Eine Studie hat nun gezeigt, dass bereits ein geringes Übergewicht eher zu Herzschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall führt. © nensuria / iStock / Thinkstock

Übergewicht | Studie

HERZ-KREISLAUF-ERKRANKUNGEN: BEREITS WENIGE PFUNDE MEHR KÖNNEN RISIKO ERHÖHEN

Ein paar Kilos mehr oder weniger auf der Waage sind doch kein Beinbruch. Zu dieser Ansicht kommt bestimmt der ein oder andere. Doch eine schottische Studie zeigt nun genau das Gegenteil: Bereits ein geringes Übergewicht kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

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Das Team von der Universität Glasgow zeigt in ihrer Untersuchung auf, das wenige Kilos mehr eher zu Herzschwäche, Herzinfarkt und Schlaganfall führen. Das sogenannte Adipositas-Paradoxon besagt allerdings etwas anderes, wie die Forscher erklären. Laut dem Paradoxon können Übergewicht und teilweise auch Fettleibigkeit eventuell sogar von Vorteil sein. Dr. Stamatina Iliodromiti vom Forschungsteam widerspricht dieser Aussage und erklärt: „Je weniger Fett, insbesondere um den Bauch, desto geringer ist das Risiko für spätere Herzerkrankungen“. Glaubt man nun dem Paradoxon oder aber den Ergebnissen der Studie?

300 000 Probanden nahmen an der Untersuchung teil. Beim Start der Studie waren die Teilnehmer zwischen 40 und 69 Jahre alt und gesund. Über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachteten die Forscher nun den weiteren Lebensweg der Probanden. Einflussfaktoren wie Rauchen oder Bluthochdruck wurden bei der Auswertung der erhobenen Daten berücksichtigt. Die Ergebnisse zeigen, dass Menschen, die einen Body-Mass-Index (BMI) zwischen 22 und 23 kg/m2 hatten, dass geringste Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufzeigten. Dieser BMI-Wert entspricht Normalgewicht. Nimmt man die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zugrunde, beginnt Übergewicht ab einen Wert von 25, Fettleibigkeit ab einem Wert von 30.

Der Anstieg des Erkrankungsrisikos verlief linear. So ist bei Frauen ein Anstieg des BMI um 5,2 Punkte mit einem um 13 Prozent höheren Risiko verknüpft. Bei Männern sind es bei gleichem Risikoanstieg nur 4,3 Punkte auf der BMI-Skala. Ein zentraler Punkt spielt vor allem der Taillenumfang. Frauen, die einen Umfang von 74 Zentimeter haben und Männer, deren Umfang bei 83 Zentimetern liegt, haben das geringste Risiko. Jeder Zuwachs um 12,6 Zentimeter bedeutet bei Frauen eine Gefahrenerhöhung um 16 Prozent. Beim männlichen Geschlecht sprechen die Forscher von 11,4 Zentimeter, was einen Anstieg von zehn Prozent zur Folge hat. Kritisch ist vor allem das Bauchfett, da es im Gegensatz zu Fettpolstern direkt unter der Haut vermehrt Botenstoffe freisetzt, die entzündungsfördernd sind und somit die Blutgefäße schädigen.

Die durchgeführte Untersuchung ist die größte ihrer Art und widerspricht eindeutig dem Adipositas-Paradoxon. Laut Iliodramiti besteht aber durchaus die Möglichkeit, dass es bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen anders ist. Es gibt Belege dafür, dass Krebspatienten, die leichtes Übergewicht haben, ein geringeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufweisen. Das mag auch daran liegen, dass Chemotherapien zu einem erheblichen Gewichtsverlust führen können. Vor allem für ältere Menschen sei es schwierig, den BMI im Normalbereich zu halten, so die Forscher. Mit den Ergebnissen der Studie soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass bereits die Reduktion von ein paar Kilos gesundheitsfördernde Wirkung hat. Dies sollte vor allem deshalb im Auge behalten werden, da laut WHO-Daten annähernd die Hälfte aller Erwachsenen weltweit übergewichtig sind, Tendenz steigend.

Professor Dr. Nikolaus Marx, Leiter der Kardiologie am Uniklinikum Aachen erklärt, dass bereits seit langem die Aspekte der Studie in der Literatur grassieren: „Anhand dieser Daten kann man das Adipositas-Paradoxon so nicht mehr stehen lassen. Wer dicker ist, hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wenn man dann ein bisschen abnimmt, kann das nur gut sein“. Allerdings müssen nun, um das Adipositas-Paradoxon endgültig zu widerlegen, weitere große Studien folgen, die das Resultat der jetzigen Studie bestätigen. Übergewicht fördert letztlich nicht nur Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sondern auch das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes Typ-2. Zudem können Probleme des Bewegungsapparates erhöht werden.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Pharmazeutische Zeitung

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