vollständig inakzeptabel, sicherlich aber kein Beleg dafür, dass der Arzneimittelimport generell ein Einfallstor für gefälschte oder gestohlene Ware ist.“ Die Schuld solle bei einer überforderten und inkompetenten Landesbehörde gesucht werden. Schließlich stelle die vereinbarte Importquote von gerade einmal fünf Prozent auch keinen Anreiz dar, Ware zu fälschen oder zu stehlen. Die seriösen Importeure hätten zudem langjährige Kenntnisse von den Lieferanten, die regelmäßig auditiert würden.

Die Entscheidung des Bundestages steht noch aus. In seinem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) wird der Gesundheitsminister die Importquote sicher noch nicht abschaffen – aber neu aufstellen. Maßgeblich ist demnach künftig ein Preisabstand von 15 Prozent, nicht mehr der von 15 Euro.

Farina Haase,
Apothekerin, Volontärin

Quelle: Apotheke adhoc
   www.deutsche-apotheker-zeitung.de
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