Auch Ärzte sollen Medikamente an ihre Patienten abgeben dürfen, nicht nur Apotheken - das zumindest fordert der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. © monkeybusinessimages / iStock / Getty Images Plus

Arzneimittelabgabe | Apothekenmonopol

IMPFRECHT DER APOTHEKER GEGEN DISPENSIERRECHT FÜR ÄRZTE?

Sollen neben Apothekern auch Ärzte das Dispensierrecht erhalten? Dies forderte der Vorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt. Bislang dürfen Ärzte nur in Akutfällen kostenlose Präparate mitgeben.

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Der Vorschlag ist als Replik auf die aktuelle politische Debatte zu verstehen, den Apothekern ein Impfrecht einzuräumen – zuletzt hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dafür ausgesprochen, Apothekern beispielsweise Grippe-Impfungen zu ermöglichen. Das bezeichnete Klaus Reinhardt, Vorsitzender des Hartmannbundes der Ärzte, als „Schnapsidee“ Beim Impfen gehe es schließlich nicht um einen technischen Vorgang, der mal so nebenbei am Tresen erledigt werden könne, kritisierte er.

Nun also das Dispensierrecht für Ärzte. Damit wird nichts anderes als das Apothekenmonopol in Frage gestellt. Einst vom Gesetzgeber erfunden, um zu verhindern, dass Mediziner aus wirtschaftlichen Interessen Medikamente verordnen, würde es die klare Trennung zwischen Arzt und Apotheker aufheben. Letztere warnen vor „Kompetenzgerangel“. Der „Rückfall in alte Revierkonflikte“ behindere Ärzte und Apotheker nur dabei, gemeinsam die Versorgung der Patienten vor Ort zu gewährleisten, kommentierte ABDA-Präsident Friedemann Schmidt die Diskussion. „Die Trennung ärztlicher Tätigkeit von der Abgabe von Arzneimitteln ist aus gutem Grund ein Eckpfeiler unseres Gesundheitssystems“, betonte Schmidt. Sie schütze den Arzt davor, in seiner Therapieentscheidung durch wirtschaftliche Erwägungen kompromittiert zu werden. Und Apotheker hätten durch ihre differenzierte Arzneimittel-Kenntnis in der Regel einen „klaren Kompetenzvorsprung vor Ärzten“

Friedemann Schmidt wies in seiner Stellungnahme noch einmal auf die gute flächendeckende Arzneimittelversorgung durch Präsenzapotheken hin, die Tag und Nacht, an 365 Tagen im Jahr, bereitstünden. „Da braucht es keine Ersatzlösung“. Zumal gerade Hausärzte heute schon oftmals überlastet seien.

Weigeldt forderte Spahn auf, in der geplanten Novelle des Arzneimittelgesetzes (AMG) die rechtliche Basis für das Dispensierrecht zu schaffen. Der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses im Deutschen Bundestag, Erwin Rüddel (CDU) zeigt sich sowohl dafür als auch für das Impfrecht offen. Auf Anfrage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte er, man dürfe sich neuen Versorgungsformen nicht verschließen. Allerdings sehe er bei Hausärzten zurzeit nicht die Kapazitäten für neue Aufgaben.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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