Tatort Apotheke

HUSTENMITTEL IN DER SCHWANGERSCHAFT

Können pflanzliche Schleimlöser unproblematisch in der Schwangerschaft eingenommen werden – wie sollte Ihre Empfehlung lauten?

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Frau Veronika Fischer ist im fünften Monat schwanger. Sie hat sich eine starke Erkältung mit Husten und Schnupfen eingefangen. In der Apotheke berichtet sie der PTA, dass sie nachts kaum Luft bekomme und sie stark verschleimt sei. Zum Abschwellen der Nasenschleimhaut benutze sie eine Erkältungssalbe und zur Nacht nach Rücksprache mit dem Arzt ein Nasenspray für Kinder. Eine Freundin habe ihr empfohlen, sich alkoholfreie Thymianhustentropfen gegen den Husten zu besorgen.

Die PTA vergewissert sich, dass Frau Fischer keine weiteren Medikamente einnimmt und die Schwangerschaft bisher komplikationslos verläuft. Außerdem möchte sie wissen, ob Frau Fischer bereits einen Arzt wegen des Hustens aufgesucht habe.

Pharmakologischer Hintergrund In der Schwangerschaft gilt: So viel wie nötig – so wenig wie möglich. Im ersten Schwangerschaftsdrittel sollten Erkältungsbeschwerden medikamentös eher zurückhaltend behandelt werden. Die Beratung von Schwangeren erfordert immer ein besonderes Fingerspitzengefühl.

Leider geben auch die Beipackzettel und Fachinformationen der Hersteller nicht immer die nötige Entscheidungsgrundlage. Aktuelle und kompetente Informationen bietet die Internetseite www.embryotox.de des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie in Berlin. Pflanzliche Arzneimittel gelten allgemein als besser verträglich und sicher. Da bei Phytopharmaka häufig keine Studiendaten für die Verwendung in der Schwangerschaft vorliegen, sollten sie aber nicht unkritisch in der Selbstmedikation empfohlen werden.

Thymian wirkt expektorierend und spasmolytisch aufgrund des ätherischen Ölgehaltes. Die Anwendung dieses Phytopharmakons zur Behandlung eines produktiven Hustens ist bei Beachtung der Grenzen der Selbstmedikation sehr bewährt. Zur Therapie während der Schwangerschaft existieren jedoch keine systematischen Studien.

Die Datenbank des Instituts für Embryonaltoxikologie bevorzugt die besser untersuchten chemischen Substanzen Bromhexin, Ambroxol und Acetylcystein, wenn Inhalationsbehandlung und ausreichende Flüssigkeitszufuhr nur ungenügende Linderung erbringen. Sie können während der gesamten Schwangerschaft und ebenso in der Stillzeit zur kurzfristigen Schleimlösung eingenommen werden.

Zurück zum Fall Frau Fischer hat ihren Husten noch nicht ärztlich abklären lassen, hat aber in drei Tagen sowieso einen Termin. Da sie kein Fieber hat, sich schonen kann und auch schwangerschaftsbedingt keine Beschwerden vorliegen, ist es möglich, etwas gegen den Husten zu empfehlen. Die PTA rät der Kundin von den pflanzlichen Tropfen ab und erklärt, dass die bewährten Substanzen Bromhexin, Ambroxol und Acetylcystein in der Schwangerschaft sicherer seien.

Frau Fischer entscheidet sich für ACC-Brausetabletten, die sie kennt. Bei der drei Mal täglichen Gabe wird automatisch die Flüssigkeitszufuhr unterstützt. Die PTA gibt ihr außerdem einen Ausdruck aus der Datenbank zur Information mit. Abschließend bestätigt sie sie darin, sich zu schonen, viel zu trinken und regelmäßig zu inhalieren. Falls sich die Beschwerden verstärken sollten, solle sie nicht zögern, vor dem festgelegten Termin, den Arzt aufzusuchen.

Den Artikel finden Sie auch in Die PTA IN DER APOTHEKE 01/12 auf Seite 48.

Dr. Katja Renner, Apothekerin

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