Interview
„ICH HABE DEN WECHSEL NOCH KEINEN TAG BEREUT“
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Die Arbeit bei einem Arzneimittel-Importeur ist sicher ganz anders als in der Apotheke. Hat es Ihnen in der Apotheke nicht gefallen? Ich war fast acht Jahre in der öffentlichen Apotheke tätig, habe dort viele Erfahrungen sammeln dürfen und meine Tätigkeitsbereiche auch sehr gemocht. Aber nach dieser Zeit wollte ich meinen Horizont erweitern und etwas Neues dazulernen. Ich war neugierig, wo ich meine fachlichen Kenntnisse noch einsetzen kann und habe deshalb auch mal über den Tellerrand „Apotheke“ geschaut. Da wurde ich im Internet auf eine Stellenanzeige von EurimPharm aufmerksam. Die Aufgabengebiete klangen spannend und ich hatte das Gefühl, dass dort eine neue Herausforderung auf mich warten könnte. Und das stimmte auch: Bis heute habe ich den Wechsel noch keinen Tag bereut.
Wie sieht Ihr Tagesablauf aus? Was sind Ihre Aufgaben? Ist es viel Büroarbeit?
Zu meinen wesentlichen Aufgaben gehört die Freigabe von Herstellvorschriften. Sie dienen der Produktion als Anweisung zur Fertigung der EurimPharm Präparate. Außerdem beantworte ich täglich Qualitätsanfragen aus dem eigenen Unternehmen zu den umgepackten Arzneimitteln, beispielsweise zur Arzneimittel-Kennzeichnung. Meist handelt es sich dabei um Abweichungen von der Herstell- beziehungsweise Prüfanweisung. Diese kann ich intern auf meinem PC einsehen oder mich auch direkt in den Produktionsbereich begeben, um vor Ort für den jeweiligen Produktionsauftrag zu entscheiden, wie weiter vorgegangen wird.
Ich bin auch für schriftliche und telefonische Kundenanfragen und Reklamationen von Apotheken, Arztpraxen, Großhändlern und Endverbrauchern zuständig. Dies sind zum Beispiel Fragen zum Aussehen, der Handhabung und der Teilbarkeit von EurimPharm-Präparaten. Auch mit dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) habe ich immer wieder zu tun, wenn es um Anträge auf Chargenfreigabe für Sera, Impfstoffe, Blutprodukte und Therapieallergene geht. Es ist also durchaus viel Büroarbeit, aber ich bin ständig im Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen und die Vielseitigkeit der Arbeitsbereiche finde ich richtig toll.
Wie kann man sich die Arbeit als stellvertretende Herstellungsleiterin bei einem Importeur überhaupt vorstellen? Es wird doch eigentlich nichts hergestellt.
Laut Paragraph 4 Arzneimittelgesetz gehört die Kennzeichnung zur Herstellung. Aus diesem Grund ist EurimPharm nicht nur Importeur, sondern auch Hersteller und pharmazeutischer Unternehmer. Die Herstellvorschriften spielen daher bei uns eine sehr wichtige Rolle, da sie unsere hohe Qualität sichern. Die Ware wird bei uns im Produktionsbereich in vielen Arbeitsschritten ausgepackt, geprüft, neu gekennzeichnet, teilweise umgepackt und wieder geprüft. Das Umetikettieren erfolgt je nach Größe der Charge maschinell oder von Hand.
Dafür sind genaueste Anweisungen notwendig, denn nur so können wir garantieren, dass unsere Ware unser Haus in einem einwandfreien Zustand verlässt. Für die Produktion werden detaillierte Anweisungen erstellt, die den Umpackprozess bildlich darstellen und exakt beschreiben, wie produziert werden muss. Bei jeder Änderung legt die Herstellungsleitung neue Herstellvorschriften fest. Als Herstellungsleitung gilt es, dieses Prozedere zu überwachen und bei Abweichungen zur Herstellvorschrift pro Auftrag eine Lösung zu erarbeiten, damit das Arzneimittel seine hohe Qualität beibehält und das Haus verlassen darf.
Welche Arbeitsbedingungen herrschen hier – ist zum Beispiel das Gehalt höher als in der Apotheke oder gibt es Gleitzeit?
Mittlerweile arbeite ich als stellvertretende Herstellungsleiterin, eine Position, in der viele wahrscheinlich einen Akademiker vermuten würden. Bis vor einigen Jahren sah das Arzneimittelgesetz dies auch so vor. Durch eine Änderung ist nun für eine solche Position kein akademischer Abschluss mehr notwendig. Für EurimPharm und vor allem für PTA eine positive Entwicklung. Für PTA ergeben sich so neue Karrieremöglichkeiten und somit auch optimale Gehaltsvorstellungen. Man merkt außerdem, dass wir ein Familienbetrieb sind, und das schätze ich sehr. Die Atmosphäre ist sehr angenehm und man bekommt immer Hilfe, wenn man Fragen hat.
Durch zusätzliche Leistungen gewinnt unsere Firma an Attraktivität, die einfach nur ein größerer Betrieb bieten kann. Wir haben zum Beispiel mit „eurimvital“ ein super Gesundheitsmanagement mit regelmäßigen Gesundheitstagen im Haus, einen Lauftreff, Fitnessstudio-Kooperationen und eine Firmenkantine mit einer leckeren Salat-Bar. Und was man auch nicht vergessen darf: Wir arbeiten in einer Gegend, in der andere Urlaub machen. Mit den Berchtesgadener Alpen und Salzburg gleich um die Ecke hat man in der Freizeit super viele Möglichkeiten. Durch die Gleitzeit, die EurimPharm als Arbeitgeber anbietet, ist das natürlich besonders schätzenswert.
Beschreiben Sie doch einmal, wie so ein Reimport vor sich geht. Viele Kunden haben ja Angst, dass andere Wirkstoffe drinstecken, wenn ihre gewohnten Medikamente aus dem Ausland eingeführt werden.
Diese Angst kann ich den Patienten vollkommen nehmen. Als Importeur von Arzneimitteln nutzt EurimPharm das Preisgefälle zu den anderen EU-Ländern. Wir führen preisgünstige Originalpräparate namhafter Hersteller aus verschiedenen europäischen Ländern nach Deutschland ein und beliefern damit Apotheken sowie sämtliche Pharma-Großhändler im gesamten Bundesgebiet. Unsere Importarzneimittel sind ausschließlich Originale. Sie stammen von denselben in- und ausländischen Herstellern wie jene Präparate, die direkt in deutsche Apotheken geliefert werden.
Der Patient bekommt mit einem EurimPharm-Arzneimittel also sein Marken-Präparat in gewohnter Qualität, aber zum besseren Preis. Das Arzneimittel ist therapeutisch absolut identisch, es kann lediglich anders aussehen. Das liegt an den unterschiedlichen Bestimmungen zur Kennzeichnung von Arzneimitteln in den verschiedenen EU-Ländern und unterschiedlichen Packungsgestaltungen. Wir sind verpflichtet, die Arzneimittel den deutschen Bestimmungen anzupassen, was durch Aufkleben von Etiketten oder neue Umverpackungen erfolgt. Packungen können also anders aussehen als das deutsche Präparat, aber es handelt sich immer um dasselbe Original-Markenarzneimittel in Originalqualität.
Hat sich ihre Einstellung zu Importarzneimitteln geändert? Was haben Sie in Ihrer Apothekenzeit über Importarzneimittel gedacht?
Ich hatte auch in meiner Apothekenzeit schon eine positive Einstellung zu Importarzneimitteln, weil sie unserem Gesundheitssystem Geld sparen. Allerdings wurde mein Vertrauen in Importarzneimittel noch gestärkt, seitdem ich selbst hinter die Kulissen blicken durfte. Für EurimPharm hat es oberste Priorität, dass jede Patientin und jeder Patient in der Apotheke absolut sicher sein kann, ein hochwertiges Originalpräparat zu erhalten. Das kann ich nun selbst unterschreiben, weil ich jetzt ganz genau weiß, welchen Prozessen Importarzneimittel bei EurimPharm unterliegen und welche hohen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen einzuhalten sind, bevor sie in den Verkehr gebracht werden.
Den Artikel finden Sie auch in DIE PTA IN DER SCHULE 2018 auf Seite 26.
Das Interview führte Sabine Breuer
Melanie Rosenstatter
absolvierte von 2006 bis 2008 ihre Ausbildung an der Berufsfachschule für Pharmazeutisch-technische Assistenten in München und arbeitete anschließend in einer großen Apotheke in Freilassing. Nach fast acht Jahren Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke suchte sie nach einer neuen Herausforderung und wechselte 2016 zum Arzneimittelimporteur EurimPharm im bayerischen Saaldorf-Surheim. Noch im selben Jahr stieg sie dort zur stellvertretenden Leitung der Herstellung auf.