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Impfungen

HEPATITIS A

Die Reisegelbsucht kommt insbesondere in Ländern mit schlechten hygienischen Verhältnissen vor. Ihr Anteil lag in den letzten Jahren bei etwa 40 bis 50 Prozent aller in Deutschland gemeldeten Hepatitis A-Fälle.

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Meist haben sich Betroffene beim Verspeisen von Mittelmeermuscheln oder durch verunreinigtes Wasser in Risikogebieten mit Hepatitis A infiziert. Die Viren können allerdings auch beim Geschlechtsverkehr zwischen Männern übertragen werden. Im November letzten Jahres kam in Berlin genau dieser Auslöser von Hepatitis A ins Gespräch. Anders als beim HI-Virus schützt der Gebrauch von Kondomen nicht vor einer Ansteckung, denn Schmierinfektionen sind dennoch möglich. Konkret wurden zwischen November 2016 und Mai 2017 etwa 100 Erkrankungen an das Robert Koch-Institut (RKI) gemeldet. Das RKI bittet alle Ärzte, den Impfstatus männlicher Patienten, die Sexualkontakte zu anderen Männern haben, zu überprüfen und gegebenenfalls eine Impfung zu empfehlen.

Hepatitis A wurde früher auch als Hepatitis infectiosa oder Hepatitis epidemica bezeichnet. Bei dem für die Infektion verantwortlichen Virus handelt es sich um ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der Picomaviridae. Es ist weltweit verbreitet – in den Entwicklungsländern leiden nahezu alle Menschen im Kindes- oder Jugendalter an der Erkrankung, während in den entwickelten Ländern Nordamerikas oder Europas aufgrund der hohen Hygienestandards die Infektionsrate deutlich zurückgegangen ist. Dieser Fortschritt hat allerdings auch zur Folge, dass immer mehr Personen keine Immunität gegen die Viren aufweisen und somit bei Reisen in Risikogebiete gefährdet sind.

Vorsicht: hochansteckend! Die Übertragung der Viren geschieht auf fäkal-oralem Wege oder durch Kontakt- und Schmierinfektion bei Sexual- oder bei engen Personenkontakten. Auch durch Wasser, kontaminierte Lebensmittel oder durch Gegenstände ist eine Infektion möglich.

Wie lange hält der impfschutz?
Bisher konnte noch nicht abschließend geklärt werden, ob nach einer erfolgten Grundimmunisierung mit zwei Impfdosen im Abstand von mindestens sechs Monaten eine Auffrischung für einen dauerhaften Impfschutz notwendig ist. Verschiedene Studien deuten darauf hin, dass keine weitere Dosis erforderlich ist, weil die meisten Geimpften je nach verwendeter Vakzine zwischen 25 und 40 Jahren immun bleiben.

Unspezifische Beschwerden und Gelbsucht Das Hauptsymptom der Infektion ist eine akute Entzündung der Leber. Abweichend von anderen Hepatitis-Formen sind bei Hepatitis A zwar keine Langzeitschäden zu befürchten, trotzdem ist die Erkrankung sehr unangenehm. Nach zwei bis sechs Wochen Inkubationszeit treten bei Erwachsenen oft unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Kreislaufprobleme auf. Man erkennt Gelbfärbungen des Augapfels sowie der Haut (Gelbsucht), die entstehen, weil die entzündete Leber den Gallenfarbstoff nicht verarbeiten kann. Erkrankte sind ein bis zwei Wochen vor und bis zu einer Woche nach Anwesenheit des Ikterus oder der Transaminaseerhöhung ansteckend. Bei Kindern verläuft die Infektion häufig asymptomatisch. Säuglinge können das Virus über mehrere Wochen mit dem Stuhl ausscheiden.

Keine kausale Behandlung Eine spezifische Therapie zur Bekämpfung der Hepatitis A gibt es nicht. Betroffene sollten Bettruhe einhalten (zumindest solange sie sich nicht gut fühlen) und sich körperlich schonen. Auf lebertoxische Medikamente sowie auf Alkohol ist unbedingt zu verzichten.

Vor Fernreisen impfen lassen Die Impfung gegen Hepatitis A wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) nicht generell empfohlen, sondern richtet sich an bestimmte Gruppen. Zu den gefährdeten Personen zählen:

  • Menschen, die im Gesundheitsdienst arbeiten und möglicherweise Kontakt zu infektiösem Stuhl haben,
  • Mitarbeiter in Kindertagesstätten,
  • Personen mit häufiger Übertragung von Blutbestandteilen,
  • Bewohner aus Pflegeeinrichtungen,
  • Reisende, die sich in Regionen mit hoher Hepatitis A-​Prävalenz aufhalten,
  • Personen, die ein riskantes Sexualverhalten praktizieren,
  • Kanalisations- und Klärwerksarbeiter mit Abwasserkontakt,
  • Personen mit Lebererkrankungen.

Eine Impfung ist sowohl als passive als auch als aktive Immunisierung möglich. Reine Hepatitis A-Impfstoffe werden zweimal intramuskulär gespritzt. Die zweite Gabe sollte nach sechs bis zwölf Monaten stattfinden – diese gewährleistet den Langzeitschutz. Zwei Wochen nach der ersten Applikation ist die Immunität bereits vorhanden. Wird der Hepatitis A/B Kombinationsimpfstoff verwendet, müssen je nach Impfschema mindestens drei Dosen verabreicht werden. Es ist möglich, dass Geimpfte durch das immunologische Gedächtnis geschützt sind, selbst wenn keine Antikörper mehr nachweisbar sind. Die Entscheidung für eine Auffrischung muss somit individuell getroffen werden und kann vor allem bei Immunsupprimierten notwendig sein. Neben der Impfung bestehen weitere vorbeugende Maßnahmen darin, in Risikogebieten nur abgekochtes Leitungswasser zu trinken, auf Meeresfrüchte, Fisch und rohes Fleisch zu verzichten und Getränke nicht mit Eiswürfeln zu kühlen.

Meldepflicht Laut Infektionsschutzgesetz muss jeder Verdacht, jeder Antikörpernachweis sowie jeder Todesfall durch Hepatitis A vom Arzt oder dem diagnostizierenden Labor an das Gesundheitsamt gemeldet werden. Dies gilt auch bei einem Antikörpernachweis, ohne dass die betroffene Person Symptome aufweist. Die Gesundheitsämter geben die Krankheitsfälle an das Robert Koch-Institut in Berlin weiter. 

Den Artikel finden Sie auch in die PTA IN DER APOTHEKE 07/17 ab Seite 126.

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin

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