Forschung | Corona
HERBSTZEITLOSE ALS THERAPIE GEGEN COVID-19?
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Colchicin, das Alkaloid der Herbstzeitlose, verhindert die Ausbildung des Spindelapparats und stört so die Mitose, also die Zellteilung. Es reichert sich vor allem in neutrophilen Granulozyten an, die daraufhin unbeweglicher werden und langsamer entzündete Stellen erreichen. So werden weniger Zytokine produziert, die das Entzündungsgeschehen weiter anheizen würden. Auch in andere Stellen der inflammatorischen Kaskade soll Colchicin eingreifen. Zugelassen ist Colchicin gegen familiäres Mittelmeerfieber und, wofür es meist eingesetzt wird, im akuten Gichtanfall. Seine antientzündliche Wirkweise wird nun im Einsatz gegen das Coronavirus untersucht: SARS-CoV-2 kann eine überschießende Immunantwort, einen Zytokinsturm, auslösen. Das Herbstzeitlosen-Alkaloid könnte hier antientzündlich eingreifen.
Eine placebokontrollierte Studie ("Colcorona-Studie") ist schon Ende März in Kanada angelaufen: Das Montreal Heart Institute will insgesamt 6000 Patienten untersuchen. Voraussetzung ist, dass das Coronavirus vor maximal 24 Stunden nachgewiesen wurde, der Teilnehmer nicht im Krankenhaus ist und als Risikopatient für einen schweren Verlauf gilt. Als Messgröße für den Therapieerfolg betrachten die Forscher, wieviele Probanden innerhalb von 30 Tagen stationär aufgenommen werden oder versterben. Weitere Studien, wie die spanische COL-Covid-Studie und die italienische COLVId-19-Studie, messen anders. Für den Therapieerfolg werten die Wissenschaftler Zytokinspiegel (vor allem Interleukin-6) und den Zustand der Probanden aus. Besonderes Augenmerk liegt bei allen Studien auch auf der Dosierung. Das hochgiftige Colchicin hat eine geringe therapeutische Breite.
Insgesamt sind derzeit zehn Studien zur Wirkung des Gichtmedikaments bei Covid-19 angemeldet. Die Ergebnisse stehen noch aus.
Gesa Van Hecke,
PTA und Redaktionsvolontärin
Quelle: Pharmazeutische Zeitung