Bei der Herstellung von Rezepturen zur Wundbehandlung in der Apotheke ist Sterilität oberstes Gebot. © dusanpetkovic / iStock / Getty Images Plus

Autoklavieren | Sterilität

HÖCHSTE SORGFALT BEI REZEPTUREN ZUR WUNDBEHANDLUNG

Rezepturarzneimittel zur Wundbehandlung gibt’s nicht nur fertig im Regal – sie können auch im Apothekenlabor hergestellt werden. Doch gilt es dabei einige Besonderheiten zu beachten – Sterilität ist eine davon.

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Eine der Herausforderungen für Apotheken besteht dabei in der Sterilherstellung. Die Behandlung von Wunden ist deshalb so diffizil, da sie eine Eintrittspforte für Keime bilden.

Wunden können verschiedene Ursachen haben: Die Haut kann mechanisch verletzt worden sein, wie etwa bei Schürf- oder Schnittwunden. Thermische Belastungen können zu Erfrierungen oder Verbrennungen führen. Einen Sonderfall bilden noch einmal die chronischen Wunden: Laut Definition handelt es sich dabei um solche, die einen Integritätsverlust der Haut und der darunterliegenden Strukturen zeigen und innerhalb von acht Wochen nicht abheilen. Es stehen dazu auch Rezepturarzneimittel zur Verfügung – zum Beispiel die Polihexanid-Lösung 0,02 % und 0,04 % aus dem NRF (11.128). Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der Biguanide; ein Wirkstoff, der die Strukturen der bakteriellen Zellmembran angreift und dadurch zu ihrem Tod führt. Dem Antiseptikum wird außerdem eine granulations- und epithelisationsfördernde Wirkung zugesprochen und basiert auf der bekannten „Ringer-Lösung“, die es auch als wirkstofffreie Spüllösung gibt.

Metronidazol wirkt vor allem Wunder bei anaeroben Bakterien – die einen äußerst unangenehmen Geruch verbreiten können. Das niederländische Arzneibuch FNA bietet hierzu ein „Metronidazolgel 1 %, steriel“ an. Dabei ist zu beachten, dass Metronidazol bei Raumtemperatur zu höchstens 0,8 Prozent wasserlöslich ist, einprozentige Gele mit gelöstem Wirkstoff sich jedoch nur unter Hitzebehandlung herstellen lassen. Nach dem Autoklavieren liegt Metronidazol dann stabil in Lösung vor. Da diese Lösung jedoch übersättigt ist, darf das Gel nicht im Kühlschrank aufbewahrt werden. Die Löslichkeit verringert sich bei niedriger Temperatur wieder und der Wirkstoff fällt dann aus.

Zur lokalen Behandlung von Wundschmerzen bei chronischen Ulzera eignen sich 0,1-prozentige Morphin-haltige Hydrogele. Eine nennenswerte analgetische Wirkung ist wegen der schlechten Penetration durch die intakte Haut jedoch nicht zu erwarten – aber auf Schleimhäuten und Wunden zeigen sie eine gute Wirkung. Zugleich kann dabei auch ein für die chemische Stabilität günstiges saures pH-Milieu eingehalten werden (beispielsweise durch den Zusatz von Natriumedetat).

Sterilität ist ein absolutes Muss bei Zubereitungen zur Anwendung auf chronischen Wunden, Körperhöhlen und Oberflächen bei chirurgischen Eingriffen – erreicht durch den Rezepturbestandteil Wasser für Injektionszwecke. Bei Gelen erfolgt die Sterilisation in der Regel durch Autoklavieren. Standard ist die Sterilisation bei 121 Grad Celsius über 15 Minuten. Bei Wirkstoffen, die eine Hitzebehandlung nicht vertragen, kann die Grundlage vorsterilisiert und eine wirkstoffhaltige Lösung danach zugemischt werden. Ist letztere steril, braucht sie nicht nochmals bakterienfrei filtriert werden – unsterile Lösungen jedoch müssen sich dieser Prozedur selbstverständlich unterziehen.

Alexandra Regner,
PTA und Journalistin

Quelle: Pharmazeutische Zeitung  

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