Bei Jugendlichen, die bereits schon einmal fettleibig waren, konnte eine vermehrte Herzbelastung festgestellt werden. ©onsuda/ iStock / Getty Images Plus

Übergewicht | Herz

HERZ BEI ÜBERGEWICHTIGEN JUGENDLICHEN BEREITS GESCHÄDIGT

Zu viel Schokolade, wenig Bewegung – bereits bei Jugendlichen kann dies zu Übergewicht führen. Als wäre das nicht schon schlimm genug, führt Übergewicht im Jugendalter wohl auch zu einer vermehrten Herzbelastung.

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Dass man, wenn man an Adipositas leidet und sich entschließt, sein Gewicht zu reduzieren, auch das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen minimiert, ist bekannt, zumindest für Erwachsene. Aber wie sieht das eigentlich bei Kindern und Jugendlichen aus, die bereits übergewichtig oder fettleibig sind? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, hat ein Team um Kaitlin Wade von der Universität Bristol nun untersucht, ob ein erhöhter Body-Mass-Index bereits im Jugendalter schädliche Auswirkungen auf das Herz hat. Hierfür wurden Daten der Avon Longitudinal Study of Parents and Children, die mehr als 14 000 englische Kinder seit der Schwangerschaft ihrer Mütter Anfang der 1990er-Jahre begleitet, herangezogen.

Bei der Studie handelt es sich um eine prospektive Beobachtungsuntersuchung, die keine Kausalzusammenhänge herstellen kann. Demnach könnten bei fettleibigen Kindern und Jugendlichen neben dem Gewichtsproblem auch noch weitere Risikofaktoren wie Bewegungsmangel oder eine ungesunde Ernährung statt des Übergewichts für die Funktionsstörungen des Herzmuskels verantwortlich sein. Dies hatte die Forscherin während eines ersten Vergleichs von adipösen und schlanken Jugendlichen beobachtet.

Hierfür hat Wade mehr als 3000 Jugendliche im Alter von 17 Jahren und im Alter von 21 Jahren noch einmal untersucht. Bei der älteren Gruppe wurde zudem eine Magnetresonanztomografie zur Bestimmung von Herzgröße und Funktion durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Jugendlichen, die im Alter von 17 Jahren bereits fettleibig waren, vier Jahre später häufiger einen erhöhten systolischen und diastolischen Blutdruck aufwiesen und bereits eine linksventrikuläre Hypertrophie festgestellt werden konnte. Eine solche Vergrößerung des linken Herzmuskels wird als einer der ersten Endorganschäden des Herzmuskels und als Vorbote für eine spätere Herzmuskelschwäche angesehen.

Um diese Ergebnisse weiter zu stützen, haben die britischen Wissenschaftler zwei weitere Untersuchungen durchgeführt. Bei der ersten handelt es sich um eine Mendelsche Randomisierung, bei der die Teilnehmer nach einem genetischen Risikoscore in Gruppen mit unterschiedlichem Körpergewicht eingeteilt wurden. Bei dieser Untersuchungsform werden mögliche Störgrößen, die sich aus einer unterschiedlichen Ernährung oder anderen Verhaltensweisen ergeben könnten, vermieden, da die Gene bei der Geburt zufällig verteilt werden. Die zweite Untersuchungsform ist die Recall-by-Genotype-Analyse, die die Teilnehmer nach ihrem Genotyp unterschiedlichen Gruppen zuteilt. Beide Untersuchungsformen untermauern die Ergebnisse der reinen Beobachtungsstudie.

Da die Herzfrequenz bei einem der fettleibigen Jugendlichen nicht erhöht war, scheint die Herzvergrößerung ausschließlich auf einer Erhöhung des Schlagvolumens zu beruhen. Des Weiteren war keine Veränderung der Pulswellengeschwindigkeit in der Arteria carotis, der Halsschlagader oder der Leistenarterie nachweisbar. Deshalb gehen die Forscher davon aus, dass Adipositas nur das Herz belastet. Eine schneller auftretende Arteriosklerose, die bei Erwachsenen als ein entscheidender Risikofaktor gilt, tritt offensichtlich erst später auf.

Nadine Hofmann,
Leitung Online-Redaktion

Quelle: Ärzteblatt

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