Kondome auf der Wäscheleine
© Keith Brofsky / DigitalVision / Thinkstock

Themen

IM ZEITALTER DER HORMONE

Das Thema Verhütung verliert nie an Aktualität. Und obwohl heute alle aufgeklärt sind, besteht in der Apotheke immer wieder Bedarf für ein Beratungsgespräch über sicheren Empfängnisschutz.

Seite 2/3 17 Minuten

Seite 2/3 17 Minuten

Langzyklus möglich Einphasenpräparate können auch längere Zeit ohne Pillenpause zur Anwendung kommen. Dafür werden die wirkstoffhaltigen Tabletten kontinuierlich eingenommen. Man spricht dann vom Langzyklus-Schema. Vorteil sind die ausbleibenden Blutungen, weniger zyklusabhängige Beschwerden und eine noch stärkere kontrazeptive Wirksamkeit. Das ist vor allem für Frauen mit Erkrankungen vorteilhaft, bei denen keine Hormonschwankungen oder Blutungen erwünscht sind (z. B. zyklusbedingte Migräne, Prämenstruelles Syndrom/PMS, Endometriose, polyzystisches Ovarialsyndrom, Myome, Akne, Eisenmangelanämie).

Zudem eignet sie sich für Frauen, die längerfristig Barbiturate, Antibiotika, Antiepileptika oder andere Arzneimittel einnehmen, welche die pharmakologische Wirkung oraler Kontrazeptiva beeinträchtigen können. Üblich ist das 84/7-Schema, bei dem eine kontinuierliche Einnahm der Pille über 12 Wochen mit einem anschließenden siebentätigen einnahmefreien Intervall erfolgt. Möglich ist aber auch eine pausenlose Einnahme der Pille über mehrere Monate hinweg (bis zu einem Jahr und länger). Lange Zeit erfolgte das Langzyklus-Schema off-label. Seit 2014 steht auch ein zugelassenes Präparat zur Verfügung, das flexibel 24 bis 120 Einnahmetage durchgenommen werden kann.

Mehrphasenpräparate Diese Pillen versuchen den weiblichen Zyklus nachzuahmen, um weniger Nebenwirkungen auszulösen. Daher sind bei diesen Präparaten an den einzelnen Einahmetagen jeweils unterschiedliche Mengen an Estrogen und Gestagen enthalten, weshalb diese Pillen unbedingt in der vorgeschriebenen Reihenfolge der Blisterpackung einzunehmen sind. Bei den Mehrphasenpräparaten sind verschiedene Regime (z. B. Zwei- und Dreiphasenpräparate) auf dem Markt, bei denen die Sexualhormone je nach Einnahmezyklus unterschiedlich hoch dosiert einzeln und/oder in Kombination enthalten sind. Darunter sind auch Präparate zu finden, die zusätzlich noch Placebo-Tabletten bereithalten (z. B. Vierphasenpräparat mit 26/2-Schema). Allerdings sind die geringeren unerwünschten Effekte prinzipiell mit einer unsicheren kontrazeptiven Wirkung verknüpft, vor allem, wenn die Einnahme einer Pille vergessen wird.

Minipille Davon zu unterscheiden sind reine Gestagen-Präparate, die 28 Tage lang immer täglich ohne Einnahmepause genommen werden. Sie werden als Minipille bezeichnet. Ältere Minipillen-Präparate enthalten als Gestagen Levonorgestrel und weisen eine geringere Sicherheit (PI 0,5 bis 3) als Kombinationspräparate auf, da sie lediglich peripher über eine verminderte Beweglichkeit der Eileiter, einer Verdickung des Zervixschleims und einer Wachstumshemmung der Gebärmutterschleimhaut wirken. Sie haben in der Regel keine ovulationshemmende Wirkung.

Lediglich die neueren Minipillen mit 75 Mikrogramm Desogestrel können in 97 Prozent aller Anwendungen den Eisprung verhindern. Diese Präparate sind daher ebenso sicher und zuverlässig wie die herkömmliche Pille. Die Minipille ist für Frauen geeignet, die keine synthetischen Estrogene vertragen, und für solche, die stillen, da Gestagene keine negative Wirkung auf die Milchproduktion haben. Nachteilig ist die schlechte Zykluskontrolle mit unregelmäßige Blutungen, Schmier- und Zwischenblutungen, die oft zum Absetzen der Präparate führen.

Werden während der Verwendung hormoneller Kontrazeptiva Arzneimittel eingenommen, die zu einer Abschwächung der empfängnisverhütenden Wirkung führen können (z. B. Antiepileptika, Antibiotika, Johanniskraut), sollte die Frau zusätzlich nicht-hormonell verhüten.

EinnahmeregelnDer volle Verhütungsschutz ist bei der Pille nur gewährleistet, wenn sie täglich möglichst immer zum gleichen Zeitpunkt genommen wird. Eine verspätete Einnahme ohne Einfluss auf den Empfängnisschutz darf bei der klassischen Estrogen-Gestagen- Kombination keine zwölf Stunden überschreiten. Anders kann es sich bei den rein Gestagen- haltigen Minipillen verhalten. So darf das Einnahmefenster bei den älteren Präparaten mit Levonorgestrel als Gestagen- Komponente nur um maximal drei Stunden überschritten werden. Bei der neueren Desogestrel- haltigen Minipille verringert eine um bis zu zwölf Stunden verspätete Einnahme den Empfängnisschutz nicht.

Pille vergessen Ist es bei den üblichen Kombinationspräparaten zu Einnahmefehlern gekommen, kann der Empfängnisschutz verloren sein. Prinzipiell sinkt die Sicherheit mit der Zahl der vergessenen Tabletten, wobei es beim Vergessen nur einer Tablette Unterschiede je nach Zeitpunkt der Verhütungspanne gibt. Prinzipiell ist ein Fehler in der Zyklusmitte weniger schlimm als zu Beginn oder am Ende des Zyklus. Wurden allerdings zwei Tabletten oder gar mehr innerhalb eines Einnahmezyklus nicht genommen, besteht generell kein ausreichender Empfängnisschutz mehr.

Als Faustregel beim Vergessen nur einer Pille einer Estrogen- Gestagen-Kombination im 21- Tage-Blister (Einphasenpräparat) gilt:

  • Wurde die Einnahme einer Tablette in der ersten Einnahmewoche versäumt, sollte die unterlassene Einnahme so schnell wie möglich nachgeholt werden (selbst wenn dann zwei Tabletten gleichzeitig genommen werden müssen). Zudem muss sieben Tage nach dem Vergessen der Pille zusätzlich verhütet werden. Kam es am Tag der vergessenen Einnahme oder in den Tagen zuvor zu Geschlechtsverkehr, kann eine Schwangerschaft nicht sicher ausgeschlossen werden.
  • Eine vergessene Tablette in der zweiten Einnahmewoche beeinflusst die Sicherheit nicht negativ, wenn zuvor eine regelmäßige Einnahme erfolgte. Auch in diesem Fall ist die versäumte Pille so schnell wie möglich nachträglich einzunehmen. Zusätzliche Verhütung ist nicht zwingend notwendig.
  • Beim Vergessen einer Tablette in der dritten Einnahmewoche kann der Verhütungsschutz im folgenden einnahmefreien Intervall nicht mehr gewährleistet werden. Daher sollte entweder die unterlassene Pilleneinnahme sofort nachgeholt und die siebentägige Pillenpause nach der letzten Tablette weggelassen werden. Alternativ wird die Pillenpause vorverlegt. Bei dieser Option wird auf die nachträgliche Einnahme der vergessenen Pille verzichtet.

Die beschriebene Methode gilt prinzipiell für die meisten Einphasenpräparate, das konkrete Vorgehen sollte aber immer noch einmal im Beipackzettel des jeweiligen Pillenpräparates nachgelesen werden.

Alternativen zur oralen Pilleneinnahme Aber nicht nur mangelnde Compliance, auch Durchfall und Erbrechen beeinträchtigen die Sicherheit oraler Kontrazeptiva. Zuverlässige Alternativen, an deren tägliche Einnahme nicht gedacht werden muss und die den Magen- Darm-Trakt umgehen, können hormonhaltige Depotformen sein. Zur Auswahl stehen Präparate, die kontinuierlich eine Estrogen-Gestagen-Kombination abgeben, wie der Vaginalring und ein transdermales System (Hormonpflaster). Daneben existieren rein Gestagen-haltige Depotformen wie das Implantat (Hormonstäbchen), ein intrauterines System (Hormonspirale) oder die Gestagen-haltige Depotspritze.

Vaginalring 2003 kam ein durchsichtiger, transparenter, weicher und flexibler Ring aus Ethylen-Vinylacetat-Copolymer auf den deutschen Arzneimittelmarkt. Dieser Vaginalring setzt kontinuierlich über drei Wochen hinweg niedrige Konzentrationen Estrogen und Gestagen (Etonogestrel) frei, die über die Vaginalschleimhaut resorbiert werden. Der Vaginalring ist derzeit mit einer Ethinylestradiol- Dosis von 15 Mikrogramm pro Tag das Kombinationspräparat zur Empfängnisverhütung mit der niedrigsten Estrogendosierung in Deutschland.

Der Ring wird von der Frau selber eingesetzt und nach dreiwöchiger Tragedauer selbständig entfernt. In der folgenden ringfreie Woche setzt die Abbruchblutung ein. Ein neuer Ring sollte immer am gleichen Wochentag zur gleichen Uhrzeit appliziert werden. Wenn er weniger als drei Stunden außerhalb der Vagina war, ist der kontrazeptive Schutz nicht beeinträchtigt. Die Verhütungssicherheit, Zykluskontrolle, der Wirkmechanismus und die Gegenanzeigen sind die gleichen wie bei der Pille (PI 0,65 bis 1,18).

„Im Zeitalter der Hormone”

×