Haut und Haar
IMMER DRANBLEIBEN!
Seite 1/1 4 Minuten
Schätzungsweise 80 bis 90 Prozent aller Frauen kennen das Phänomen der unschönen Dellen an Beinen, Po, Bauch oder Armen. Bei einigen Frauen zeigen sie sich schon in jungen Jahren, etwa nach der Pubertät. Andere Frauen machen erst später oder nur partiell Bekanntschaft damit. Forschungen zufolge basiert Cellulite auf einer Dysbalance zwischen Fettaufbau (Lipogenese) und Fettabbau (Lipolyse). Begünstigt wird sie durch weibliche Hormone und ein schwaches Bindegewebe. Für letzteres spielt die Vererbung eine Rolle.
Immer die Hormone Hat die Mutter deutliche Orangenhaut, so wird ihre Tochter in der Regel ebenfalls damit zu kämpfen haben. Neben der Genetik spielt das Estrogen eine Rolle. Nicht nur eine Schwangerschaft begünstigt die unschönen Dellen, auch die Einnahme von Hormonen oder einfach die Tatsache, eine Frau zu sein. Das erklärt schon zum Teil, warum Männer keine Cellulite haben. Dazu kommt, dass männliches Bindegewebe anders aufgebaut ist als weibliches. Es hat eine netzförmige, stabilere Struktur und ist dadurch fester und straffer, so dass Dellen nicht zum Vorschein kommen. Zur Beruhigung für alle Frauen lässt sich sagen, dass Orangenhaut keine bedrohliche Krankheit ist, sondern einfach eine optische Erscheinung, die den meisten Frauen nicht gefällt.
Bewusst gegen Bodyshaming Frauen mit dunkler Hautfarbe haben ebenfalls ein festeres Bindegewebe und deshalb meist keine oder weniger stark ausgeprägte Cellulite. Das erklärt auch, warum insbesondere für Wäsche- und Bademoden gerne Frauen mit dunklerem Teint fotografiert werden. Perfektioniert werden Bilder nachträglich über Bildbearbeitungsprogramme. Auch im Social- Media-Bereich bedienen sich Influencer gerne diverser Filter, um ihren Körper zu optimieren. Mittlerweile gibt es aber auch Mut machende Gegenbewegungen von Frauen, die öffentlich ganz bewusst und ohne Retusche ihren Körper mit Dellen und Co zeigen. Ein tröstlicher Gedanke für Frauen, die sich zum Beispiel durch solche Social-Media-Bilder stark unter Druck gesetzt fühlen.
Was haben Franzosen mit Orangenhaut zu tun? Cellulite ist kein Phänomen der Neuzeit, es gibt sie schon seit tausenden Jahren. Mit dem Unterschied, dass sich bis vor rund hundert Jahren niemand wirklich daran gestört hat. Das lag wohl auch daran, dass selbst am Strand Frauen früher mehr Stoff am Körper trugen und damit unschöne Dellen ohnehin nicht öffentlich zum Vorschein kamen. In den 1930er-Jahren wurde das Thema zunächst in französischen Modemagazinen publiziert. Auf einmal ging es um Cellulite und, damit verbunden, Möglichkeiten dieser den Garaus zu machen. Vor rund fünfzig Jahren wurde sie dann als allgemeine, weibliche Plage in der amerikanischen Modepresse tituliert. Und auf einmal war Cellulite ein weltweites Frauenthema.
Kostspielige Methoden Wenn eine Frau ihrer unebenen Haut zu Leibe rücken möchte, gibt es unzählige Möglichkeiten dies zu tun. Allerdings machen nicht alle Sinn und oft stellt sich auch die Frage, wie lange die Effekte halten. Sehr kostspielig sind zum Beispiel Laser, Fett absaugen, Kryolipolyse (Einfrieren von Körperarealen) oder regelmäßige kosmetische Behandlungen. Bevor sich eine Kundin zu teils drastischen Maßnahmen entscheidet, raten Sie zu verschiedenen Dingen, die sie selbst praktizieren kann. Voraussetzung für alle Anwendungen ist Disziplin und Kontinuität. Denn wer auf Dauer hier nicht am Ball bleibt, wird nur temporäre Veränderungen und Verbesserungen erleben. Cellulite zu behandeln ist also ein Dauerthema.
Aktive Hilfe aus der Apotheke Eine Fülle an Gelen, Ölen, Lotionen und Cremes, mindestens einmal täglich angewandt, kann dazu beitragen, das Hautbild zu verbessern. Inhaltsstoffe wie Koffein und Niacinamid haben einen positiven Effekt auf den Abbau von Fettzellen. Extrakte aus Rosmarin, weißer Lupine, Mohnsamen-, Rotalgen-, Mate- und Papaya-Extrakten, Ingwer, Zitrone, Birke, Ginkgo oder Artischocke regen die Durchblutung an und können zur Hautstraffung beitragen. Auch Lymphdrainagen und Saug-Druck-Massagen können sich positiv auf die Reduktion von Cellulite auswirken.
Empfehlen Sie zur Massage die Verwendung von Massagebürsten, -schwämmen oder -handschuhen. Diese lassen sich entweder in der Dusche oder vor dem Eincremen anwenden. Apropos Dusche: Kalt-warme Wechselduschen, die vier- bis fünfmal pro Duschgang wiederholt werden, unterstützen die Anti-Cellulite-Therapie. Einfach und leicht kaschieren lässt sich unebene Haut am Körper auch durch Selbstbräuner und getönte Bodylotion, zum Beispiel mit Schimmerpartikeln.
Bewegung im Leben Doch all das nutzt wenig, wenn gleichzeitig das Gewicht zunimmt, die Lebensmittelauswahl suboptimal ist und der Alltag ohne große Bewegung abläuft. Zucker und minderwertige Fette, häufig zu finden in Fertiglebensmitteln, gilt es zu reduzieren. Im Austausch zu frischem Obst, Gemüse, Salaten, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten sowie fettfreundlicher Milch und Milchprodukten oder veganen Alternativen mit Calciumzusatz. Abgerundet durch täglich mindestens zwei Liter Getränke wie Kräuter- und Früchtetee sowie Wasser.
Ein halber Liter Flüssigkeit ist in Form von Kaffee, schwarzem und grünem Tee möglich. Wenig empfehlenswert sind Säfte und gezuckerte Softgetränke. Raten Sie dazu, Alkohol nur selten zu konsumieren. Denn Alkohol wirkt appetitanregend, ist ein Zellgift, begünstigt Übergewicht und eine Fettleber. Fragen Sie im Beratungsgespräch zudem, ob Ihre Kundin raucht. Denn Nikotin trägt entscheidend dazu bei, dass das Bindegewebe schlechter durchblutet wird und das wiederum fördert Cellulite.
Gezieltes Training, das Muskelgewebe an Po und Beinen aufbaut, wie zum Beispiel Kniebeugen, aber auch Yoga und Pilates sind ideal, um diese Körperpartien zu stärken. Übungen für Bein und Po können auch perfekt in den eigenen vier Wänden trainiert werden. Fitness-Videos und Tipps dazu gibt es momentan zur Genüge. Fürs Ausdauertraining nach der Corona-Pandemie regelmäßig Schwimmen gehen, dabei wird das Bindegewebe effektiv gestrafft. Auch regelmäßiges Radfahren und öfter mal die Treppe statt des Aufzugs zu nehmen bringen Erfolge.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER APOTHEKE 06/2021 ab Seite 76.